Der Ladenschluss wird in der Bundesrepublik Deutschland durch das Ladenschlußgesetz (LSchlG) geregelt. Trotz einer in den letzten Jahren in Gang gekommenen Liberalisierung des Gesetzes gilt der Ladenschluß im internationalen Vergleich als restriktiv. Besonders kontrovers wurde die Novellierung des LSchlG von 1989 diskutiert, die dazu führte, dass ab 1. Oktober 1989 Geschäfte donnerstags bis 20.30 Uhr offenbleiben dürfen. Allerdings handelt es sich bei der Festlegung der täglichen Arbeitszeit gem. § 87 des Betriebsverfassungsgesetzes um eine Mitbestimmungsangelegenheit (was 1985 vom Bundesverfassungsgericht bestätigt wurde), weshalb die Abendöffnung nur mit Zustimmung des Betriebsrates (falls vorhanden) möglich ist. Sofern ein Geschäft zum Einzelhandelsverband gehört, ist es zudem an eine- nicht in die staatliche Allgemeinverbindlich- keitserklärung des Tarifvertrags einbezogene - „Protokollnotiz“ zum Tarifvertrag 1989 gebunden. Hiernach ist der Wunsch nach Abendöffnung nur zulässig, wenn dadurch „spätöffnungsbedingte Wettbewerbsnachteile gegenüber Mitbewerbern“ vermieden werden. Kritiker sehen auch im liberalisierten LSchlG ein Zwangskartell, das den wettbewerblichen Aktionsradius des Einzelhandels unnötig beschränke; dies gelte insb. für den innerstädtischen Facheinzelhandel: So ergaben empirische Untersuchungen, dass viele Käufer aus Zeitmangel „notgedrungen“ Verbrauchermärkte aufsuchen, obwohl sie lieber in den Geschäften der Innenstadt einkaufen würden. Die restriktiven Ladenöffnungszeiten erzwingen aber einen schnellen Einkauf, der angesichts umfangreicher „Rüstzeiten“ (Anfahrt, Parkplatzsuche, Rundgang) in der Innenstadt nicht möglich ist. Bei diesen Personen handelt es sich vorwiegend um relativ junge und höherqualifizierte Doppelverdiener - was ihren Zeitmangel erklärt - mit hohen Pro-Kopf- Konsumausgaben, also um die Kern-Ziel- gruppe des Facheinzelhandels. Dem wird entgegengehalten, dass sich - angesichts immer kürzerer Wochenarbeitszeit - die Einkaufsmöglichkeiten zunehmend verbessern. Dies wiederum erscheint fraglich, da sich gleichzeitig die realen Konsumausgaben erhöhen, die Einkaufswünsche individualisieren, die Siedlungsstruktur dezentralisiert und die Berufstätigkeit der Frauen zunimmt. Eine (weitere) Liberalisierung des LSchlG könnte deshalb zu einer „Polarisierung der Standorte“ führen: Die Citylagen gewinnen und die - leicht erreichbaren - Durchgangsstraßen verlieren, mit entsprechenden Auswirkungen auf das Mietniveau. Im internationalen Vergleich der Ladenschlußregelungen ergab sich 1990 folgendes Bild: In Frankreich, Spanien, Schweden und den USA gibt es keine gesetzliche Regelung. Insbesondere in den USA bestehen Einkaufsmöglichkeiten oft rund um die Uhr („always open - every day“); die meisten Fachgeschäfte schließen allerdings zwischen 180 und 19.00 Uhr, die Kaufhäuser halten hingegen mindestens zweimal wöchentlich bis in die späten Abendstunden offen. Ähnlich restriktiv wie in der Bundesrepublik Deutschland sind die Öffnungszeiten in der Schweiz, den Niederlanden, Österreich, Dänemark und Irland, wobei mindestens eine Abendöffnung (bis 21.00 Uhr) die Regel ist. Im „Mittelfeld“ liegen z. B. Italien, Belgien, Norwegen und Großbritannien, wo die Geschäfte normalerweise mindestens bis 20.00 Uhr offen halten.
Der Ladenschluss ist zu einem der wichtigsten Profilierungsinstrumente im Handelsmarketing geworden ist. Wichtige Impulse für die Ladengestaltung gehen schließlich auch von der Regaltechnik aus. Darüber hinaus bieten moderne Warenwirtschaftssysteme zunehmend aussagefähigere Informationen für die Regalflächenoptimierung, die sich msb. auf die artikelspezifischen Kontaktstrecken und Regalflächen bezieht.
Literatur: Berekoven, L., Erfolgreiches Einzelhandelsmarketing, München 1990.Diller, H., High touch auf dem Prüfstand, in: Lebensmittelzeitung Nr. 44 (1987). Diller,H.;Kusterer,M., Erlebnisbetonte Ladengestaltung im Einzelhandel - eine empirische Studie, in: Trommsdorff, V. (Hrsg.), Handelsforschung 1986, Berlin 1986, S. 105-123. Media, K., Shop-in-thc-Shop. Ein Konzept der Angebotspräsentation im Einzelhandel, München 1987. Patt, F.-J., Strategische Erfolgsfaktoren im Einzelhandel, Frankfurt/Main 1988. Tietz, B., Der Handelsbetrieb, München 1985.
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