Zinstheorie
von A.H. GIBSON (1923) in England für den Zeitraum 1820-1920 beobachtete Gleichläufigkeit von langfristigem Zinssatz und Preisniveau, die John Maynard KEYNES (1930) als im System der (neo)klassischen Theorie »paradox« verspottete. Die Vorstellungswelt der - Quantitätstheorie hat nur Raum für einen Geldmengen-Preis-Zusammenhang (bei gegebenem Realeinkommen und gegebener Umlaufgeschwindigkeit des Geldes), nicht für einen Geldmengen-Preis-Zins-Zusammenhang, der das Realeinkommen zwangsläufig ins Spiel brächte.
KEYNES selbst bot im Rahmen seiner Theorie der Liquiditätspräferenz mit dem (komparativ-statischen) Preiseffekt eine Erklärung für das von GIBSON beobachtete Phänomen an: Danach sind höhere Preise (p) bei gegebenem nominalem Geldangebot (M) mit einem niedrigeren realen Geldangebot (M/p) verknüpft. Solange das Realeinkommen gleichbleibt und folglich auch die Nachfrage nach realer Transaktionskasse auf dem alten Niveau verharrt, muss Geld aus der Spekulationskasse abgezogen werden, um das höhere Preisniveau zu alimentieren bzw. der niedrigeren Realkasse Rechnung zu tragen. Dies vermag nur ein höherer Zins zu bewirken. Unter den in der Folge entwickelten zahlreichen alternativen Erklärungsansätzen griff man hauptsächlich auf den von Irving FISHER (1907) vorgestellten (dynamischen) Preiserwartungseffekt zurück. Während jedoch der keynesianische Preisniveaueffekt Zinsunterschiede mit Preisniveau-Unterschieden in Verbindung bringt (totale Differentiale di, dp), stellt der FISHERsche Preiserwartungseffekt eine Beziehung her zwischen Zinsniveau (i) und erwarteter relativer Preisänderung ldp pdt • Der Preisniveau-Effekt ist (komparativ-) statisch, der Preiserwartungseffekt, besser Inflationserwartungseffekt, dynamisch. F.G. Literatur: Badura, J.R. (1977)
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