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Die Einzelhandelszentralität einer Region (z. B. einer Stadt oder eines Landkreises) ergibt sich aus der Gegenüberstellung des vor Ort erzielten Umsatzes im Einzelhandel zu der am Ort vorhandenen einzelhandelsrelevanten Kaufkraft. Die Einzelhandelszentralität ist demnach ein wichtiger Indikator dafür, wie weit es einer Region gelingt, Kaufkraft zugunsten des jeweils niedergelassenen Einzelhandels anzuziehen.
Beispiel
Die Innenstadtlage von Trier hat laut GfK mit einem Wert von 190 % die höchste Einzelhandelszentralität in Deutschland. Während die einzelhan-
delsrelevante Kaufkraft in Trier bei nur 495,2 Mio. € liegt, beträgt der tatsächliche Einzelhandelsumsatz 941,8 Mio. €.
Quelle
· Marktforschungsunternehmen wie die GfK berechnen die Einzelhandelszentralität für einzelne Regionen, Kommunen oder sogar Stadtteile.
· Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft ist das verfügbare Nettoeinkommen zuzüglich der Entnahme aus Ersparnissen und aufgenommener Kredite abzüglich der Bildung von Ersparnissen und Tilgung von Schulden sowie Aufwendungen für Wohnen, Versicherungen und private Altersvorsorge sowie für Kraftfahrzeuge, Brennstoffe und Reparaturen sowie Reisen und sonstige Dienstleitungen. Die Berechnung der zugrunde liegenden Einkommen erfolgt aus der Lohn- und Einkommensteuerstatistik unter Berücksichtigung staatlicher Transferzahlungen (z. B. Renten, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe, Ausbildungsförderung).
Interpretation
· Der Neutralwert der Einzelhandelszentralität liegt bei 100 %. Wenn die Zentralität einen Wert von über 100 % einnimmt, fließt mehr Kaufkraft zu als Kaufkraft abfließt. Liegt die Zentralität unter 100 %, so existieren Abflüsse von Kaufkraft, die nicht durch entsprechende Zuflüsse kompensiert werden können. Per Saldo fließt demnach einzelhandelsrelevante Kaufkraft an andere Standorte bzw. in den Versandhandel oder E-Commerce ab.
· Je größer die Zentralität einer Kommune ist, desto größer ist ihre Sogkraft auf die Kaufkraft im Umland. Die Einzelhandelszentralität unterstützt demnach bei Umsatzpotenzialschätzungen sowie der Standortanalyse und Außendienststeuerung. Außerdem lassen sich mit Unterstützung der Einzelhandelszentralität bundesweit attraktive Zielgebiete für spezielle Marketing- und Verkaufsaktionen am Point of Sale identifizieren.
Maßnahmen zur Beeinflussung
Die Zentralität einer Kommune wird z. B. durch die Qualität und Quantität an Verkaufsfläche, den Branchenmix, die Verkehrsanbindung und die Kaufkraft im Marktgebiet beeinflusst und kann von einem einzelnen Unternehmen nicht verändert werden.
Grenzen
· Da es sich um eine prozentuale Kennzahl handelt, sollte flankierend die absolute Kaufkraft einer Kommune/Region ins Kalkül gezogen werden.
· Die Einzelhandelszentralität lässt nur bedingte Rückschlüsse auf die Attraktivität eines spezifischen Standorts (z. B. konkrete Immobilie, Lage) zu.
· Eine hohe Einzelhandelszentralität sagt noch nichts darüber aus, welche Kaufkraft einzelnen Branchen bzw. dem einzelnen Unternehmen zufließt.
in der Standortforschung (Standort im Handel) benutzte Kennziffer zur Bestimmung von Marktgrenzen und zur Erfassung von Kaufkraftströmen. In Fällen, wo keine räumlich differenzierten Umsatzwerte vorliegen schlägt B. Tietz dafür den Quotienten aus den Beschäftigten je
1. 000 Einwohner im Teilgebiet und den Beschäftigten je
1. 000 Einwohner im Gesamtgebiet als Kennziffer für die Einzelhandelszentralität vor.
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