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Hedgefonds


1. Charakterisierung, Geschichte und Strategien Der Begriff Hedgefonds steht für eine sehr heterogene Anlageform, die dem Bereich der   Alternati­ven Investments zuzuordnen ist, welche als Erweiterung der traditionellen Investments (z.B. Aktien, Renten) zu sehen sind. Es handelt sich bei Hedgefonds um vom Gesetzgeber in der Vergangenheit rela­tiv unregulierte Geldanlagen mit vielfach geringerer Liquidität und Transparenz. Hedgefonds weisen vielfach eine geringe  Korrelation zu traditionellen Investments auf, wodurch ih­re Einbeziehung in ein   Portfolio die Risikokennzahlen deutlich verbessern kann. Durch eine Beimi­schung von Hedgefonds in ein traditionelles  Portfolio lässt sich im optimalen Fall eine bessere Ren­dite bei geringerer Standardabweichung erzielen, das heisst die Diversifikationswirkung von Hedge­fonds ist tendenziell positiv, wobei hier die unterschiedlichen Hedgefonds-Strategiebereiche vielfach recht unterschiedliche Beiträge zur Diversifikation leisten. Hedgefonds streben keine relative — an einer   Benchmark ausgerichteten — Rendite an, sondern wol­len eine absolute Rendite erzielen, d.h. es sollen unabhängig von der Marktentwicklung positive Erträ­ge erzielt oder das Kapital zumindest erhalten werden. Der Hedgefonds-Manager vergleicht seine Per­formance somit nicht mit einer   Benchmark (z.B. einem Aktienindex), sondern setzt sich meist das Ziel, eine bestimmte prozentuale Jahresrendite bzw. eine Überrendite über einen kurzfristigen Zinssatz (z.B.  Euribor, European Interbank Offered Rate) zu erzielen. Der erste Hedgefonds wurde von Alfred Winslow Jones im Jahre 1949 gegründet. Jones setzte bei sei­nem Fonds erstmals das   Short Selling, d.h. den Leerverkauf von Aktien ein, um das Marktrisiko oder systematische Risiko zu verringern bzw. auszuschliessen. Zusätzlich nutzte Jones   Leverage, um die Rendite seines   Portfolios zu verbessern. Ein weiteres Merkmal des ersten Hedgefonds war die performanceabhängige Vergütung des Fonds-Managers. Von dieser Long-/Short-Strategie stammt auch der Begriff des Hedgefonds ab, da die Definition „to hedge” in der englischen Sprache für „sichern” oder „absichern” steht. Der Begriff Hedgefonds ist al­lerdings etwas irreführend, da die meisten der sich heutzutage am Markt befindlichen Hedgefonds we­nig mit Absicherungsstrategien zu tun haben. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Hedgefonds-Strategien, die sich zusätzlich noch in mehrere Un­tergruppen einteilen lassen. Bei den Single-(Einzel-)Hedgefonds lassen sich drei Hauptkategorien un­terscheiden: marktneutrale Strategien (Relative Value), ereignisorientierte Strategien (Event Driven) und opportunistische Strategien (siehe   Hedgefonds-Strategien).
2. Merkmale Auch wenn es sich bei Hedgefonds um eine sehr heterogene Anlageform handelt, so sind doch einige wesentliche Merkmale für diese Anlageform typisch: Hedgefonds-Manager haben einen grossen Handlungsspielraum bezüglich der Anlageobjekte und der Märkte, in die sie investieren. Man kann auch sagen, dass ihnen die grössten Freiheitsgrade al­ler  Asset-Manager gegeben sind. Dabei werden aktive Anlagestrategien umgesetzt, deren Er­folg zum einen von den Fähigkeiten des Managers bei der Implementierung der Strategie und zum anderen vom Ausnutzen von Ineffizienzen sowie  Marktrisikoprämien abhängig ist. · Hedgefonds benutzen, je nach Strategie und in unterschiedlicher Ausprägung, das   Short Selling (Leerverkäufe) als Anlagestrategie. Damit wird auf fallende Kurse spekuliert. Somit können Hed­gefonds-Manager auch bei negativen Kursentwicklungen Gewinne erzielen, ihr  Portfolio absi­chern oder auch marktneutrale Positionen aufbauen. · Viele Hedgefonds benutzen   Leverage, um im Rahmen der Umsetzung ihrer Strategie eine bes­sere Performance zu erzielen, da vielfach nur kleine Kursunterschiede ausgenutzt werden bzw. auf die relative Wertveränderung zweier Anlageobjekte gesetzt wird und das Marktrisiko weitgehend ausgeschaltet wird.  Leverage entsteht durch die Aufnahme von Fremdkapital oder den Einsatz von   Derivaten, wie  Optionen oder   Futures. Es entsteht eine Hebelwirkung, so dass bei steigenden Märkten höhere Gewinne und bei fallenden Märkten höhere Verluste bei einer Kauf-Position entstehen (umgekehrt bei einer Short-Position) als bei einem   Portfolio ohne   Leverage. Grundsätzlich ist die Höhe des Leverage keine ausreichende Information über den Risikograd ei­ner Hedgefonds-Strategie. Es kommt auf die Anwendung des Leverage an. So kann z.B. ein höhe­rer Leverage durch eine Kreditaufnahme zur Verdoppelung einer Long-oder Short-Position ver­wendet werden, jedoch auch um damit entgegengesetzte Positionen, die auf einen relativen Kurs­unterschied setzen, einzugehen, d.h. die eine Hälfte des Kapitals geht Long, die andere Short. So ist das Risiko weit geringer, als z.B. bei einer reinen Long- oder Short-Position ohne Leverage.
