Empfehlungen
A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z  
  Home Top 10 Fachbereiche News Hilfe & FAQ
 

optimale Gewinnausschüttung

Kalkül, inwieweit gegenwärtige sichere Zahlungen durch künftige, mit Unsicherheit behaftete Zahlungen an die Eigentümer substituiert werden sollen. Höhere gegenwärtige Ausschüttungen schmälern die Anwartschaft auf künftige Auszahlungen, eine vermehrte Gewinnthesaurierung erhöht das Potential künftiger Ausschüttungen zu Lasten der gegenwärtigen Erträge aus der Beteiligung. Dieser grundsätzliche Zusammenhang gilt unabhängig davon, wie der durch die Ausschüttung entstehende zusätzliche Kapitalbedarf gedeckt wird. Bei der Aufnahme von Eigenkapital zur Finanzierung der gegenwärtigen Ausschüttungen reduziert sich der Anteil am künftigen Gewinn, der den bisherigen Anteilseignern zusteht, bei der Aufnahme von Fremdkapital vermindert sich die Zahlungsanwartschaft der Eigentümer aufgrund höherer künftiger Zins- und Tilgungszahlungen. Schließlich ist auch denkbar, dass die Ausschüttungen durch eine Kürzung des Investitionsprogramms bzw. aus Desinvestitionen finanziert werden. In diesem Fall ergibt sich eine Reduzierung der künftigen Zahlungen an die Eigenkapitalgeber durch den Wegfall der künftigen Einzahlungen, die mit einer Kürzung des Investitionsprogramms bzw. mit der Desinvestition verbunden sind. Die Bestimmung einer optimalen Ausschüttungspolitik ist damit ein komplexes Problem, das mit anderen finanzwirtschaftlichen Entscheidungen, insbes. mit der Bestimmung eines optimalen Verschuldungsgrades sowie mit der Investitionspolitik verquickt ist. Hinzu kommen rechtliche Vorschriften, die v.a. für Kapitalgesellschaften die Höhe der Ausschüttungen begrenzen. Eine erhebliche Komplexitätsreduzierung ergibt sich, wenn die Existenz eines vollkommenen - Kapitalmarktes unterstellt wird. Da unter der Prämisse eines vollkommenen Kapitalmarktes der Verschuldungsgrad irrelevant ist für den Marktwert eines Unternehmens (MODIGLIANIMILLER-Theorem), ist die optimale Ausschüttungspolitik unabhängig davon, ob die entstehende Kapitallücke durch die Aufnahme von Eigen- oder Fremdkapital gedeckt wird. Weiterhin gilt, dass auf einem vollkommenen Kapitalmarkt jedes Investitionsprogramm mit positivem Kapitalwert auch finanzierbar ist, so dass auch die Investitionspolitik von der Ausschüttungspolitik separiert werden kann. Schließlich gilt, dass auf einem vollkommenen Kapitalmarkt stets die Möglichkeit besteht, unbegrenzt Mittel zum Marktzinssatz anzulegen, so dass auch nicht der Fall eintreten kann, dass überschüssige Mittel mangels rentabler Investitionsprojekte ausgeschüttet werden sollen. Unter der Prämisse eines vollkommenen Kapitalmarktes haben Merton H. MILLER und Franco MODIGLIANI 1961 die Irrelevanz der Ausschüttungspolitik für den Reichtum der (bisherigen) Anteilseigner bewiesen. Sie gehen dabei davon aus, dass der durch die Ausschüttung entstehende Kapitalbedarf durch neues Eigenkapital gedeckt wird, für den Fall einer externen Fremdfinanzierung ergeben sich jedoch keine grundsätzlichen Änderungen. Es sei a,: Dividende pro Anteil im Zeitpunkt t; f5,: insgesamt ausgeschüttete Dividende in t; I,: Investitionsauszahlungen in t; Xt: Zahlungsüberschuss im Leistungsbereich in t; m: Zahl der bisher umlaufenden Anteile; n: Zahl der neu ausgegebenen Anteile; P1: Preis (Marktwert) eines Anteils im Zeitpunkt t (ex Dividende); V,: Marktwert des Unternehmens in t. Der Marktwert eines Anteils im Zeitpunkt t ergibt sich aus Kurs- und Dividendenrendite:
optimale Gewinnausschüttung Durch rekursives Einsetzen erhält man den gegenwärtigen Marktwert eines Anteils als Barwert aller darauf entfallenden künftigen Dividendenzahlungen:
optimale Gewinnausschüttung Entsprechend gilt für den Marktwert des Unternehmens:
optimale Gewinnausschüttung Im Zeitpunkt t = 1 nach erfolgter Dividendenausschüttung und anschließender Aufnahme neuen Eigenkapitals gilt entsprechend für den Marktwert des Unternehmens:
optimale Gewinnausschüttung Durch Einsetzen erhält man:
optimale Gewinnausschüttung Hieraus wird deutlich, in welcher Weise die Ausschüttung (D,) in t = 1 den gegenwärtigen Marktwert des Unternehmens beeinflußt: · D1 erhöht unmittelbar Vo aufgrund der gestiegenen Dividendenrendite. · Je höher DI ist, desto höher ist auch der entstehende Kapitalbedarf und damit n • P,, die Anzahl neu auszugebender Anteile, die in der Zukunft dividendenberechtigt sind. · V1 ist unabhängig von D1, da sich V1 auf den Zeitpunkt nach erfolgter Ausschüttung in t = 1 bezieht. Die Ausschüttungspolitik hat zwei gegenläufige Effekte: Zum einen erhöhen sich die gegenwärtigen Zahlungen an die bisherigen Eigenkapitalgeber, zum anderen steigt aber auch die Anzahl neu auszugebender Anteile und damit der Anteil der neuen Eigenkapitalgeber an den künftigen Überschüssen. Wie sich leicht zeigen läßt, heben sich beide Effekte genau auf. Hierzu wird auf die Kassenhaltungsgleichung zurückgegriffen, die besagt, dass den Auszahlungen für Investitionen und Ausschüttungen Einzahlungen aus Oberschüssen (interne Finanzierung) und aus der Aufnahme von neuem Kapital (externe Finanzierung) gegenüberstehen müssen:
optimale Gewinnausschüttung
optimale Gewinnausschüttung Einsetzen in die voranstehende Gleichung liefert schließlich: Der Marktwert der bisher ausgegebenen Anteile (V0) ist unabhängig von der Ausschüttungspolitik. Die gleiche Argumentationsweise läßt sich nun auf V1 und alle nachfolgenden Zeitpunkte übertragen. Entscheidend für den Marktwert eines Anteilstitels sind allein die Überschüsse, die durch die Investitionstätigkeit im Leistungsbereich erzielt werden, nicht aber die Aufteilung dieser Überschüsse auf gegenwärtige oder künftige Ausschüttungen. Unter der Berücksichtigung von Steuern ist das Irre1evanzergebrüs ggf. zu modifizieren. Optimal ist nun diejenige Ausschüttungspolitik, die zu der geringsten Steuerlast führt. Unter dem geltenden deutschen Steuerrecht ergibt sich hier keine eindeutige Aussage, da es aufgrund des Anrechnungsverfahrens letztlich von einem Vergleich des Körperschaftsteuersatzes für einbehaltene Gewinne (50%) mit dem privaten Einkommensteuersatz abhängt, ob vollständige Ausschüttung oder vollständige Einbehaltung optimal iat. Literatur: Drukarczyk, J. (1993). Swoboda, P. (1991). Franke, G., Hax, H. (1994)

