(engl. built-in flexibility oder stability) Mechanismus aus dem Bereich der Fiskalpolitik, der das Volumen staatlicher Einnahmen oder Ausgaben antizyklisch (= gegenläufig) zur konjunkturellen Entwicklung (Wirtschaftspolitik) und damit gesamtwirtschaftlich stabilisierend variiert. Die für eine diskretionäre (= fallweise, situationsspezifische) Wirtschaftspolitik typischen time-lags (= zeitliche Verzögerungen) aufgrund administrativer und parlamentarischer Analyse und Entscheidungsprozesse können so vermieden werden. Lehrbuchbeispiel eines automatischen Stabilisators auf der Einnahmeseite des Budgets ist die progressive Einkommensteuer, insbesondere in der Erhebungsform der Lohnsteuer (hier kommt es zu keiner zeitlichen Verzögerung zwischen der Entwicklung des kassenmäßigen Aufkommens und der des Volkseinkommens). Bei dieser Art von progressiven Steuern steigt das Aufkommen in einer wirtschaftlichen Aufschwungphase schneller als das gesamtwirtschaftliche Volkseinkommen, sodass für den Fall, dass dieses Zusatzaufkommen kreislaufmäßig (z. B. bei der Notenbank) neutralisiert wird-die Gefahr einer Übernachfrage gesenkt wird; Entsprechendes gilt umgekehrt für den Abschwung. Die Arbeitslosenversicherung ist ein ausgabeseitiger automatischer Stabilisator. Steuerprogression
(passive Flexibilität, built-in flexibility) eine der Ausgestaltungsformen des konjunkturpolitisch motivierten Einsatzes der öffentlichen Finanzen im Rahmen der Fiskalpolitik (Alternativen: Formelflexibilität und diskretionäre Politik). Unter den automatischen Stabilisatoren werden die Staatsausgaben und -einnahmen zusammengefasst, die ohne Eingriffe des Staates, also automatisch auf konjunkturelle Veränderungen reagieren und dabei einen dämpfenden Effekt auf die Schwankungen der Gesamtnachfrage ausüben. Die bekanntesten Beispiele sind die Einkommensteuer, der wegen des progressiven Steuertarifs eine relativ grosse automatische StabilisierungsWirkung zugesprochen wird (Aufkommenselastizität), sowie die Ausgaben und Einnahmen der Arbeitslosenversicherung, die in der Rezession dem Wirtschaftskreislauf nur wenige Mittel entzieht (geringes Beitragsaufkommen), aber erhebliche Mittel zuführt (hohe Leistungen); im Boom ist die Wirkung genau umgekehrt: hohes Aufkommen an Beiträgen bei vergleichsweise geringen Leistungen. Voraussetzung für das Wirksamwerden der automatischen Stabilisatoren ist allerdings, dass die öffentlichen Haushalte bereit und in der Lage sind, die entstehenden Defizite (Überschüsse) zu finanzieren (stillzulegen). Als Vorteil der automatischen Stabilisatoren gilt insb., dass für Ermessensentscheidungen der Exekutive und Legislative kein Raum bleibt und somit die ansonsten üblichen zeitlichen Verzögerungen beim Einsatz finanzpolitischer Instrumente vermieden, zumindest aber verringert werden. Die Kritik richtet sich zum einen gegen die zu geringe Quantität der sog. "Manövriermasse", die verhindert, dass Konjunkturschwankungen hierdurch vollständig ausgeschaltet werden. Zum anderen werden die mit einem progressiven Steuersystem verbundenen fiskalpolitischen Bremswirkungen kritisiert, die einen beginnenden Aufschwung behindern können. Literatur: Mackscheidt, KJ Steinhausen, Finanzpolitik I: Grundfragen fiskalpolitischer Lenkung, 3. Aufl., Tübingen 1978, S. 80ff.
s. Built-in-flexibility
built-in flexibility
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