zweitbeste Lösung
(Theorie des Zweitbesten) beschäftigt sich mit Problemen der Wohlfahrtssteigerung bzw. -optimierung in Volkswirtschaften, in denen nicht alle Marginalbedingungen des - PARETO-Optimums gleichzeitig erfüllbar sind. Da die paretianischen Optimumbedingungen praktisch nicht sämtlich erfüllbar erscheinen (Steuerwirkungen, Monopoleffekte, Externalitäten etc. verhindern dies), sind die Rahmenbedingungen dieser Theorie für die - Wohlfahrtsökonomik von vorrangiger Relevanz. Entgegen der vormals verbreiteten Auffassung, dass die möglichst weitgehende Erfüllung der paretianischen Bedingungen (näher) zu einem Optimum führen, bestreitet das Theorem des second best die generelle Gültigkeit dieser Vorstellung. Vielmehr verlange die Erreichung eines Optimums bei Unerfi llbarkeit einer paretianischen Optimumbedingung eine Abweichung von allen anderen (Richard G. LIPSEY und Kelvin LANCASTER). In ihrer Version als totale Optimierung unter der Nebenbedingung unerfüllbarer Optimumbedingungen erscheint die Theorie des second best utopisch (Paul STREETEN), weil ohne Aussicht auf Operationalisierbarkeit. Anwendungsbezogener ist die partielle (»piecemeal«) Version der Theorie: Sie untersucht die Bedingungen, unter denen partielle Durchsetzung von Optimalbedingungen zu (potentiellen) Wohlfahrtssteigerungen führt (Otto A. DAVIS und Andrew B. WHINSTON). So erscheint z.B. die Monopolbekämpfung (potentiell) paretianisch vorteilhaft, wenn die Monopolisierung in der restlichen Volkswirtschaft gering bzw. weniger weit fortgeschritten ist (Edward J. MISHAN). In der Kosten-Nutzen-Analyse versucht man, durch Preiskorrekturen bzw. -simulationen den Rahmenbedingungen des second best gerecht zu werden: Man versucht, die Nettozahlungswilligkeit für ein Projekt (als Indiz für potentielle paretianische Wohlfahrtssteigerungen) zu ermitteln, die i.d.R. von Gelderlösen minus Geldkosten abweicht, weil Marktunvollkommenheiten vorliegen, d.h. relevante Optimalbedingungen unerfüllt bleiben. Die partielle Variante der Theorie und ihre Anwendung vermeidet zwar den Zwang zur Ableitung von Optimalbedingungen für alle Sektoren, ist damit aber nicht aller Sorgen um totale Analyse ledig. Welche Abweichungen von Optimalbedingungen relevant sind, vermag auch bei reduziertem Optimierungsanspruch nur eine »totale« Theorie prinzipiell zu klären. Literatur: Sohmen, E. (1976). Fest, H. (1971). Mishan, E.J. (1962)
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