Wirtschaftsraum, in dem Schockabsorption ohne währungspolitische Differenzierung möglich ist. Die Theorie optimaler Währungsräume wurde in den 60er Jahren entwickelt, um festzustellen, ob zwischen einzelnen Ländern feste Wechselkurse oder flexible Wechselkurse vorzuziehen sind. Der Ansatz ist wesentlich durch keynesianische Prämissen geprägt. Er unterstellt eine Inflexibilität der Nominallöhne nach unten und Geldillusion der Arbeitnehmer. Die Theorie geht i.allg. von einer realen Störung (Nachfrage- oder Angebotsschock) aus, die auf ein einzelnes Land konzentriert ist; hierfür hat sich die Bezeichnung asymmetrischer realer Schock eingebürgert. Ist der Schock sehr stark, kann das Land einen Einbruch der Beschäftigung nur verhindern, wenn es eine reale Abwertung seiner Währung gegenüber den Währungen seiner Haupthandelspartner erreichen kann. Bei absolut festen Wechselkursen würde dies einen Minderanstieg der heimischen Nominallöhne gegenüber der Lohnentwicklung im Ausland erfordern, im Extremfall auch eine Nominallohnsenkung, die jedoch auf Grund der Annahmen ausgeschlossen wird. Absolut feste Wechselkurse würden so also zu Unterbeschäftigung führen. Bei anpassungsfähigen Wechselkursen kann die Starrheit der Nominallöhne durch eine (nominale) Abwertung der heimischen Währung ausgeglichen werden, die dann zur erforderlichen realen Abwertung führt. Die Störung kann also ohne Beschäftigungsprobleme behoben werden. Konstitutiv für diese Herleitung ist die Annahme der Geldillusion. Andernfalls würden die Arbeitnehmer, sobald sie feststellen, dass ihre Reallöhne durch die Abwertung reduziert worden sind, entsprechend höhere Nominallöhne fordern. Im Ergebnis hätte die nominale Abwem,ng dann keine Auswirkungen auf den realen Wechselkurs. Unabhängig von ihrer starken Prägung durch keynesianische Annahmen weist die Theorie optimaler Währungsräume auch eine Reihe weiterer Nachteile auf. Sie differenziert nicht zwischen absolut festen und festen, aber anpassungsfähigen Wechselkursen. Ihre Aussagen gelten nur für den Fall absolut fester Wechselkurse, d.h. für die Verhältnisse einer Währungsunion. Sehr früh wurde von Robert A. MUNDELL erkannt, dass die nach einem asymmetrischen Schock erforderliche realwirtschaftliche Anpassung auch durch eine entsprechend hohe Mobilität des Faktors Arbeit herbeigeführt werden kann. Das Ausmass an Arbeitsmobilität ist daher ein wichtiges Kriterium für die Identifikation optimaler Währungsräume. Von Ronald McKINNON wurde darauf hingewiesen, dass Abwertungen in sehr offenen Volkswirtschaften rasch zu einem fühlbaren Anstieg des Preisniveaus führen würden. Die Geldillusion der Arbeitnehmer könne so nur sehr begrenzt ausgenutzt werden. Offene Volkswirtschaften, wobei es sich meistens um kleine Volkswirtschaften handelt, seien daher eher als Mitglieder eines optimalen Währungsraumes anzusehen als Länder, bei denen der Anteil der handelbaren Güter am Sozialprodukt nur gering ist. Problematisch ist auch die Annahme, dass ein asymmetrischer realer Schock so stark ausfällt, dass er nicht auf einen einzelnen Gütermarkt begrenzt bleibt, sondern eine ganze Volkswirtschaft erfaßt. Die Diversifikation der Produktpalette eines Landes ist somit ein weiteres Kriterium für die Festlegung optimaler Währungsräume (Peter B. KENEN). Bei einem für alle Industrieländer typischen hohen Mass an Diversifikation ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten gravierender asymmetrischer realer Schocks also recht gering. Es wird dabei deutlich, dass sich die Theorie der optimalen Währungsräume ausschließlich auf Aspekte der - Allokation beschränkt, ohne selbst diese umfassend abzuhandeln, da sie darauf verzichtet, die mikroökonomischen Vorteile einer Währungsunion (Einsparung von Transaktions- und Informationskosten) mit den möglichen allokativen Nachteilen eines absolut festen