1. In der älteren Literatur (William St. JEVONS, 1875) erklärten echte Sonnenflecken Schwankungen der Agrarproduktion, die ihrerseits auf die übrige (damals noch relativ kleine) Wirtschaft ausstrahlten und gesamtwirtschaftliche Konjunkturzyklen bewirkten.
2. In der modernen Literatur sind sunspots ein Synonym für ein zufälliges, exogenes, ökonomisch irrelevantes (extrinsic) Ereignis, das von allen beobachtet werden kann und von dem die agents glauben, dass es endogene Variable bestimme. Sunspot-Zyklen, erstmals von David CASS und Karl SHELL (1983) beschrieben, sind eine Variante von Konjunkturtheorien mit endogener Dynamik, mit rationalen Erwartungen und jederzeit vollständiger Markträumung. Die Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte hängen von den Erwartungen über die nächste Periode ab (one step forward looking system), was formal einem System einander überlappender Generationen (overlapping-generations-Modelle) entspricht. Das Modell enthält eine stochastische Komponente insofern, als die Erwartungen unmittelbar von den sunspots abhängen: Treten Sonnenflecken auf, gäbe es hohe Preise, sonst niedrige. Unter bestimmten Voraussetzungen, etwa Unvollständigkeit der Märkte, mangelnde Möglichkeit der Teilnahme am Markt (z.B. der Generation, die erst nach dem extrinsischen Ereignis geboren wird) oder einer cash-in-advanceBeschränkung, kann es zu einem Prozess sich selbst erfüllender Erwartungen kommen und zu einer zyklischen Entwicklung, wenigstens in der Form eines Alternierens zweier sunspot-Gleichgewichte (cycle of order 2). Verständnisschwierigkeiten bereitet insbes. das Entstehen solcher kausal unbegründeter Erwartungen und das Fehlen eines Lernprozesses. Allerdings scheint es nicht untypisch zu sein, dass manche makroökonomischen Größen in der öffentlichen Meinung zumindest vorübergehend eine ungerechtfertigte oder übertriebene Bedeutung erlangen, wie etwa die monatlichen Geldmengenzuwachsraten in den USA der frühen 80er Jahre oder die Leistungsbilanzdaten in späterer Zeit. Nach Michael WOODFORD könnte man die sunspot-Variablen am ehesten als very small shock to fundamentals verstehen, auf die eine over-response erfolgt. - Stabilitätspolitik könnte in sun-spot-Modellen grundsätzlich wirken und sinnlose Anpassungen vermeiden, doch ist nicht recht ersichtlich, woran sich eine solche Stabilisierungspolitik orientieren sollte. Literatur: Woodford, M. (1987). Cass, D., Shell, K. (1983). Haberler, G. (1937)
Siehe Konjunktur
Vorhergehender Fachbegriff: Sonn- und Feiertragsarbeit | Nächster Fachbegriff: Sonntagsarbeit
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|