eine durch empirische Falsifizierung der Faktorproportionentheorie (Leontief- Paradoxon) ausgelöste Weiterentwicklung der Theorie der komparativen Kosten zur Erklärung von Aussenhandelsursachen. Dabei werden die in der Faktorproportionentheorie als homogen angesehenen Faktorbestände von Arbeit und Kapital um verschiedene Kategorien von Arbeitskräften unterschiedlicher Qualifikationsniveaus (z.B. Spezialisten, Facharbeiter und ungelernte Arbeiter) oder der Kapitalbegriff durch Einführung eines durch Ausbildung der Arbeitskräfte aufgebauten Humankapitals (Arbeitsvermögen) erweitert. Ein ohne diese Differenzierung als arbeitsreich einzuordnendes Land kann nun gerade mit Arbeitskräften höherer Qualifikationsniveaus vergleichsweise knapp ausgestattet sein, während ein kapitalreiches Land i.d. R. auch reichlich über qualifizierte Arbeitskräfte verfügt, denn Kapitalreichtum bedeutet häufig auch Reichtum an Bildungseinrichtungen. Unter solchen Bedingungen kann angenommen werden, dass Arbeitskräfte mit hohem Ausbildungsniveau im arbeitsreichen Land relativ hoch entlohnt werden, weil sie dort knapper sind als im kapitalreichen Land. Als Folge werden auch Produkte, deren Herstellung einen hohen Einsatz qualifizierter Arbeit erfordert, im arbeitsreichen Land nur relativ teuer herstellbar sein. Es besitzt somit komparative Kostennachteile in der Erzeugung qualifikationsintensiver Güter, während das kapitalreiche Land dort komparative Kostenvorteile aufweist. Für den Aussenhandel bedeutet dies, dass kapitalreiche Länder, die gleichzeitig reichlich mit ausgebildeten Arbeitskräften versehen sind, vor allem Güter exportieren, deren Herstellung ein hohes Qualifikationsniveau der Arbeit erfordert, während ihre Importgüter in den Ursprungsländern mit einem relativ hohen Anteil gering ausgebildeter Arbeitskräfte erstellt werden. So kann die durch das Le- ontief-Paradoxon ausgewiesene relativ hohe Arbeitsintensität amerikanischer Exporte also in Wirklichkeit deren hohe Qualifikationsintensität anzeigen, während die unter Verwendung einfacher Arbeitsleistungen hergestellten Importe als arbeitsintensiv einzustufen sind. Jüngere empirische Untersuchungen von Aussenhandelsstrukturen können die durch das Neo-Faktorproportionentheorem beschriebenen Strukturdeterminanten des Aussenhandels als signifikante Einflussfaktoren bestätigen. Literatur: Bender, D., Aussenhandel, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 1, 5. Aufl., München 1992, S. 417 ff.
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