durch die Aussenhandelstheorie näher analysierte Faktoren, die es vorteilhaft erscheinen lassen, die Vorzüge der Arbeitsteilung auch international zu nutzen (Aussenhandel). Als Gründe für die Aufnahme von Aussenhandel gelten: • internationale Autarkie-Preisdifferenzen bei homogenen Gütern, • Möglichkeiten und Vorteile der Produktdifferenzierung bei heterogenen Gütern und vielschichtigen Verbraucherpräferenzen, • Nicht-Verfügbarkeit bestimmter nachgefragter Güter in einzelnen Ländern. Bei vielen Aussenhandelsprodukten besteht ein substitutives Verhältnis zwischen Inlandserzeugung und Import bzw. Inlandsverwendung und Export (substitutive internationale Arbeitsteilung). Bei relativ homogenen Gütern bestimmt dann die bei Autarkie bestehende internationale Preisdifferenz, ob ein spezielles Gut im Inland hergestellt oder aus dem Ausland bezogen wird. Solche Preisdifferenzen können wiederum unterschiedliche Ursachen haben. Als Hauptdeterminante gelten Kostenunterschiede in der Herstellung der jeweiligen Güter (Theorie der komparativen Kosten), wobei diese entweder durch unterschiedliche Ausstattung mit Produktionsfaktoren (Faktorproportionentheorie, Neo- Faktorproportionentheorem) oder durch relative Produktivitätsunterschiede (Ricardo- Theorem) erklärt werden können. Daneben können Autarkie-Preisdifferenzen auch - bei gleichen Kostenstrukturen — durch Unterschiede in der Nachfragestruktur entstehen, da der Preis eines Gutes ceteris paribus dort höher ist, wo das Gut relativ stärker nachgefragt wird (inverser Handel). Auch können Transportkostenunterschiede dazu führen, dass ein Produkt importiert wird, obwohl es im Inland zu gleichen Kosten erzeugt werden kann, wenn der Produktionsort im Inland weiter vom Absatzgebiet entfernt ist als die ausländische Produktionsstelle und damit höhere Transportkosten hervorruft. Unterscheiden sich die im In- und Ausland produzierten Güter in Qualität und Ausgestaltung, so können auch solche Produktdifferenzierungen Ursache von Aussenhandel sein. Bei heterogenen Waren können subjektive oder objektive Besonderheiten nationaler Produktionen (italienische Schuhe, Schweizer Uhren) dazu führen, dass die gleiche Güterkategorie sowohl exportiert als auch importiert wird. Dies spielte vor allem bei der Intensivierung der Handelsbeziehungen zwischen den reichen Industrieländern eine entscheidende Rolle, da hierdurch Möglichkeiten zur Kostensenkung und Absatzausweitung durch Anpassung an vielschichtige Nachfragepräferenzen besser genutzt werden konnten (Lin- der-Hypothese). Werden die betrachteten Handelsgüter nur in den Exportländern produziert und sind sie in den Importländern auch bei Autarkie nicht verfügbar, da nicht erzeugbar, so sind — temporäre oder dauerhafte - Verfügbarkeitsbeschränkungen die Ursache des internationalen Handels. Typisches Beispiel für eine solche komplementäre Arbeitsteilung ist der Handel zwischen Entwicklungs- und Industrieländern, wenn er sich als internationaler Austausch bestimmter Primärgüter (Rohstoffe, Agrarprodukte) gegen industrielle Fertigwaren darstellt. Dauerhafte Verfügbarkeitsmonopole beruhen dabei zumeist auf speziellen klimatischen, geologischen oder natürlichen Bedingungen, temporäre Verfügbarkeitsmonopole dagegen auf Vorsprüngen in den technologischen Kenntnissen (technologische Lücke). Letztere können daher im Zeitablauf abgebaut werden, so dass anfängliche Importgüter in diesem Bereich später sogar zu Ex- portgütern werden können (Produktzy- klustheorie). Literatur: Bender, D., Aussenhandel, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 1, 5. Aufl., München 1992, S. 417ff. Hesse, H., Aussenhandel I: Determinanten, in: HdWW, Bd. 1, Stuttgart 1977, S. 364 ff.
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