In diesem Ansatz der Organisationstheorie, der insbesondere von H. A. Simon und R. M. Cyert/J. G. March entwickelt wurde, steht die empirische Erforschung von Entscheidungsprozessen in Unternehmen im Vordergrund. Aus detaillierten Fallstudien einzelner Entscheidungen in bestimmten Unternehmen wurden durch Induktion verallgemeinernde Schlussfolgerungen gezogen. Die Forschungen erbrachten vor allem das Ergebnis einer grossen Diskrepanz zwischen den Vorstellungen der normativen Entscheidungstheorie und den real ablaufenden Entscheidungen. Diese erwiesen sich als weitaus irrationaler und chaotischer, als es den Modellvorstellungen entspricht. Im sog. Mülleimermodell der Entscheidung (garbage can) wird sogar die These aufgestellt, dass Entscheidungen in Organisationen eher auf Zufall als auf Kalkül zurückgehen. Zentrale Ergebnisse der verhaltensorientierten Entscheidungsforschung sind das Konzept der „begrenzten Rationalität” (bounded rationality) und die Erkenntnis erheblicher und dauerhafter Zielkonflikte in Organisationen. Eine optimale Organisationsgestaltung wird dadurch deutlich erschwert. Siehe auch Organisationstheorie (mit Literaturangaben).
Literatur: Bea, F. X., Göbel, E.: Organisation, 2. Auflage, Stuttgart 2002, S. 100-118; dieselben: Organisation, 3. Auflage, Stuttgart 2006; Cyert, R. M., March, J. G.: Eine verhaltenswissenschaftliche Theorie der Unternehmung, 2. Auflage, Stuttgart 1995.
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