Insbesondere beim Vertrieb von Markenartikeln gewählter • Absatzkanal. Dabei werden Absatzmengen, die der übliche Absatzkanal nicht mehr aufnehmen will oder kann, vom Hersteller über weitere Handelsbetriebe verkauft (z.B. Discounter, Verbrauchermärkte usw.). Das Produkt wird dabei geringfügig verändert (Marke, Verpackung), um den »offiziellen« Absatzkanal nicht zu beeinträchtigen. Grauer Import findet infolge internationaler Preisdifferenzierung statt; Händler reimportieren Produkte aus dem Ausland.
Ausserhalb der offiziellen, u. U. staatlich beaufsichtigten Finanzmärkte betriebene Finanzgeschäfte verschiedenster Art, die illegal sind, vertragliche Vereinbarungen - z. B. im Bankenkonsortium - unterlaufen usw.
Sammelbezeichnung für alle Formen des Direktabsatzes (Direktvertrieb) unter Umgehung der Absatzwege des institutionellen Einzelhandels, durch die die Letztverbraucher durch den Wegfall der entsprechenden Handelsspannen zu Preisnachlässen gelangen, die sie vom Einzelhandel nicht bekommen. Zu den vielfältigen Erscheinungsformen des grauen Markts zählen insbesondere der Behörden-, - Belegschafts-, Betriebs-und - Beziehungshandel und der durch lockere Handhabung von Zugangsbeschränkungen gekennzeichnete Direktabsatz von Herstellern und Großhändlern.
Wettbewerbsrechtlich ist der Handel auf dem grauen Markt prinzipiell zulässig, die ihn ermöglichenden - Absatzmittler verstoßen in der Regel lediglich gegen private Absatz- und Vertriebsbedingungen bzw. gegen Preisbindungen, sofern diese gesetzlich vorgeschrieben sind.
Markttypologie Gravitationsmodell Im Handelsmarketing dienen Gravitationsmodelle zur Abgrenzung bzw. zur Erklärung der Größe des Einzugs-(Markt- Gebietes von Einzelhandelszentren und damit zur Erklärung des Einkaufsstättenwahl- verhaltens der Konsumenten in räumlicher Hinsicht. Die Modelle wollen also nicht die Anziehungskraft einzelner Standorte innerhalb eines Zentrums erklären, sondern beziehen sich auf die Anziehungskraft ganzer Zentren, Geschäftsagglomerationen oder Regionen (sog. Abgrenzung von Makromarktgebieten). Die Abgrenzung des Marktgebietes ist bei der Bewertung von Ständ- ortlagen im Einzelhandel (Standort im Handel) von zentraler Bedeutung. In den deterministischen Modellen (Gravitationsmodelle i.e.S.) wird die Grenze zwischen den Absatzreichweiten zweier Geschäftszentren jeweils so bestimmt, dass ein Konsument mit Wohnort an einem bestimmten geographischen Ort entweder Kunde des einen oder des anderen Zentrums ist, während bei den probabilistischen Modellen ermittelt wird, mit welcher Wahrscheinlichkeit er seine Einkäufe in dem einen und dem anderen Einkaufszentrum tätigen wird. Die Gravitationsmodelle haben ihre Wurzel in einer Aussage Newtons (1687), nach der die Gravitationskraft zweier Körper davon abhängt, über welche Masse die beiden Körper verfügen und wie groß die Entfernung zwischen ihnen ist. In den Sozialwissenschaften wurden die „Körper“ als Städte oder Regionen interpretiert, die „Massen“ als die Anzahl der Bewohner dieser Städte und die „Gravitationskraft“ als die Stärke der Kontaktaufnahme zwischen den Bewohnern der Städte oder Regionen. Das ursprünglich für die Physik formulierte Gesetz lautet dann in seiner sozialen Variante: „Die Anzahl der Interaktionen der Bewohner des Ortes i mit den Nachbargebieten j ist umso größer, je größer die Bevölkerung der Nachbargebiete j ist und je geringer die Entfernung zu diesen Gebieten ist.