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MUNDELL-TOBIN-Effekt

Hypothese, dass ein Anstieg in der Wachstumsrate der Geldmenge im neuen steady state growth zu einem geringeren Realzinssatz und zu höheren Niveauwerten des Kapitalstocks sowie des realen Einkommens führt. Für ein verringertes Geldmengenwachstum werden entsprechend umgekehrte Wirkungen postuliert. Seinen Namen verdankt er Arbeiten von Robert A. MUNDELL (1963) und James TOBIN (1965). Folgende Annahmen liegen ihnen gemeinsam zugrunde: Preise und Löhne sind vollständig flexibel und die Inflationsrate wird durch die Differenz zwischen den Wachstumsraten der Geldmenge und des Outputs bestimmt. Die Preissteigerungsrate wird von den Wirtschaftssubjekten vollständig antizipiert; der Nominalzins ergibt sich dann als Summe von Realzinssatz und erwarteter bzw. tatsächlicher Inflationsrate. Allerdings beruht der Effekt in beiden Modellen auf verschiedenen Ursachen.
MUNDELL-TOBIN-Effekt In MUNDELLs Modell einer stationary state economy führt ein monetär verursachter Anstieg der Inflationsrate zu einem Investitionsboom, da bei zunächst unverändertem Nominalzins der reale Geldmarktzins gesunken ist. Bei gegebenem Angebot steigt aufgrund der höheren Güternachfrage das Preisniveau weiter an, wodurch wiederum das reale Geldangebot reduziert wird. Die gesunkene Realkasse bewirkt zum einen auf dem Geldmarkt einen Nachfrageüberschuß, der durch einen Anstieg im Nominalzins abgebaut wird. Auf dem Gütermarkt führt sie zum anderen zu einer Abnahme des realen Konsums und damit zu einer Zunahme der realen Ersparnis (PIGOU-Effekt). Im neuen Gleichgewicht stimmen Sparen (S) und Investieren (I), allerdings auf einem höheren Niveau, wieder überein (I-SGleichheit); der Realzins ist gesunken. Wenn die Annahme der Stationarität aufgegeben wird, führt nach MUNDELL eine höhere Inflationsrate dementsprechend zu einem höheren Wachstum des Kapitalstocks und des realen Einkommens (Y). TOBIN geht von einem Modell der neoklassischen Wachstumstheorie aus, in das er die Realkasse (M/P) als zusätzliches Argument einführt. Zum einen zählt die Realkasse als staatliche Verbindlichkeit zum Vermögen des privaten Sektors. Die Höhe der realen Geldnachfrage hängt vom Nominalzins ab. Zum anderen stellt der periodische Zuwachs der Realkasse eine Erhöhung des verfügbaren Einkommens (Y\') der Privaten dar, weil TOBIN unterstellt, dass er über staatliche Transferzahlungen zu ihnen gelangt. Von Y° sparen sie einen konstanten Bruchteil:
MUNDELL-TOBIN-Effekt mit s = - Sparquote (alle Variablen in realen Pro-Kopf-Werten). Die Ersparnis wird einerseits durch die Investitionen und andererseits durch die Bestandsänderung der Realkasse, die ohne weitere Staatsausgaben und Steuern dem staatlichen Budgetdefizit entspricht, absorbiert: S = I + d(M/P)/dt. Eine Erhöhung der Wachstumsrate der Geldmenge und damit der Inflationsrate veranlaßt die Wirtschaftssubjekte, ihre reale Kassenhaltung einzuschränken (-d(M/P)/dt). Die damit einhergehende Senkung des realen Geldmarktzinses bewirkt höhere Investitionen, obwohl die Ersparnis auf Grund des Rückgangs in Y° sinkt. Dies ist möglich durch den kreislauftheoretischen Zusammenhang in obigen Gleichungen: Die rückläufige Realkasse führt zwar zu einer anteiligen Verringerung der Ersparnisbildung, reduziert aber die Ersparnisverwendung in voller Höhe. Die Investitionen müssen zur Kompensation im Ausmass von steigen. Das neue Gleichgewicht ist dadurch gekennzeichnet, dass das höhere Geldmengenwachstum zwar die übereinstimmenden Wachstumsraten von Bevölkerung, Kapitalstock und Produktion unbeeinflußt läßt, jedoch aufgrund des höheren Investitionsniveaus eine Zunahme der Kapitalintensität und somit ein gestiegenes Pro-Kopf-Einkommen bewirkt. Die höhere Kapitalintensität führt bei linear homogener - Produktionsfunktion zu einer Abnahme der Grenzproduktivität des Kapitals, die im Gleichgewicht dem Realzins entspricht. Der MUNDELL-TOBIN-Effekt, der die Superneutralität des Geldes aufhebt (Neutralität des Geldes), ist sowohl theoretisch als auch empirisch umstritten. Seine Gültigkeit hängt entscheidend davon ab, auf welche Art bzw. über welche Funktionen Geld in die Analyse eingeführt, wie das verfügbare Einkommen definiert und wie die Sparfunktion gebildet wird. Literatur: Orphanides, A., Solow, R.M. (1990). Tobin, J. (1965). Mundell, R. (1963)

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