(= Zielantinomien) Die Pluralität der Ziele der - Wirtschaftspolitik macht klar, dass die Ziele nicht alle auf der gleichen Ebene und isoliert nebeneinander stehen. Vielmehr bestehen in logischer, kausaler, zeitlicher und rangmäßiger Hinsicht zwischen den einzelnen Zielen des Zielsystems Abhängigkeiten. Während die Ableitung der Ziele und das Aufstellen einer Rangordnung zwischen ihnen (üblicherweise) nicht als Aufgabe des Wissenschaftlers gesehen werden, zählt es zu seinen eigentlichen Aufgaben, die Abhängigkeiten und insbes. Unverträglichkeiten (Inkompatibilitäten) zwischen den Zielen zu analysieren. Schließen wir die Beziehungen auf der Wertebene als Interessenkonflikte aus, so können Zielkonflikte lediglich auf logischer oder empirischer Ebene auftreten. Die logischen Beziehungen zwischen Zielen können jedoch einerseits als Scheinproblem (bei Identität von Zielen), andererseits als Denkfehler (bei Widersprüchlichkeit von Zielen) ausgeklammert werden. Von besonderem Interesse sind die verbleibenden empirischen (kausal-zeitlichen) Beziehungen zwischen den Zielen: die Kompatibilität (Harmonie), die Neutralität und die Inkompatibilität (Antinomie). Neutralität zwischen Zielen ist unproblematisch und zudem aufgrund der allg. Interdependenz volkswirtschaftlicher Prozesse selten zu beobachten. Kompatibilität liegt vor, wenn die Erfüllung des einen Ziels auch die des oder der anderen fördert. Häufig nimmt jedoch der Grad der Kompatibilität mit fortschreitender Zielverwirklichung ab. Antinomische Zielbeziehungen stehen im Mittelpunkt der Zielkonfliktdiskussion. Sie äußern sich in negativen Nebeneffekten der zur Erreichung eines Zieles eingesetzten Instrumente, die die gleichzeitige Erfüllung eines anderen Zieles verhindern. Die wirtschaftspolitischen Handlungsmöglichkeiten lassen sich bei zwei Zielen durch eine Transformationsfunktion darstellen, die bei Zielantinomie negative Steigung aufweist und als »Linie der unvermeidlichen Zielkonflikte« gekennzeichnet werden kann. Die Entscheidung, welcher Punkt auf dieser Kurve gewählt werden soll, kann nur mit Hilfe einer Präferenzfunktion gefällt werden. Typische Beispiele sind die Diskussion um die modifizierte - PHILLIPS-Kurve, der Konflikt zwischen Wirtschaftswachstum und Preisstabilität sowie zwischen interner und externer Stabilisierung. Will man mehr als zwei Ziele berücksichtigen, so muss man ein wirtschaftspolitisches Entscheidungsmodell konstruieren wie in der quantitativen Wirtschaftspolitik. Literatur: Hennies, M.O.E. (1971). Kaldor, N. (1971). Knips, W. (1970)
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