Mangel an Pflegekräften, die an verschiedenen Stellen (z. B. in der Familie, im Krankenhaus, im Altenheim, im Pflegeheim oder in Behinderteneinrichtungen) die Betreuung und Versorgung von Alten, Kranken, Behinderten und chronisch Kranken wahrnehmen. Bei den Arten und dem Ort der Pflege kann unterschieden werden in: · vorübergehende Krankenpflege, die stationär in den (Akut-)Krankenhäusern anfällt, · dauerhafte Pflege Hilfebedürftiger, die in Heimen durchgeführt wird, · vorübergehende oder dauerhafte Pflege im ambulanten Bereich, die Gemeindeschwestern, Sozialstationen und ambulante Pflegedienste verrichten. Die Ursachen des Pflegenotstands sind eng mit den strukturellen Veränderungen der Gesellschaft verknüpft: Zum einen führt die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft zu einer verstärkten Abhängigkeit von professioneller Pflege, zum anderen wird infolge der höheren Lebenserwartung die Zahl alter Menschen weiter ansteigen, die einen hohen Pflegebedarf nach sich ziehen. Weitere Gründe für den Pflegenotstand sind ungünstige Arbeitszeiten (Schicht- und Wochenendarbeit), mässige Bezahlung, verstärkte Berufsaufgabe aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und ein zu geringes gesellschaftliches Ansehen der pflegerischen Berufe. Vorschläge zur Behebung des Pflegenotstands im stationären Bereich gehen in die Richtung einer attraktiveren Gestaltung des Berufsbilds, Flexibilisierung der Arbeitszeit und die Erneuerung der Richtzahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft aus dem Jahre 1969, die den Stellenplänen zugrunde liegen. Durch die Ausdehnung der seit 1. 1. 1991 gewährten Leistung einer häuslichen Pflegehilfe (§§ 53 ff. SGB V) im Rahmen einer Pflegeversicherung könnte eine Entlastung der stationären Pflege erreicht werden. Zum Pflegenotstand kann auch der Mangel an geriatrischen Versorgungseinrichtungen gezählt werden (geriatrische Akutkliniken, Rehabilitationshäuser und Tageskliniken einerseits, geriatrische Abteilungen an bestehenden Akutkrankenhäusern andererseits). Schliesslich wird auch die als unzureichend empfundene finanzielle Absicherung des Pflegerisikos als Element des sog. Pflegenotstandes angesehen. Literatur: Alber, J., Ausmass und Ursachen des Pflegenotstands in der Bundesrepublik, in: Henke, K.- D.1Hesse, J.ISchuppert, G. F. (Hrsg.), Die Zukunft der Sozialen Sicherung in Deutschland, Baden-Baden 1991. Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, Jahresgutachten 1990, Herausforderungen und Perspektiven der Gesundheitsversorgung, Baden-Baden 1990, Teil B.
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