Fehlzeiten
In der Wirtschaftssoziologie: Bezeichnung für Häufigkeit und Art des durch den Arbeitsvertrag nicht gerechtfertigten Wegbleibens vom Arbeitsplatz. Gründe und Bedingungen des Absentismus sind wichtige Untersuchungsgegenstände der angewandten Industrie- und Betriebssoziologie.
(Fehlzeiten) Zeiten der Nicht-Anwesenheit von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eines Unternehmens während der vertraglich vereinbarten Sollarbeitszeit. Häufig bezeichnet Absentismus aber lediglich eine Teilmenge der Fehlzeiten: die motivational bedingten Abwesenheitszeiten, die nicht durch medizinische Tatbestände legimitiert sind, also das sog. Blaumachen (Fehlzeiten = Krankenstand + Absentismus). In der betrieblichen Praxis ist eine Unterscheidung zwischen Krankenstand und Absentismus i. d. R. nicht möglich. Vielfach werden häufige kurzzeitige Krankheitsfälle als Absentismus im engeren Sinn gedeutet. Den Fehlzeiten kommt in der Personalwirtschaft eine doppelte Bedeutung zu. Zum einen entstehen durch Fehlzeiten Kosten: Lohn- und Gehaltsfortzahlung, Kosten für betriebliche Umsetzungen, Einarbeitung und Überstunden, Kosten aufgrund mangelnder Ausnutzung des Produktionsapparats (Leerkosten) usw. Zum anderen können Fehlzeiten auf unbefriedigende unternehmensinterne Verhältnisse hinweisen und damit als Indikator für die Qualität personalwirtschaftlicher Massnahmen herangezogen werden. Interpretationsprobleme ergeben sich insb. auf Grund von durch Unternehmen nicht zu beeinflussenden Kontextfaktoren, wie vor allem der Arbeitsmarktsituation (bei hoher Arbeitslosigkeit nehmen die Fehlzeiten i.d.R. ab). So sind etwa 70% der jährlichen Veränderungen des Krankenstandes seit 1965 auf Veränderungen der konjunkturellen Lage zurückzuführen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass krankheitsbegründende Faktoren, wie Arbeitsbelastung, Unfälle, effektiv geleistete Arbeitszeit etc. wiederum von der Konjunktur- und Arbeitsmarktsituatiuon abhängig sind. Ursachenfelder für Fehlzeiten können alle Gestaltungsbereiche der Personalwirtschaft (z.B. Arbeitsgestaltung, Regelung der Arbeitszeit, Lohnsystem), aber auch persönliche Merkmale sowie die familiäre Situation der Beschäftigten sein. Hinweise auf mögliche Fehlzeitenursachen liefert die Fehlzeitenstrukturanalyse, d.h. die differenzierte Erfassung und Auswertung von Fehlzeiten (Anzahl der Fehlzeitenfälle, Dauer je Fehlzeitenfall, Ursache, z.B. Unfall, Kur usw.) hinsichtlich personen- und organisationsbezogener Merkmale. Oft differieren die Fehlzeiten zwischen verschiedenen Beschäftigungsgruppen, Betriebsabteilungen, Unternehmensgrössenklassen, Branchen usw. erheblich. Weiterhin können Fehlzeitengespräche zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern über die Gründe ihrer Abwesenheit Anhaltspunkte für personalwirtschaftlichen Handlungsbedarf liefern. Literatur: Nieder, P. Die gesunde Organisation, Spardorf 1984. Salowsky, H., Fehlzeiten - eine Bilanz nach 20 Jahren Lohnfortzahlungsgesetz, Köln 1991. Kästner, M., Personalmanagement heute, Landsberg a. Lech 1990, S. 327ff.
Fehlzeiten
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