Mit Kreditkanal (credit channel) wird ein transmissionstheoretischer Ansatz bezeichnet, der die besondere Rolle der Kreditvergabe der Geschäftsbanken im Transmissionsprozeß herausstellt. Er bezieht sich vor allem auf restriktive geldpolitische Maßnahmen. Ausgangspunkt bildet die Beobachtung, daß im Gefolge restriktiver Geldpolitik die realen Wirkungen (z.B. Rückgang der Investitionen) stärker ausfallen als aufgrund einer nur mäßigen Veränderung der Marktzinsen zu erwarten wäre. Als allgemeine Ursache gelten informationsbedingte Kreditangebotsbeschränkungen der Geschäftsbanken, die in eine Kreditselektion zu Lasten bestimmter Kreditnehmer oder sogar Kreditrationierung einmünden. Üblicherweise werden zwei sich in ihren Wirkungsmechanismen unterscheidende, im Ergebnis aber sehr ähnliche „Kanäle“ unterschieden: Bankenkanal und Bilanzkanal.
Geldpolitische Steuerungsprobleme im Euroraum können daraus erwachsen, daß zum einen das Gewicht der Geschäftsbanken im finanziellen Sektor insgesamt unterschiedlich ist (Finanzierungsstrukturen) und deshalb mehr oder weniger Ausweichmöglichkeiten der Kreditnachfrager bestehen. Zum anderen hängen Informationsasymmetrien auch von der Dauerhaftigkeit der Beziehungen zwischen Geschäftsbanken und Kunden ab. Beim Hausbankprinzip wie in Deutschland ist das Informationsproblem der Geschäftsbanken relativ gering. Für die Bedeutung des Kreditkanals sind schließlich — im Eurosystem divergierende — Möglichkeiten der Besicherung von Krediten von Bedeutung.
Einer der geldpolitischen Transmissionskanäle.
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