Ansatz zur Untersuchung des Verhaltens von Mikroeinheiten (Personen, Haushalte, Unternehmen). Guy H. Orcutt hatte 1957 die Entwicklung mikroanalytischer Modelle vorgeschlagen, um insb. für den Bereich der Finanz- und Sozialpolitik fundierte rationale Entscheidungsgrundlagen zu schaffen. Als Datenbasis sind individuelle Daten heranzuziehen (z.B. die Informationen aus den turnusmässigen Einkommens- und Verbrauchsstichproben). In der Bundesrepublik Deutschland ist die Verfügbarkeit solcher Mikrodatensätze wegen der Datenschutzregelung stark eingeschränkt, so dass es notwendig wird, auf Mikrodatensätze zurückzugreifen, die aus eigenen Querschnitts- oder Längsschnitts- Erhebungen stammen. Die Mikroanalyse verfolgt das Ziel, menschliches Verhalten durch Berücksichtigung einer Vielzahl persönlicher oder haushaltsbedingter Bestimmungsfaktoren zu erklären und damit Aggregationsfehler durch Verwendung von Durchschnittsgrössen zu vermeiden. So eignet sich z.B. bei der Schätzung der strukturellen Wirkungen von Änderungen der Rentengesetzgebung der mikroanalytische Ansatz wesentlich besser als ein Modell auf der Makroebene, denn bei der Berechnung der Höhe der Renten sind individuelle Faktoren, wie Familienstand, Alter usw., von entscheidender Bedeutung. Zur Schätzung der Verhaltensfunktionen werden i. a. Methoden der Mikroökonometrie verwendet. Die vielfältigen Interdependenzen werden in mikroanalytischen Modellen abgebildet. Dies sind sehr grosse, komplexe Modelle, die auch mit Hilfe von leistungsfähigen Computern nicht mehr geschlossen lösbar sind. Deshalb erscheint es zweckmässig, Simulationen durchzuführen, d.h. Modellrechnungen unter Vorgabe bestimmter politischer Instrumentvariablen vorzulegen, um die Zusammenhänge zwischen angestrebten Zielen und eingesetzten Massnahmen zu analysieren. Wegen der Datenlage wird der mikroanalytische Ansatz heute meist zur Analyse von Personen und Haushalten, selten auch zur Untersuchung des individuellen Unternehmerverhaltens eingesetzt. Literatur: Krupp, H.J.IWagner, G., Grundlagen und Anwendung mikroanalytischer Modelle, in: Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung, Heft 1 (1982), S. 5 ff. Orcutt, G./Merz, JJQuincke, H. (Hrsg.), Microanalytic Simulation Models to Support Social and Financial Policy, Amsterdam u.a. 1986. Merz, ]., Microsimulation, A Survey of Principles, Developments and Applications, in: International Journal of Forecasting, Vol. 7 (1991), S. 77 ff.
Vorhergehender Fachbegriff: Mikro-Responsemessung | Nächster Fachbegriff: mikroanalytische Modelle
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|