Die Arbeitslosigkeit in Deutschland lag zwischen 1950 und 1973 im Schnitt bei 2,5 Prozent. Zwischen 1974 und 1983 stieg sie auf 4,1 Prozent, in den nachfolgenden 10 Jahren auf 6,2 Prozent und zwischen 1994 und 1998 auf durchschnittlich 9 Prozent. Es ist aber nicht nur die schubartig zunehmende Höhe der Arbeitslosigkeit, die Anlass zur Besorgnis liefert, sondern vor allem ihre verfestigte Struktur: Kennzeichen sind der hohe und in den neunziger Jahren noch gestiegene Anteil strukturell bedingter Arbeitslosigkeit, die sich konjunkturell nicht beseitigen lässt, die sehr hohe Langzeitarbeitslosenquote von etwa einem Drittel sowie die überdurchschnittliche Betroffenheit von Geringqualifizierten (rund 40 Prozent sind ohne abgeschlossene Berufsausbildung). Gleichzeitig können viele der angebotenen Stellen heute nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten besetzt werden, weil die Arbeitslosen sie nicht annehmen können, da sie unteroder fehlqualifiziert sind (ein Problem, das sich mit steigender Dauer der Arbeitslosigkeit wegen der damit verbundenen Vernichtung von Humankapital verschärft), oder weil sie es nicht wollen, da die Anreize zur Aufnahme einer Beschäftigung nicht ausreichen. Schließlich sind die Erwerbsneigung und die Beschäftigungsquoten hierzulande im Vergleich zu anderen Ländern gering. Dies gilt besonders für Frauen, Ältere und Geringqualifizierte.
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