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Agrarmarkt- und Agrarpreispolitik

trägt spezifischen Faktoren Rechnung, die auf die Marktversorgung und die Preisentwicklung im landwirtschaftlichen Bereich einwirken. Die Naturabhängigkeit von Angebot (natürliche Produktionsbedingungen) und Nachfrage (Bevölkerungsentwicklung, individueller Kalorienbedarf) führt zu relativ großen Schwankungen des Angebots und relativer Gleichförmigkeit der Nachfrage. Unter diesen Bedingungen ergeben sich auf freien Agrarmärkten sehr große Preisschwankungen (- KINGsche Regel). Die Agrarmärkte sind gekennzeichnet durch eine polypolistische Struktur des Angebots und Konkurrenz zwischen den Erzeugern. Deshalb gelingt es diesen nicht, einzeln oder gemeinsam Einfluss auf Agrarmärkte und -preise zu gewinnen. So erklärt sich die Neigung der landwirtschaftlichen Erzeuger, sich staatlicher Agrarmarkt- und - preispolitik zu bedienen. Infolge der relativ niedrigen - Einkommenselastizität der Nachfrage nach Agrarerzeugnissen (-p ENGELsches Gesetz) sind die Möglichkeiten der Landwirtschaft beschränkt, über die Mengenkonjunktur am wirtschaftlichen Wachstum teilzunehmen, während der technische Fortschritt eine relativ starke Ausweitung der Produktion ermöglicht. Aus diesem Zusammenhang ergeben sich Tendenzen zur Schwächung der Anbieterposition auf den Agrarmärkten. Mit zunehmender wirtschaftlicher Entwicklung steigt die Bedeutung von Be-und Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse außerhalb der Erzeugerbetriebe. Daraus ergibt sich eine tendenzielle Abnahme des Erzeugeranteils am Verbraucherpreis. Die klassische Agrarmarkt- und -preispolitik beschränkt sich auf die Einwirkung zugunsten eines ordnungsgemäßen Ablaufs des Marktprozesses, auf die Kontrolle des grenzüberschreitenden Verkehrs und die Erhebung von Abgaben und - Zöllen aus fiskalischen Gründen. Den Angebots- und Preisschwankungen standen die Regierungen lange Zeit machtlos gegenüber. Erst der Wohlstand der Industrienationen ermöglicht diesen die Entfaltung und Anwendung eines detaillierten und i.d.R. aufwendigen Instrumentariums zur Stabilisierung der Agrarmärkte. Der Begrenzung von unter Bedingungen des Polypols häufig auftretenden Fehlplanungen der Produktion dienen Maßnahmen zur Förderung der Marktbeobachtung, der Marktstatistik und der Erzeugerinformation. Eine rationelle Vermarktung der Agrarerzeugnisse liegt im Interesse von Erzeugern und Verbrauchern. Sie wird gewährleistet durch - Wettbewerb. Maßnahmen zu dessen Aufrechterhaltung und Entwicklung sind u.a. zu sehen in der Förderung des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens und anderer Formen der Kooperation. Zu den wichtigsten Aufgaben der Markt-und Preispolitik gehört der Schutz der einheimischen Landwirtschaft vor ausländischer Konkurrenz. Anlag dazu bieten die Überlegenheit der ausländischen Konkurrenz und das strategische Bedürfnis nach Aufrechterhaltung einer gewissen nationalen Selbstversorgung. Die gebräuchlichen Mittel des -3 Protektionismus bilden Schutzzölle, Abschöpfungen und Kontingente bei Einfuhren. Die damit erreichbare Anhebung der Inlandspreise gegenüber den Weltmarktpreisen geht zu Lasten der Verbraucher. Diese unmittelbare Auswirkung läßt sich vermeiden, wenn die Erzeuger statt über die Preise direkt durch –4 Subventionen unterstützt werden (deficiency payments). Der Verbraucher wird dann indirekt als Steuerzahler belastet. Mit Hilfe eines alle wichtigen Agrarprodukte umfassenden Abschöpfungssystems lassen sich alle Schwankungen von Inlandsangebot und -nachfrage auf den Außenmarkt abwälzen. Wird dieses System durch Interventionen ergänzt, welche ein Absinken der Preise unter ein bestimmtes Niveau verhindern, dann ist es möglich, die Preisbewegungen bis zur weitgehenden Marktstabilisierung einzuschränken. Das reibungslose Funktionieren eines solchen Abschöpfungs- und Interventionssystems setzt allerdings voraus, dass auch bei größeren Angebotsmengen und abgeschwächter Nachfrage der Selbstversorgungsgrad nicht voll erreicht wird, dass der Außenmarkt gross genug ist, um inländische Defizit- oder Überschußpositionen aufzufangen, dass das Außenangebot elastisch ist und einer Preisbildung unter Wettbewerb unterliegt. In bezug auf die Hebung der nationalen Selbstversorgung ist das Abschöpfungssystem umso wirksamer, je höher die Elastizitäten von Inlandsangebot und Nachfrage in bezug auf den Preis sind. Die Wirkung auf das Wachstum der Agrareinkommen ist umso größer, je niedriger die Preiselastizität von Inlandsangebot und Nachfrage ist. Die insbesondere langfristig relativ große Preiselastizität des Inlandsangebots hat zur Folge, dass bei dauernder Anwendung des Abschöpfungssystems die Interventionsvolumina anwachsen. Daraus erwächst die Notwendigkeit, das System durch Maßnahmen der Inlandsproduktionskontingentierung und/oder der Erzeugerbeteiligung an den Kosten der Überschußverwertung zu ergänzen. Dadurch werden die Grenzen der positiven Einkommenswirkung der Markt- und Preispolitik verdeutlicht. Die Erkenntnis setzt sich heute durch, dass Einkommenspolitik für die Landwirtschaft nicht mehr allein über die Markt- und Preispolitik zu betreiben ist. Auf internationaler Ebene leistet die Agrarmarkt- und -preispolitik Beiträge zur Stabilisierung einzelner Märkte durch die Vereinbarung von Warenabkommen, welche darauf abzielen, den Exportländern Mindestpreise und den Importländern eine Mindestversorgung zu sichern. Die zwangsläufig divergierenden Interessen und die Unsicherheit insbesondere der Entwicklung der Produktion sowie die ren das Zustandekommen weltweiter Abkommen. Die Agrarmarkt- und -preispolitik für die Bundesrepublik wird im Rahmen der Europäischen Agrarpolitik betrieben. Literatur: Wöhlken, E. (1991). Plate, R., Böckenhoff, E. (1984)

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