“ Reilly hat diese allgemeinen gravitätstheoretischen Überlegungen bereits 1931 auf das Einkaufsverhalten von Konsumenten übertragen, indem er die Anziehungskraft zweier Geschäftszentren auf ein zwischen ihnen liegendes Wohngebiet zueinander in Beziehung gesetzt hat und so zu dem sog. „Gesetz der Einzelhandelsgravitation“ kam: Die relative Anziehungskraft eines Geschäftszentrums auf einen Verbrauchsort ist proportional zur Größe des Handelsortes (gemessen an seiner Einwohnerzahl) und umgekehrt proportional zur Entfernung zwischen dem Standort des Verbrauchers und dem Handelsort, wobei diese Entfernungmit einem warengruppenspezifi- schen Parameter r zu gewichten ist. Das Verhältnis der Umsätze der beiden Handelsorte kann nach R eilly mithilfe der folgenden Gleichung wiedergegeben werden. Ui = Pi x D; Uj “ PjXDf Ui = der Einzelhandelsumsatz des Handelsortes i mit dem zwischen den Handelsorten i und j liegenden Verbrauchsort Uj = der Einzelhandelsumsatz des Handelsortes j mit dem zwischen den Handelsorten i und j liegenden Verbrauchsort Pi = die Einwohnerzahl des Handelsortes i Pj = die Einwohnerzahl des Handelsortes j Di = die Entfernung des Handelsortes i vom V erbrauchsort Dj = die Entfernung des Handelsortes j vom Verbraucnsort
r = warengruppenspezifischerParameter (häufig gilt r = 2) Mit dem warengruppenspezifischen Parameter r wird erfaßt, dass die Verbraucher in bestimmten Warengruppen eher bereit sind, größere Entfernungen zu überbrücken, so dass hier die Entfernung in geringerem Maß das Einzugsgebiet begrenzt. Werden nur zwei Handelszentren in die Analyse einbezogen, läßt sich die Grenze der Einzugsbereiche leicht mithilfe der Gleichung 1 bestimmen: Zum Marktgebiet eines Handelsortes gehören die Bewohner der Orte, die von keinem anderen Standort stärker angezogen werden als vom betrachteten Handelsort. Bei einer größeren Anzahl von Handelszentren muss das Modell modifiziert werden (K. Schöler, 1981, S. 152 ff). Das Gravitationsgesetz von Reilly ist vielfach Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion gewesen. Zum ersten wurde versucht, Reillys Gesetz der Einzelhandelsgravitation nicht nur mit einem Hinweis auf Newtons physikalische Aussage zu begründen, sondern es wurde gezeigt, dass es einem nutzentheoretischen Kalkül des Konsumenten entspricht, der die Attraktivität einzelner Einkaufsorte mit den Mühen (Kosten), diese zu erreichen, abwägt. Zum zweiten wurden für die empirische Überprüfung des Gesetzes sehr unterschiedliche Operationalisierungen für die beiden Determinanten der Attraktivität eines Handelszentrums vorgeschlagen. Die Tab. zeigt einige Varianten. Schließlich wurde drittens auch der funktionale Zusammenhang zwischen der Anziehungskraft und den erklärenden Variablen modifiziert. Beispielhaft sei hier das Modell von Fickel genannt, das der Standortbewertung durch die Gesellschaft für Konsumforschung zugrundeliegt. Das Grundmuster, wonach der relative Umsatzanteil eines Geschäftszentrums an den Ausgaben der Bewohner eines Ortes, von der Attraktivität dieses Zentrums und von der zu überbrückenden Entfernung abhängt, blieb jeweils erhalten. Zwar sind die Modelle in den letzten Jahrzehnten vielfach empirisch angewendet worden, ein abschließendes Urteil ist jedoch derzeit kaum möglich, da entweder die Ergebnisse nicht wissenschaftlich nachprüfbar publiziert werden oder weil ständig neue Operationalisierungsvarianten verwendet werden. -H.
Literatur: Fickel, , Die ökonometrische Methode zur Marktgebietsabgrenzung von Einkaufszentren, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 25. Jg. (1979), S.204-225. Müller-Hagedorn, L., Handelsmarketing, Stuttgart 1984, S. 114 - 130. Schöler, K., Das Marktgebiet im Einzelhandel, Berlin 1981.
Grauer Markt
bezeichnet Marktsegmente mit freien, in der Regel niedrigen Preisen in einem System sonst hochregulierter Märkte, die vertraglich fixierten Mindestpreisvereinbarungen unterliegen (zum Beispiel internationale Flugtarife).
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