staatlicher Grossbetrieb in der Landwirtschaft der ehem. Sowjetunion. Die ersten Sowchosen entstanden nach der Verstaatlichung des Bodens bereits 1919. Sie wurden als fortschrittlichste Organisationsform verstanden, in der durch beispielhafte Einführung industriemässiger Produktion und Begünstigung der AgrarIndustrie-Integration auch gesellschaftlicher Fortschritt im kommunistischen Sinne gefördert werden sollte. Die Unternehmensverfassung ist ähnlich der eines staatlichen Unternehmens in der Industrie: Der Direktor wird von übergeordneten Instanzen eingesetzt, die Beschäftigten haben Arbeitnehmerstatus. Sowchosen sind vor allem in den landwirtschaftlichen Neubaugebieten sowie in der Nähe urbaner Ballungszentren realisiert, ihre Produktionsstruktur ist stark auf Viehwirtschaft, Getreideanbau und technische Kulturen (Baumwolle) ausgerichtet. 1982 bestanden 21 911 Sowchosen, in denen 9,9 Mio. Beschäftigte 376,5 Mio. ha (rd. 68% der Gesamtanbaufläche) bewirtschafteten; die durchschnittliche Anbaufläche beträgt 16 600 ha. Die Anzahl der Sowchosen, die ihrer Beschäftigten sowie ihre Anbaufläche haben ständig zu Lasten der Kolchosen zugenommen. Auch in der 1985 eingeleiteten Phase der Perestrojka hat sich an ihrem Status nichts geändert. Sofern jedoch die jüngsten Gesetze und Gesetzentwürfe zur Privatisierung des Bodens in den verschiedenen Sowjetrepubliken wie z. B. in Russland Geltung erlangen, ist mit einer weitgehenden Auflösung der Sowchosen zu rechnen.
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