Gestaltung der Schulden(struktur)politik der öffentlichen Hand, orientiert am »fiskalischen Ziel« der Zinskosten- und Annuitätenminimierung (-j Annuität, -. Fiskus). Die instrumentellen Ansatzpunkte sind die Laufzeiten- und Gläubigerstruktur und/ oder die Bestimmung des Platzierungsverfahrens sowie sonstiger Konditionen. Das debt management im weiteren Sinne umfasst darüber hinaus die Gestaltung des Schuldenniveaus unter Berücksichtigung stabilitätspolitischer (- Stabilitätsund Wachstumsgesetz), aber auch verteilungspolitischer Ziele.
Schuldenmanagement
Gestaltung und Durchführung der öffentlichen Kreditaufnahme. Dazu gehört vor allem die Bestimmung der Formen, Fristen und Gläubiger der Staatsschulden. Durch Debt Management soll u. a. eine Minimierung der Zinskosten für den Staat und eine möglichst kontinuierliche Inanspruchnahme der Kapitalmärkte erreicht werden.
staatliche Massnahmen, die durch eine alternative oder simultane Veränderung von Staatsschuldformen, Laufzeiten, Zinssätzen und Gläubigerstruktur einer gegebenen Höhe der Staatsschuld (debt management i.e.S.) oder durch die Verwirklichung einer vom Parlament beschlossenen Variation der Höhe der Staatsschuld (debt management i.w.S.) finanzwirtschaftliche und/oder gesamtwirtschaftliche Ziele zu erreichen suchen. Vorrangige Ziele sind einerseits die fiskalisch motivierte Zinskostenminimierung und andererseits der Beitrag zur Konjunkturstabilisie- rung. Je grösser die Staatsschuld absolut, aber auch in Relation zum Volumen des Staatshaushaltes ist, desto stärker wird das fiskalische Ziel in den Vordergrund treten. In kurz- fristig-haushaltspolitischer Sicht wird gefordert, dass bei zusätzlicher Neuverschuldung (debt management i.w.S.) Schuldtitel zu bevorzugen sind, deren Kapitalwert in bezug auf den Kalkulationszeitpunkt am grössten ist. Entsprechendes gilt für das debt management i.e.S., wobei zusätzlich die Kosten der Umschuldung zu berücksichtigen sind. Als langfristiges Ziel wird die Erhaltung ergiebiger Kapitalmärkte verfolgt. Unter Berücksichtigung der Laufzeiten ergibt sich die Maxime, dann langfristige Schuldtitel zu bevorzugen, wenn die Zinssätze (das allgemeine Zinsniveau) relativ niedrig (Rezession), und kurzfristige Titel zu wählen, wenn die Zinssätze allgemein hoch sind (Boomphasen). Entsprechendes gilt für das debt management i.e.S., wobei dann noch Tilgungseffekte auf- treten. In der Hochkonjunktur sollen kurzfristige Verbindlichkeiten eingegangen werden, mit deren Erlösen langfristige, hochverzinsliche Titel zu tilgen sind. In Phasen wirtschaftlichen Abschwungs sind die kurzfristigen, hochverzinslichen Schulden gegen langfristige Titel mit niedriger Verzinsung umzuschulden. Ist hier die Höhe der Zinssätze Erwartungsparameter, so stellen bei dem Ziel der Konjunkturstabilisierung Zinssätze und Liquidität Aktionsparameter dar, über deren Veränderung bei den Gläubigern des Staatskredits konjunkturpolitisch relevante Effekte erzielt werden sollen. Die Maxime lautet: In der Hochkonjunktur (bei hohem Zinsniveau) sind langfristige, in der Rezession (bei niedrigem Zinsniveau) dagegen kurzfristige Schuldformen zu wählen. Beim debt management i.e.S. werden die Erlöse aus der Begebung langfristiger Schulden verwendet, um kurzfristige Titel zu tilgen, und vice versa in Abschwungpha- sen. Diese Massnahmen laufen auf eine Veränderung der durchschnittlichen Restlaufzeit der Staatsschulden (Verlängerung in der Hochkonjunktur, Verkürzung in der Rezession) hinaus. Via Zins- und Liquiditätseffekte sind im Boom direkte und indirekte restriktive Wirkungen auf die effektive gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu erwarten. Das Umgekehrte gilt in der Rezession. Konfrontiert man die fiskalische Zielsetzung mit dem stabilisierungspolitischen Beitrag des debt management, so wird der zwischen beiden Zielen bestehende Zielkonflikt evident. In einer vor allem in der angelsächsischen Literatur üblichen Abgrenzung wird auch die Zentralbankgeldmenge zur öffentlichen Schuld gerechnet. Damit wird dann die Offenmarktpolitik, die auf einem Tausch zwischen (staatlichen) Wertpapieren und Zentralbankgeld beruht, Teil des debt management. Von besonderer Bedeutung für das debt management und die Wirkungen der Staatsverschuldung ist die Gläubigerstruktur (vgl. Tab.). Die starke Konzentration der Kreditaufnahme im Bankensektor birgt eine Reihe von Risiken (Abhängigkeit des Staates, Wettbewerbsprobleme, negative Wirkungen auf die Geldpolitik) in sich, denen der Staat durch stärkere Differenzierung der Schuldformen (Zuschnitt auf Gläubigergruppen ausserhalb des Bankensektors, Marktspaltung usw.) Rechnung zu tragen versucht. Die Effizienz des debt management hängt von mehreren Faktoren ab: • der Höhe des Schuldenstandes, • der Verteilung der Schulden auf die verschiedenen Gläubigergruppen, • dem Verhalten der Gläubiger, • der jeweiligen Konjunkturlage sowie • dem Grad der Zielbestimmung zwischen den wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern (Bund, Länder und Gemeinden sowie Deutsche Bundesbank). Verschuldung der öffentlichen Haushalte der Bundesrepublik Deutschland am 31. 12. 1990 nach Gläubigern (in Mrd. DM und in %) Gerade der letzte Punkt ist eine notwendige Bedingung dafür, dass der skizzierte Zielkonflikt weitgehend vermieden werden kann. Im übrigen kann eine situationsbezogene Strategie zur Auflösung des Zielkonfliktes empfohlen werden: In gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtslagen kann primär das Ziel der Zinskostenminimierung verfolgt werden. Gewinnen stabilisierungspolitische Erfordernisse in Ungleichgewichtssituationen an Priorität, sollte in eine entsprechende geld- und finanzpolitische Konzeption auch das debt management einbezogen werden. Literatur: Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.), Gutachten zur SchuldenStrukturpolitik des Staates, erstattet vom Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium der Finanzen, Bonn 1979. Koch, W. A. S., Die Gläubigerstruktur als Ansatzpunkt für ein staatliches debt management, Meisenheim am Glan 1972. Milbradt, G. H., Debt Management, in: Simmert, D.B./Wagner, K.-D. (Hrsg.), Staatsverschuldung kontrovers, Köln 1981, S. 301 ff.
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