statistische Messgrössen, die, in regelmässigen Abständen erfasst, über soziale Tatbestände informieren sollen, die für die Qualität des Lebens in einem bestimmten Land von Bedeutung sind. Die Notwendigkeit, die gesellschaftliche Lageberichterstattung durch Sozialindikatoren über die vorwiegend an den wirtschaftlichen Daten des —Volkswirtschaftlichen Rechnungswesens orientierten Informationen hinaus zu erweitern, hat sich aus der Kritik an der nahezu ausschliesslichen Verwendung dieser wirtschaftlichen Daten in der politischen Praxis ergeben. Da im Volkswirtschaftlichen Rechnungswesen grundsätzlich nur Vorgänge erfasst werden, die sich in Geldeinheiten bewerten lassen, ist zu befürchten, dass wichtige andere Tatbestände in politischen Entscheidungen, wenn überhaupt, so nur eine untergeordnete Berücksichtigung finden. Aus diesem Grunde wurden Systeme von Sozialindikatoren entwickelt, die neben wirtschaftlichen auch noch andere sozialrelevante Entwicklungen erfassen. Dadurch sollen mögliche gesellschaftliche Fehlentscheidungen, die durch eine Verengung der Informationen nur auf wirtschaftliche Daten hervorgerufen werden könnten, verhindert werden. Wichtige Bereiche, die durch entsprechende Sozialindikatoren erfasst werden sollen bzw. teilweise schon erfasst sind, sind der Gesundheitszustand und die medizinische Versorgung von Bürgern, die Möglichkeiten zur Entwicklung der Persönlichkeit durch Bildung, Arbeit und Freizeit, durch Beteiligung an Entscheidungen und den Schutz vor wirtschaftlichen Risiken, ferner die physische Umwelt, die persönliche Sicherheit, die Rechtspflege und viele andere. Während eine Einigung über die Bedeutung dieser Bereiche für die Qualität des Lebens in einem Staate noch relativ leicht erreicht werden kann, scheiden sich die Geister an der Frage, durch welche Indikatoren der jeweilige Bereich am zutreffendsten erfasst wird. Ist z. B. der Bereich "medizinische Versorgung" durch die Zahl der vorhandenen Krankenhausbetten oder durch die Zahl der verabreichten Injektionen usw. adäquat erfasst? Unter den Wissenschaftlern, die sich mit der Erstellung von Sozialindikatoren-Systemen beschäftigen, besteht gegenwärtig ein Einverständnis darüber, dass ein Streit, ob es wohl ein eindeutig bestes Indikatorensystem gibt, fruchtlos ist. Indikatorensysteme können niemals, sollen sie überschaubar und informativ bleiben, sämtliche sozialen Bereiche vollständig erfassen. Obwohl sie also immer unvollständig bleiben werden, stellen sie in jedem Falle eine wichtige Ergänzung zu den (ebenfalls unvollständigen) Daten des Volkswirtschaftlichen Rechnungswesens dar. Um die Vergleichbarkeit der Sozialindikatorensysteme der einzelnen Länder zu gewährleisten, haben internationale Organisationen, wie z. B. die Vereinten Nationen oder die OECD, versucht, einheitliche Systeme zu entwickeln. Über einzelne Entwicklungsstadien dieser schwierigen und bis dato noch nicht abgeschlossenen Abstimmungsverfahren liegen eine Reihe von Zwischenergebnissen vor. Literatur: Leipert, C., Gesellschaftliche Berichterstattung, Berlin u. a. 1978. Zapf, W., (Hrsg.), Lebensbedingungen in der Bundesrepublik, 3. Aufl., Frankfurt a. M. 1983.
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