3. Anlegerkreis Die Hauptzielgruppe der Hedgefonds waren in der Vergangenheit primär wohlhabende Privatpersonen. Heute sind es immer mehr institutionelle Investoren, die sich dem Hedgefonds-Segment zuwenden. Bei der Gruppe der institutionellen Anlegern legen insbesondere grössere Pensionsfonds und Stiftungen ei­nen bedeutenden Anteil ihrer Mittel in   Alternativen Investments wie Hedgefonds an. So investieren die grössten Universitätsstiftungen der USA, wie z.B. Yale und Harvard, bis zu 25% ihrer Mittel in den Hedgefonds-Bereich. Meist sind hohe Mindestanlagesummen Voraussetzung für ein Investment in Hedgefonds. In letzter Zeit finden sich allerdings verstärkt auch Hedgefonds mit geringeren Mindestanlagesummen, die für einen grösseren Anlegerkreis interessant sind. Der Hedgefonds-Manager legt in der Regel einen Teil seines eigenen Vermögens in seinen Fonds an. Um eine grössere Planungssicherheit zu gewährleisten und aufgrund der geringen Liquidität vieler in den Fonds enthaltener Positionen, haben Hedgefonds Rückgabefristen für die Anleger von einem Mo­nat bis zu einem Jahr. In Ausnahmefällen sind auch Fristen von über einem Jahr zu finden.
4. Kosten Hedgefonds erheben eine Kombination aus fixen Gebühren (Managementgebühren) — welche bei Sin­gle-Hedgefonds bis zu 2% p.a. und bei Dach-Hedgefonds bis zu 1% p.a. des Fondsvolumens betragen —und performanceabhängigen Gebühren. Für Letztere gibt es unterschiedliche Berechnungsmöglichkei­ten. Entweder vereinnahmt der Hedgefonds-Manager einen bestimmten Prozentsatz der gesamten er­zielten Performance oder es kommt eine   Hurdle Rate zur Anwendung, da eine Gebühr nur erhoben wird, wenn ein bestimmter Zinssatz für kurzfristige Gelder, wie z.B. der   Euribor, überschritten wird. Allen Varianten gemein ist die   High Watermark: Eine performanceabhängige Gebühr wird nur er­hoben, wenn nach einer negativen Entwicklung des Fonds der alte Vermögensstand des Investors wie­der überschritten wird. Die performanceabhängige Gebühr beläuft sich bei Single-Hedgefonds auf 10% bis 30% und bei Dach-Hedgefonds auf bis zu 10% der erzielten Performance (ggf. über einer verein­barten Hurdle Rate). Im Rahmen von strukturierten Produkten (z.B. Zertifikaten) oder Fonds, die in Deutschland zum öf­fentlichen Vertrieb zugelassen sind, kommen noch andere Gebühren hinzu (z.B. ein einmaliges Agio oder Strukturierungsgebühren).
5. Entwicklung Die Zahl der Hedgefonds und das verwaltete Vermögen nahmen ab den 1990-er Jahren enorm zu. Das aktuell geschätzte Vermögen aller Hedgefonds lag zum Jahresende 2005 weltweit bei mehr als 1,1 Bil­lionen US-Dollar. Allerdings gibt es unterschiedliche Angaben, da diese grundsätzlich nur auf ge­schätzten Zahlen beruhen. Dies liegt an der Tatsache, dass Hedgefonds-Manager nicht zur Offenlegung der Zahlen verpflichtet sind. Einige veröffentlichen ihre Daten überhaupt nicht, die übrigen berichten meist nur an eine von einer Vielzahl von Datenbanken. Um eine Doppelzählung von in Single­Hedgefonds investierende  Dachhedgefonds zu vermeiden, ist hier nur das Vermögen der Single­Hedgefonds genannt. Bei der geschätzten weltweiten Anzahl der Hedgefonds zeigt sich ein ähnliches Bild wie beim verwal­teten Vermögen. Zum Jahresende 1990 wurden gerade einmal 610 Hedgefonds gezählt und bis Dezem­ber 2005 entwickelte sich diese Zahl auf mehr als
8. 600 (davon ca.
