Kompetenzzentren stellen eine Form der organisatorischen Bündelung von Fachwissen, Verantwortlichkeit, Zuständigkeit und Befugnissen in zeitlicher und inhaltlicher Form dar. In international tätigen Unternehmen beinhalten sie die vollständige Übertragung unternehmerischer Funktionen - wie Forschung und Entwicklung oder Produktion - an eine Einheit (z.B. eine Niederlassung oder Tochtergesellschaft), in der diese Funktion konzentriert wird. Bei Funktionen, die an unterschiedlichen Orten durchgeführt werden, ist eine ablauforganisatorische Abstimmung notwendig, so bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten.
Kompetenzzentren entstehen häufig zunächst durch die Übertragung von Teilfunktionen an ausländische Niederlassungen zur Anpassung an nationale Gegebenheiten oder Kundenwünsche, so bei der Übertragung von Entwicklungstellfunktionen oder Aufgaben der Produktanpassung. Bartletl/Ghoshal (1990, S. 217) sprechen in diesem Zusammenhang von »locally leveraged innovation processes«. Wird die entwickelte Erzeugnisvariante dann für die Kunden weltweit eingesetzt, so kann die Niederlassung auf diesem Gebiet zum Kompetenzzentrum für die Kunden werden (Lead-Coun-try-Konzept). Die Bildung von Kompetenzzentren erfolgt auf der Basis günstiger Rahmenbedingungen wie niedriger Löhne und gebündeltem Wissen, so bei Kompetenzzentren zur Softwareentwicklung in Indien.
eine Einrichtung, in der die Systemphilosophie eines Anbieters oder einer Anbieter- gemeinschaft und die Kompetenz zur Implementierung eines solchen Systems verdeutlicht werden soll (Systemgeschäft). Dazu werden die verschiedenen Komponenten und Teilsysteme des/der Anbieter so zusammengefügt, dass die Abläufe in einem integrierten Betrieb vom Entwurf bis zum Endprodukt transparent werden. Je stärker das Leistungsangebot im Systemgeschäft durch zunehmende Anteile von Vertrauensgütern gekennzeichnet ist, um so notwendiger wird es, Medien einzusetzen, die in der Lage sind, den Kompetenzanspruch zu belegen. Da umfassende Referenzsysteme i.d.R. nicht zur Verfügung stehen, bietet es sich an, auf „Modellsysteme“ bzw. „Funktionsmodelle“ zurückzugreifen. Solche Modelle können als herstellereigene Versuchsanlagen angesehen werden, die es dem Anbieter ermöglichen, anhand von Modellen die Glaubhaftigkeit seiner Aussagen zu belegen - und damit Kompetenz zu beweisen. Sie lassen sich auf Messen und Ausstellungen präsentieren. Die ins Systemgeschäft drängenden Anbieter haben jedoch erkannt, dass die Periodizität und Diskontinuität von Messen und Ausstellungen nicht ausreichen, um den Kompetenznachweis permanent zu erbringen. Insofern wurden speziell in diesem Geschäft Kompetenzzentren aufgebaut, in denen das Modellsystem permanent zur Demonstration zur Verfügung steht.
Literatur: Klemaltenkamp, M.; Rohde, H., Mit Kompetenzzentren Barrieren überwinden, in: absatzwirtschaft, Heft 11 (1988), S. 106-115.
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