(1) Charakterisierung: Die kulturvergleichende Managementforschung (Cross Cultural Management Research) untersucht primär den Einfluss kultureller Faktoren (Kultur) auf den Managementprozess (interkulturelles Management). Unterschiede und Gemeinsamkeiten bezüglich Grundannahmen, Werten, Normen und Verhaltensweisen zwischen zwei oder mehreren Ländern werden identifiziert, verstanden, beschrieben, erklärt und möglicherweise bewertet.
(2) Ziele der kulturvergleichenden Managementforschung: Die kulturvergleichende Managementforschung verfolgt
(1) deskriptiv-klassifikatorische,
(2) heuristische,
(3) falsifikatorische und
(4) pragmatische Ziele. Unter erstgenannten Zielen versteht man die Beschreibung, die Erfassung, den Vergleich und die Klassifikation verschiedener Kulturen in relativ homogene kulturelle Cluster. Heuristische Ziele sind die Entdeckung und Generierung von Hypothesen und Theorien über den Zusammenhang zwischen Managementstilen und kulturellen Faktoren. Falsifikatorische Ziele umfassen die Überprüfung der Gültigkeit von Theorien, Hypothesen und Erklärungsmodellen in fremden Kulturen an der Realität (Kontrollfunktion). Pragmatisches Ziel ist die Formulierung von Handlungsempfehlungen zum erfolgreichen Verhalten von Managern in unterschiedlichen Kulturen (interkulturelles Management).
(3) Ergebnisse der kulturvergleichenden Managementforschung: Im Wesentlichen lassen sich zwei kontroverse Positionen unterscheiden: die der Universalisten und die der Kulturisten. Die Universalisten (culture-free-These) behaupten, dass Managementprinzipien unabhängig von den kulturellen Umweltfaktoren allgemeine Gültigkeit besitzen. Das — meist in den USA entwickelte — ManagementKnow-how sei universell und könne daher leicht von einer Kultur in eine andere übertragen werden. Die Kulturisten heben dagegen die Kulturabhängigkeit (culture-bound-These) aller Managementkonzepte und -instrumente hervor. Unterschiedliche kulturelle Ausgangsbedingungen erfordern angepasstes Managementverhalten. Als Folge davon kann Management-Know-how nicht problemlos von einer Kultur auf eine andere übertragen werden. Berücksichtigt werden muss, dass die eher technischen Komponenten des Management-Know-hows, wie Investitions- und Budgetanalyse, Kostenrechnung und Controlling, leichter übertragbar sind als die personen- und verhaltensbezogenen Teile, wie z.B. Führungs-, Entscheidungs-, Motivation- und Kommunikationsstrukturen. Zudem wirken technologische Zwänge positiv auf die Transferierbarkeit. Siehe auch Interkulturelles Management (mit Literaturangaben).
Literatur: Perlitz, M.: Internationales Management, 5. Auflage, Stuttgart 2004. Internetadressen: (Forschungsinstitute) http://www.ac.wwu.edu/--culture/, http://www.anu.edu.au/ culture/, http://www.cis.or.at/, http://www.adelaide.edu.au/cisme/, http://www.escp-eap.net/faculty_ research/cccmr/.
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