(engl.: demand management) Die Nachfragesteuerung ist eine wirtschaftspolitische Konzeption, die in der Anlehnung an die ursprüngliche Argumentation von John May- nard Keynes versucht, konjunkturelle Fehlentwicklungen durch die Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu korrigieren. Eine herausragende Rolle bei der Nachfragesteuerung kommt der Fiskalpolitik zu. Mit Hilfe steuerpolitischer Massnahmen soll die Konsumnachfrage der privaten Haushalte bzw. die Investitionstätigkeit der Unternehmen konjunkturgerecht verändert werden. Von Steuersenkungen wird eine Belebung der Nachfrage erwartet, Steuererhöhungen sollen die Nachfrage senken. Darüber hinaus steht dem Staat die Möglichkeit offen, durch antizyklisches Ausgabeverhalten seinen eigenen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu beeinflussen. Insbesondere kreditfinanzierte staatliche Investitionen (deficit spending) sollen die Rezession überwinden helfen, dem Boom wird nach diesem Konzept durch konsequente staatliche Ausgabenbeschränkung Einhalt geboten.
Der Grundgedanke der Nachfragesteuerung findet sich im Stabilitätsgesetz wieder, von dem sich die Wirtschaftspolitiker eine dauerhafte Überwindung des Konjunkturphänomens erhofften. Die grundsätzlichen Probleme diskretionärer Politik wie Wirkungsverzögerungen oder Attentismus haben aber gezeigt, dass in der Nachfragesteuerung allein kein konjunkturpolitisches Patentrezept zu finden ist.
Nachfragesteuerung kann auch in den Dienst der sektoral oder regional differenzierenden Strukturpolitik gestellt werden. Hierbei besteht jedoch die Gefahr einer Behinderung des Marktmechanismus und des preisreagiblen Leistungswettbewerbs.
Literatur: Teichmann, U., Grundriss der Konjunkturpolitik, 4.Aufl., München 1988. Pätzold,]., Stabilisierungspolitik, 4. Aufl., Bern, Stuttgart 1991.
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