Theorie zur Erklärung von Wechselkursen und ihren Veränderungen in einer längerfristigen Perspektive ( Wechselkurstheorie). Danach wird der Wechselkurs zweier Währungen auf Dauer durch die Entwicklung der Kaufkraft in beiden Ländern bestimmt. Die Kaufkraft einer Währung wird generell durch den reziproken Wert des Preisniveaus gemessen, so dass der Kaufkraftparitätenkurs als Ausdruck für den gleichgewichtigen Wechselkurs, an den sich der tatsächliche Wechselkurs an den Devisenmärkten auf Dauer anpassen wird, gleich dem Preisniveauverhältnis zwischen den betrachteten Ländern ist. Es existieren zwei grundlegende Versionen der Kaufkraftparitätentheorie: die absolute und die komparative Fassung. Während die absolute Fassung den augenblicklichen Stand des Wechselkurses zu bestimmen versucht, will die komparative Fassung Wechselkursveränderungen zwischen zwei Zeitpunkten erklären. Eine dritte Fassung der Kaufkraftparitätentheorie (die Kostenparitätenversion) würde an Stelle der Preisdaten Kostendaten (z.B. Lohnstückkosten) der betrachteten Länder verwenden. Die treibende Kraft, die nach der Kaufkraftparitätentheorie den tatsächlichen Wechselkurs an den Kaufkraftparitätenkurs führt, ist die (vollkommene) internationale Güterarbitrage. Sie gewährleistet über den internationalen Preiszusammenhang die Gleichheit der Güterpreise (ausgedrückt in gleicher Währung) in den Ländern, die durch Handel miteinander eng verbunden sind (Gesetz des einheitlichen Preises). Die Kaufkraftparitätentheorie, von Gustav Cassel nach dem Ersten Weltkrieg erstmals unter diesem Namen vorgestellt, ist nicht unumstritten. Eine empirische Verifizierung stösst auf grosse statistisch-methodische Probleme, insb. hinsichtlich der Frage, welche Preisniveaus international miteinander verglichen werden sollen und ob bilaterale oder multilaterale Kaufkraftparitätsberechnungen angemessen sind. Die Kaufkraftparitätentheorie hat in der neueren Wechselkurstheorie zur Erklärung des Verhaltens flexibler Wechselkurse in den 70er Jahren eine Wiederbelebung erfahren. Sie wird dann oftmals unter der Bezeichnung des realen Wechselkurses und seiner Bestimmungsfaktoren diskutiert. Empirische Untersuchungen haben zu kontroversen Ergebnissen hinsichtlich der Gültigkeit der Kaufkraftparitätentheorie geführt. Während in der kurzen Frist und bei ausschliesslich bilateralen Vergleichen die tatsächlichen Wechselkurse wegen der kurzfristig oft dominierenden internationalen Kapitalbewegungen ( Finanzmarkttheorie) nicht selten erhebliche Abweichungen von dem Kaufkraftparitätenkurs aufweisen können, verringern sich die Divergenzen, wenn multilaterale Vergleiche und längere Beobachtungszeiträume gewählt werden. Bei internationalen Vergleichen zur Überprüfung der Kaufkraftparitätentheorie zwischen Ländern unterschiedlicher Einkommens- und Entwicklungsniveaus ist ferner zu beachten, dass es aufgrund des sog. Balassa-Effektes zu systematischen Divergenzen zwischen Kaufkraft- paritätenkursen und den tatsächlichen Wechselkursen kommen kann. Literatur: Officer, L. H., The Puchasing-Power-Pa- rity Theory of Exchange Rates: A Review Article, in: International Monetary Fund Staff Papers, Bd. 23 (1976), S. 1 ff.
Die Kaufkraftparitätentheorie hilft bei der Erklärung von Wechselkursbewegungen. Dabei wird zwischen der absoluten (der Wechselkurs zwischen den Währungen zweier Staaten entspricht deren Preisniveauverhältnis) und der relativen Variante unterschieden. Sie besagt, dass sich der Wechselkurs zweier Währungen innerhalb einer Zeitspanne um denselben Prozentsatz ändert wie die Preisniveaudifferenz (Inflationsrate) zwischen diesen Staaten. Steigen etwa die Güterpreise in den USA stärker als in Deutschland, steigt die Nachfrage nach deutschen Gütern, während die Nachfrage nach Gütern aus den USA sinkt. Damit steigt die Nachfrage nach Euro im Vergleich zum Dollar, da für den Kauf deutscher Güter Euro benötigt wird. Es kommt also zu einer Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar. Entscheidet nur die Preisentwicklung über Wechselkursveränderungen, ändert sich der Wechselkurs Euro/Dollar genau um die Differenz der Inflationsraten beider Staaten.
von Gustav Cassel besagt, daß der Wechselkurs zweier Währungen sich aus der Kaufkraft ergibt, die diese Währungen in ihrem Ursprungsland besitzen. Beispiel: Im Land A kostet ein Kilo Brot 50 A-Währungseinheiten, im Land B kostet ein Kilo Brot 10 B-Währungseinheiten. Demnach beträgt der Wechselkurs für die B-Währung im A-Land 5 A-Währungseinheiten (Preis in A-Währungseinheiten, der für eine Einheit der B-Währung zu zahlen ist).
Vorhergehender Fachbegriff: Kaufkraftparität | Nächster Fachbegriff: Kaufkraftparitätentheorie
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|