(Teufelskreis bzw. Tugendkreis) Prozesse zirkulärer oder kumulativer Verursachung. Das Konzept geht zurück auf Knut WICKSELL (1851-1926), der in seiner Zinsspannentheorie analysiert, wie eine Divergenz zwischen Marktzinssatz und natürlichem Zinssatz zu auf- bzw. abwärts gerichteten kumulativen Preisbewegungen führt, die so lange andauern, bis die Divergenz beseitigt wird. Fixieren die Banken den Zins auf einem Niveau unterhalb der realwirtschaftlichen Ertragsrate des Kapitals, so regen sie die Investitionstätigkeit an. Bei tendenziell vollbeschäftigten produktiven Faktoren kann die Produktion von Investitionsgütern nicht nennenswert gesteigert werden. Die Überschußnachfrage bricht sich in kumulativ steigenden Preisen Bahn, ein Prozeß, der erst zum Stillstand kommt, wenn die Banken den Darlehenszinssatz anheben. Kumulativ destabilisierende Prozesse sind Thema von Roy F. HARRODs (1900-1978) Instabilitätstheorem in der Akkumulations- und Wachstumstheorie.
Gunnar MYRDAL (1898-1987) greift das Konzept auf und verwendet es zur Erklärung des Phänomens ungleicher Entwicklung. Liegen increasing returns to scale infolge von Spezialisierung bzw. firmenextern steigende Skalenerträge vor, so werden kleine Vor- bzw. Nachteile im Laufe der Zeit vergrößert. Bereits vor ihm hatte Oskar E. ENGLANDER divergierende regionale Entwicklungen auf zunächst bestehende geringfügige Kostenunterschiede zwischen verschiedenen Standorten zurückgeführt. Die grundlegende Idee wird in polarisationstheoretischen Ansätzen der Regionalwissenschaft, darunter demjenigen Nicholas KALDORs (1908-1986), weiterentwickelt. Steigende Skalenerträge als Ursache kumulativer Prozesse studiert Brian W. ARTHUR (geb. 1945); die sog. »neue« Wachstumstheorie basiert im wesentlichen auf ihrer Annahme. Literatur: Arthur, B.W. (1989). Buttler, F. (1973). Myrdal, G. (1957)
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