6. 600 Single-Hedgefonds und ca.
2. 000 Dach-Hedgefonds).
6. Rechtliche Ausgestaltung Hedgefonds-Manager unterliegen fast keinen Einschränkungen in Bezug auf die gewählten Positionen in ihren   Portfolios. Sie investieren zur Ausnutzung von guten Performancemöglichkeiten auch in re­lativ illiquide Positionen. Der ursprüngliche Hedgefonds in den USA wurde als Limited Partnership gegründet, vergleichbar mit der deutschen Rechtsform einer Kommanditgesellschaft. Diese Form ist auch heute noch in den USA vorherrschend. Neben den Vereinigten Staaten ist ein Grossteil aller Hed­gefonds in so genannten Offshore-Domizilen, die eine möglichst geringe Regulierung und günstige Steuergesetze aufweisen, beheimatet. Hierzu zählen vor allem die Cayman-Inseln, die Jungfern-Inseln und die Bermuda-Inseln. In Deutschland sind Hedgefonds seit dem 01.01.2004 im Investmentgesetz geregelt. Hier werden Hed­gefonds als Sondervermögen mit zusätzlichen Risiken (siehe § 112 Investmentgesetz) bezeichnet. Der öffentliche Vertrieb ist gesetzlich nur für   Dach-Hedgefonds (siehe § 113 Investmentgesetz) zulässig, Einzel-Hedgefonds dürfen nur durch eine Privatplatzierung angeboten werden. Die Anteilrückgabe bei in Deutschland zugelassenen Hedgefonds muss mindestens vierteljährlich möglich sein (§ 116 Invest­mentgesetz). Die Bundsanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) regelt die Zulassung von Hedge­fonds in Deutschland. Hinweise Zu den angrenzenden Wissensgebieten siehe  Aktiengesellschaft, deutsche,  Aktiengesellschaft, österreichische,  Aktiengesellschaft, kleineBilanzanalyse,   Businessplan,   Corporate Gover­nance,   Due Diligence,   Gesellschaftsformen, österreichische,   Gesellschaftsrecht, europäisches,  Going Public (Vorbereitungsphase),   Going Public (Durchführungsphase),   Konzernabschluss,  Mergers & AcquisitionsPrivate Equity,   Sanierungsmanagement,   Unternehmensbewer­tung,   Unternehmensethik,   Venture Capital.

Literatur: Agarwal, V./Naik, N.: Hedge Funds — Charakteristika und Risiken, in: Absolutireport Nr. 2, Hamburg Februar 2002; Busack, M.: Alternative Investments in Deutschland, in AbsolutIreport Nr. 1, Hamburg 2001; Busack, M./Kaiser, D. (Hrsg.): Handbuch Alternative Investments (Band 1 und 2), Wiesbaden 2006; Dichtl, H./Kleeberg, J./Schlenger, C. (Hrsg.): Handbuch Hedge Funds — Chancen, Risiken und Einsatz in der Asset Allocation, Bad Soden/Ts. 2005; Ineichen, A.: In Search of Alpha —Investing in Hedgefunds, UBS Warburg: Global Equity Research, Oktober 2000; Jaeger, L.: Managing Risk in Alternative Investment Strategies — Successful Investing in Hedge Funds and Managed Futures, London 2002; Kaiser, D.: Hedgefonds — Entmystifizierung einer Anlageklasse: Strukturen — Chancen —Risiken, Wiesbaden 2004; Lhabitant, F.-S.: Hedge funds — Myths and Limits, West Sussex 2002; Pütz, A./von Sonntag, A./Fock, T.: Hedgefonds in Deutschland nach dem Investmentmodernisierungsgesetz, in: Absolutireport Nr. 15, Hamburg 2003; Signer, A.: Generieren Hedge Funds einen Mehrwert? —Schwierigkeiten bei der Messung, Relativierung und neuer Erklärungsansatz, Bern, Stuttgart, Wien 2003. Internetadressen: (Institutionen/Organisationen:) http://www.aima.org; http://www.bvai.de; (Datenbanken/Indizes:) http://www.hedgeindex.com; http://www.hedgefundresearch.com; http://www. vanhedge.com; http://www.investorforce.com; (Informationen Deutschland:) http://www.absolut­report.de; (Informationen International:) http://www.marhedge.com.  

siehe  Hedgefonds (mit Literaturangaben).

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