Vorhergehender Fachbegriff: Optimale Gemeinkostenzuschläge | Nächster Fachbegriff: optimale Intensität



  Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken

   
 
 

   Weitere Begriffe : Bruttozins | Imparitätsprinzip | Grenzherstellkosten

   Praxisnahe Definitionen

Nutzen Sie die jeweilige Begriffserklärung bei Ihrer täglichen Arbeit. Jede Definition ist wesentlich umfangreicher angelegt als in einem gewöhnlichen Glossar.

  Marketing

  Definition

  Konditionenpolitik

   Fachbegriffe der Volkswirtschaft

Die Volkswirtschaftslehre stellt einen Grossteil der Fachtermini vor, die Sie in diesem Lexikon finden werden. Viele Begriffe aus der Finanzwelt stehen im Schnittbereich von Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre.

  Investitionsrechnungen

  Marktversagen

  Umsatzsteuer

   Beliebte Artikel

Bestimmte Erklärungen und Begriffsdefinitionen erfreuen sich bei unseren Lesern ganz besonderer Beliebtheit. Diese werden mehrmals pro Jahr aktualisiert.

  Cash Flow

  Bausparen

  Fremdwährungskonto


     © 2023-2024 Wirtschaftslexikon24.com       All rights reserved.      Home  |  Datenschutzbestimmungen  |  Impressum  |  Rechtliche Hinweise
Aktuelles Wirtschaftslexikon