(= Stockholmer Schule) Gruppe von zumeist in Stockholm lehrenden Ökonomen, die Überlegungen von Gustav CASSEL und v.a. Knut WICKSELL fortführten. Die Bezeichnung geht auf Bertil OHLIN zurück, der den Anspruch erhob, von ihm und anderen schwedischen Ökonomen seien wesentliche Elemente der Keynesianischen Theorie bereits in den späten 20er und frühen 30er Jahren vorweggenommen worden. Gemeinsam ist den Vertretern der schwedischen Schule der Versuch zur Verbindung der Theorie des allgemeinen Gleichgewichts (Lausanner Schule) mit geldtheoretischen Überlegungen, der zur Entwicklung einer makroökonomischen Theorie der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage führte. Knut WICKSELL (1851-1926) gehörte mit Carl MENGER, Leon WALRAS, William S. JEVONS, John B. CLARK und Alfred MARSHALL zu den Begründern der Neoklassischen Theorie. Auf Basis der von Eugen von BÖHM-BAWERK geschaffenen Österreichischen Kapitaltheorie entwickelte er (nahezu gleichzeitig mit Phillip H. WICKSTEED) die Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung, die er wie CLARK makroökonomisch (nicht jedoch als ethisch gerechtfertigt) interpretierte. Wie WICKSTEED zeigt er, dass die Entlohnung nach dem Grenzprodukt nur bei - constant returns to scale das Produkt ausschöpft. Neu war sein Nachweis, dass jeder Produktionsfaktor als derjenige aufgefaßt werden kann, der den verbleibenden Rest erhält, nachdem alle anderen nach dem Grenzprodukt entlohnt wurden. In seinen kapitaltheoretischen Untersuchungen erkannte WICKSELL, dass Veränderungen im Faktor-Preis-Verhältnis nicht notwendig mit gegenläufigen Veränderungen im Faktor-Einsatz-Verhältnis verbunden sein müssen (WICKSELL-Effekte, - reswitching). In seinen geldtheoretischen Untersuchungen versuchte WICKSELL, eine Verbindung zwischen der Erklärung des allgemeinen Preisniveaus durch die - Quantitätstheorie des Geldes und der Erklärung der Preisstruktur durch die Theorie des allgemeinen Gleichgewichts herzustellen. Die Verbindung ergibt sich nach WICK-SELL aus dem Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach Investitionsgütern und dem - Zins. Liegt der Geldmarktzinssatz unter dem sog. natürlichen Zinssatz, d.h. der sich aus der Grenzproduktivität ergebenden erwarteten Ertragsrate für neue Kapitalgüter, so werden vermehrt Kredite nachgefragt, die - Geldmenge steigt mitsamt der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage, und das Preisniveau steigt, solange das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleibt. Mit steigendem Preisniveau steigen jedoch auch die Erwartungen bezüglich der absetzbaren Produktionsmengen, so dass ein kumulativer Prozess ausgelöst wird, der so lange in Gang gehalten wird, wie der Geldmarktzinssatz unter dem natürlichen Zinssatz liegt. Ahnlich wie WICKSELL versuchte Gustav CASSEL (1866-1944), der mit seiner verkürzten Version der auf WALRAS zurückgehenden Theorie des allgemeinen Gleichgewichts (Lausanner Schule) wesentlich zu deren Popularisierung beitrug, in seinen Arbeiten auf dem Gebiet der internationalen Wirtschaftsbeziehungen eine Verbindung zwischen nationalen Inflationsprozessen und der allgemeinen Preistheorie über die Kaufkraftparitätentheorie herzustellen. Erik LINDAHL (1891-1960) knüpfte in den 20er Jahren an die geldtheoretischen Überlegungen WICKSELLs an, als er den Versuch unternahm, die neoklassische (statische) Preistheorie interdependenter Märkte für die Erklärung von - Konjunkturzyklen nutzbar zu machen. LINDAHL, der nahezu gleichzeitig mit Friedrich A. von HAYEK das Konzept des - intertemporalen Gleichgewichts entwickelte, betonte die Rolle der Erwartungen und der Anpassungsverzögerungen (lags) in WICKSELLs kumulativem Prozess der - Inflation bzw. Deflation und formulierte den Begriff des »monetären Gleichgewichts«, bei dem Geldmarktzinssatz und natürlicher Zinssatz übereinstimmen, Ersparnis und Investitionsvolumen gleich sind und das Preisniveau konstant bleibt. LINDAHLs Überlegungen wurden von Gunnar MYRDAL (1898-1987) aufgegriffen, der zeigte, dass bei technischem Fortschritt das Preisniveau nicht konstant bleiben muß, selbst wenn die übrigen Bedingungen für ein monetäres Gleichgewicht im Sinne LINDAHLs erfüllt sind, und der die Unterscheidung zwischen ex-ante- und ex-post-Analyse (Analyse) einführte. Erik LUNDBERG (1907-1987), Dag HAMMARSKJÖLD (1905-1961) und Bertil OHLIN (1899-1979) entwickelten schließlich die MYRDALsche Analyse weiter zu einer dynamischen Sequenzanalyse, mit der sie die Zusammenhänge zwischen dem Zinssatz und dem Gleichgewicht von Sparen und Investieren sowie von Veränderungen des Niveaus der Preise und des Outpus untersuchten. OHLIN, der zuvor gemeinsam mit Eli HECKSCHER einen wichtigen Beitrag zur Außenwirtschaftstheorie geliefert hatte (HECKSCHER-OHLIN-Theorem) und in der späteren Auseinandersetzung mit John M. KEYNES die sog. loanable funds theory formulierte, verlegte den Schwerpunkt der Überlegungen von Variationen des Preisniveaus auf solche der Produktion von Konsum- und Kapitalgütern und damit auf Variationen des Niveaus der gesamtwirtschaftlichen Produktion und der Beschäftigung. Die Untersuchungen von OHLIN, MYRDAL und LINDAHL enthielten bereits einige Elemente der nur wenig später entwickelten Keynesianischen Theorie. Literatur: Jonung, L. (1991). Hansson, B.A. (1982). Steiger, O. (1971)
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