Wechselkurses zu vergleichen. Bei der Entscheidung über die Gründung einer Währungsunion oder den Beitritt zu einem bereits existierenden Währungsraum sind eine Reihe zusätzlicher Kriterien zu berücksichtigen. Unter dem Gesichtspunkt der geldpolitischen Effizienz kann es für ein Land von Vorteil sein, auf die Autonomie im Bereich der Geldpolitik zu verzichten, wenn die Glaubwürdigkeit des Notenbanksystems einer Währungsunion höher ist als die seiner nationalen Zentralbank. Dies könnte auch dann geboten sein, wenn ein einzelnes Land mit starker Instabilität seiner Geldnachfragefunktion konfrontiert ist (z.B. als Folge eines makroökonomischen Stabilisierungsprogramms) und wenn sich zugleich die aggregierte Geldnachfrage in der Währungsunion als relativ stabil erweist. Schließlich ist ein wesentlicher makroökonomischer Vorteil einer Währungsunion darin zu sehen, dass sie in Systemen mit festen, aber anpassungsfähigen Wechselkursen Störungseffekte, die von den Devisenmärkten ausgehen können, vollständig eliminiert. Zwar gehen von den Devisenmärkten häufig makroökonomisch erwünschte Disziplinierungseffekte auf Länder mit inflatorischer Politik aus, es kommt aber immer wieder auch dazu, dass Währungen unter Abwertungsdruck geraten, obwohl die Wirtschaftspolitik eines Landes eine klare Stabilitätsorientierung aufweist. In diesem Fall wird die Geldpolitik zu einem übermäßig restriktiven Kurs gezwungen, der mit vermeidbaren Einbußen bei Produktion und Beschäftigung verbunden ist. Eine weitere Determinante der Entscheidung zwischen einer Währungsunion und unabhängigen nationalen Währungen ist die Effizienz der Außenhandelsbeziehungen. Für den Handel innerhalb der Währungsunion benötigen die Teilnehmerländer keinerlei internationale Währungsreserven, da die gemeinsame Währung uneingeschränkt als Transaktionsmittel akzeptiert wird. In einem Raum mit unabhängigen nationalen Währungen besteht demgegenüber für die meisten Länder stets ein Bedarf an internationaler Liquidität, um bei temporären Störungen a) entweder einen festen Wechselkurs aufrechtzuerhalten (System fester, aber anpassungsfähiger Wechselkurse) oder um b) bei flexiblen Kursen allzu große Schwankungen des marktbestimmten Kursverhältnisses zu vermeiden (System des managed floating). Bei intensiven Außenhandelsbeziehungen und geringen Beständen an Währungsreserven kann es für Länder daher vorteilhaft sein, eine Währungsunion zu bilden. Bei diesem Arrangement ergibt sich im Handel mit Drittländern außerdem ein Diversifikationseffekt in bezug auf mögliche Störungen, die mit einem Reservebedarf verbunden sind, wodurch es ebenfalls zu einer Einsparung von Währungsreserven kommt. Bei der Determination optimaler Währungsräume kommt nicht zuletzt auch der Fiskalpolitik eine zentrale Bedeutung zu. Da die nationale Geldpolitik als Instrument bei länderspezifischen Schocks ausfällt, ist v.a. von Interesse, wie stark die automatischen fiskalpolitischen Stabilisatoren sind. In Währungsräumen, die mit einem Nationalstaat zusammenfallen, sind solche Mechanismen aufgrund des interregionalen Finanzausgleichs relativ stark ausgeprägt. In einer europäischen Währungsunion wären solche Stabilisatoren sehr viel schwächer ausgebildet. Aufgrund der Größe der einzelnen Teilnehmerländer ist jedoch davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von asymmetrischen Schocks sehr viel geringer ist als beispielsweise in einem deutschen Bundesland. Insgesamt gesehen, bedarf die traditionelle Theorie der optimalen Währungsräume somit einer grundlegenden Neuformulierung. Sie muss nicht nur auf eine zeitgemäße makrotheoretische Basis gestellt, sondern auch von ihrer rein allokatiyen Betrachtungsweise auf eine umfassende mikro- und makroökonomische Effizienzanalyse erweitert werden. Literatur: Ishiyama, Y. (1975)
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