(= Stamokap) auf Wladimir I. LENIN zurückgehende Theorie, die zunächst in den sozialistischen Ländern (speziell DDR), später aber auch in der BRD und Frankreich weiterentwickelt wurde. Der Begriff Staatsmonopolkapitalismus bezeichnet danach die letzte, »absterbende« Phase, in die der Kapitalismus seit dem
1. Weltkrieg eingetreten ist. Von außen durch das Entstehen sozialistischer Staaten und den Zusammenbruch der Kolonialimperien in seinem Aktionsraum beschränkt, ist das kapitalistische System ab diesem Zeitpunkt durch eine zunehmende Monopolisierung gekennzeichnet: Konkurrenzunternehmen werden von Monopolen (Angebotsmonopol) abgelöst. Deren Größe und die sich beschleunigende technische Entwicklung lassen sie in systemgefährdender Weise auf Grenzen der Aufnahmefähigkeit des Marktes stoßen (erst auf dem Markt entscheidet sich, ob das Produzierte auch absetzbar ist). Damit ihre objektive Überlebtheit beweisend, sind sie auf das Eingreifen des Staates angewiesen. Zur Minderung des gestiegenen Risikos ist dieser genötigt, Garantien zu bieten, die ein planmäßigeres Produzieren erlauben (Krisenmanagement, Schaffung von Märkten mit Absatzgarantie z.B. im Rüstungsbereich, Sozialisierung von Verlusten, Übernahme von Kosten für betriebliche Forschung und Entwicklung etc.). Damit werden in das kapitalistische System Momente der Vorwärtsregelung aufgenommen (Planung), die zwar nicht ihrem Inhalt, wohl aber ihrer Form nach fortschrittlich sind. Weil sich innerhalb des Kapitalismus über ihn hinausweisende Formen entwickelt haben, wird daraus z.T. eine Theorie vom friedlichen Übergang zum Sozialismus abgeleitet: Die Arbeiterklasse kann, mit Teilen des von den Monopolen bedrohten Bürgertums verbündet (Volksfrontstrategie), auf demokratischem Wege Einfluss auf den Staatsapparat gewinnen und die in ihm schon angelegten fortschrittlichen Formen nutzen und ausbauen. Kritisiert wird in der Literatur zur Stamokap-Theorie a) die Auffassung vom Staat als neutrales, ohne vorherige Änderung der ökonomischen Machtverhältnisse für die Ziele der Arbeiterklasse verwendbares Herrschaftsinstrument; b) die angenommene Interessenidentität zwischen Arbeiterklasse und Teilen des Bürgertums; c) die Interpretation des staatlichen Intervenierens als über das kapitalistische System hinausweisendes Element; d) die mechanistische Auffassung vom Absterben des Kapitalismus, die eine Leeerformel darstellt, solange die wie auch immer gefaßte objektive Überlebtheit des Systems keine Entsprechnung im Bewußtsein der Arbeiterklasse findet. Literatur: Ebbighausen, R. (1974). Wirth, M. (1972). Wygodski, S.L. (1972). Boccara, P. (1971)
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