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Unterkonsumtionstheorie

Erklärung der - Konjunkturzyklen aus dem Zurückbleiben des Verbrauchs hinter den Produktions- und Absatzmöglichkeiten. Ansätze dieser Theorie sind bereits bei den Vertretern der Überproduktionstheorie (Robert OWEN, Sismonde de SISMONDI, Thomas R. MALTHUS) enthalten, die den Grund für die Unterkonsumtion in dem Zurückbleiben der Konsumnachfrage hinter dem infolge des technischen Fortschritts rascher wachsenden Produktionspotential sehen. In der Version der Überspartheorie (John A. HOBSON, William T. FOSTER, Wad-will CATCHINGS) wird die Unterkonsumtion auf die zu hohe freiwillige Ersparnis der Bezieher hoher Einkommen zurückgeführt. Auch bei den sozialistischen Theoretikern (Karl MARX, Karl RODBERTUS, Sismonde de SISMONDI) setzt die Erklärung bei der Einkommensverteilung an und nimmt hier den Charakter von Krisentheorien an. Da die Unternehmer der arbeitenden Klasse den Mehrwert vorenthalten, gehe Kaufkraft verloren und rufe periodisch Absatzkrisen hervor. Die unbefriedigende monokausale Erklärung, insbes. der Aufschwungphasen, führte zur Berücksichtigung der Investitionsschwankungen und des Akzelerators. Eine vollständige Erklärung des Konjunkturzyklus erfolgt bei Emil LEDERER und Erich PREISER, die bei der ungleichgewichtigen Entwicklung der Einkommensverteilung im Konjunkturverlauf ansetzen: Im Aufschwung steigen die Gewinne stärker als die Löhne; die mit der steigenden Gewinnquote wachsenden Selbstfinanzierungsmöglichkeiten der Unternehmer aus heteronomen Sparen und die relative Senkung der Lohnkosten führten zu Überakkumulation und Überproduktion gegenüber dem Konsum. Dadurch werde eine Rentabilitätskrise der Investitionen hervorgerufen, Gewinne würden nicht investiert und mit dem Nachfrageausfall setze eine sich verschärfende Depression ein. Eine Verschiebung der Kaufkraft aufgrund der steigenden Lohnquote im Konjunkturrückgang könne einen Wiederaufschwung noch nicht einleiten. Dieser setzt nach Erich PREISER erst dann ein, wenn die Lohnquote aufgrund von Kostensenkungen wieder falle, Rationalisierungsinvestitionen durchgeführt würden und zusätzlich exogene Faktoren (z.B. Erschließungsinvestitionen) besondere Anreize für das anlagesuchende Kapital schafften. Literatur: Haberler, G. (1955)

Krisentheorien, die die Depression bzw. Rezession als Folge einer disproportionalen Entwicklung der Konsum- und Investitionsgüterindustrie im Aufschwung erklären. Dabei ist die Produktionsstruktur durch die Einkommensstruktur über die Nachfrage bei unterschiedlichen Konsumquoten der Gruppen von Einkommensbeziehern bedingt. Es sinkt die gesamtwirtschaftliche —Konsumquote, wenn die Löhne langsamer bzw. um weniger als die Gewinne steigen und die Sparquote der Kapitaleinkommensbezieher grösser ist als die der Arbeitnehmer. Dann wächst der Konsum langsamer bzw. um weniger als die Investitionsgüternachfrage. Ausgangspunkt der konjunkturellen Entwicklung sind Preiserhöhungen bei bestimmten Gütern, z. B. Energiepreissteigerungen. Die Preise steigen i. d. R. dort überproportional, wo der Wettbewerb am geringsten ist. Wo die Güterpreise über- bzw. die Löhne unterproportional steigen, steigen die Gewinne (sektoral) überproportional. Da im Aufschwung die Löhne den Preisen nachhinken ( Lohn-lag-Hypothese), verschiebt sich die Einkommensstruktur, wobei die "Gewinnexplosion" die Investitionen in Relation zum. Konsum überproportional erhöht. Die Industriesektoren expandieren disproportional. Der Abschwung setzt ein, wenn bei wirksamem Kapazitätseffekt der Investitionen der Auslastungsgrad der Konsumgüterindustrie sinkt, weil die Kaufkraft der Lohnempfänger zu gering ist. Der Prozess wird über revidierte Gewinnerwartungen und sinkende Nachfrage nach Investitionen verstärkt. Die Krise führt wieder zur alten Einkommensstruktur bzw. alten Relation von Konsum- und Sachkapital-bestand. Argumente derartiger Unterkonsumtionstheorien (Erich Lederer, Erich Preiser, Wad- will Thomas Robert Malthus, Sismonde de Sismondi) werden insb. bei Tarifverhandlungen in Form des Kaufkrafteffektes (Gewerkschaften) und des Kosteneffektes (Unternehmer) des Lohnes verwendet.   Literatur: Hickel, R., Konjunktur und Krise — neu betrachtet, in: Diehl, K./Mombert, P. (Hrsg.), Wirtschaftskrisen, Frankfurt a. M. u. a. 1979. Vosgerau, H.-J., Konjunkturtheorie, in: HdWW, Bd. 4, Stuttgart u. a. 1978.

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