wichtige Klasse von Produktionstypen, die sich nach dem Merkmal der räumlichen Anordnung der Arbeitsträger und den zwischen diesen möglichen Transportbeziehungen ergeben. Diese Typenbildung wird vor allem zur Kennzeichnung von Fertigungsstrukturen angewandt. Sie ist aber auch auf andere Bereiche übertragbar. Die möglichen Arbeits- und Transportbeziehungen zwischen den Arbeitsträgern bzw. Arbeitsplätzen ergeben sich aus der Folge von Arbeitsgängen, die zur Herstellung der Endprodukte durchlaufen werden müssen. Grundlegend für einen Organisationstyp ist, nach welchem Prinzip die Arbeitsträger räumlich zusammengefasst (zentralisiert) werden. Alternativen sind die Zentralisation der Arbeitsträger nach Verrichtungen, die eine Dezentralisation nach Objekten zur Folge hat, und die Zentralisation nach Objekten. Bei der Zentralisation nach Verrichtungen werden Arbeitsträger, welche dieselben oder funktionsgleiche Verrichtungen durchführen, räumlich in Werkstätten konzentriert. Diese Form der Zentralisation ist charakteristisch für —Werkstattfertigung. Die Aufträge für verschiedene Produktarten durchlaufen die Werkstätten und deren einzelne Arbeitsträger in unterschiedlicher Folge. Entsprechend der nachfolgenden Abbildung gibt es eine grosse Zahl von Transportbeziehungen zwischen den Werkstätten und ihren Arbeitsträgern. Demgegenüber sind die Arbeitsträger bei Fliessfertigung entsprechend dem Fliessprinzip nach der Arbeitsgangfolge der Aufträge angeordnet. Es werden Fertigungslinien gebildet, bei denen die zur Herstellung eines Produktes erforderlichen Arbeitsträger räumlich unmittelbar aufeinanderfolgen. Deshalb besteht gemäss der nachfolgenden Abbildung genau eine Transportbeziehung von einem Arbeitsträger zum nächsten. Eine Anwendung von Fliessfertigung setzt hohe Stückzahlen gleichartiger Produkte voraus, weil nur in diesem Fall eine Ausrichtung an der Arbeitsgangfolge eines Produktes sinnvoll ist. Daher wird sie vor allem bei Massen-, Sorten- und Grossserienfertigung gewählt. Dagegen ist Werkstattfertigung bei Einzel- und Kleinserienfertigung üblich. Bei Fliessfertigung sind die Durchlaufzeiten (Fertigungsziele), die Zwischenlagerbestände und die innerbetrieblichen Transportkosten niedrig. Dafür ist eine Umstellung auf die Erzeugung anderer Produkte i. d. R. nicht schnell durchführbar und mit entsprechenden Kosten verbunden. Im Gegensatz-hierzu weist die Werkstattfertigung eine hohe Anpassungsfähigkeit auf. Dagegen sind bei ihr die Lagerbestände und die Wartezeiten der Aufträge hoch. In der Realität betragen die Wartezeiten bis zu 90% der Durchlaufzeiten. Ferner benötigt man im allgemeinen höher qualifizierte Mitarbeiter als bei Fliessfertigung. Durch Kombination der beiden Zentralisationsprinzipien entstehen die Werkstattfliessfertigung und die Fliessinselfertigung als Zwischenformen. Werkstattfliessfertigung ist bei Sortenfertigung anwendbar. Entsprechend der nachfolgenden Abbildung sind bei ihr die Werkstätten nach dem Fliessprinzip angeordnet. Da an allen Produkten wegen ihrer engen Verwandtschaft nacheinander dieselben Typen von Arbeitsgängen vollzogen werden müssen, bestehen Transportbeziehungen jeweils nur von einer Werkstatt zu der nachfolgenden. Die Zahl der Transportbeziehungen ist also wesentlich geringer als bei Werkstattfertigung. Deshalb lassen sich die Lagerbestände, die Warte- und die Transportzeiten gegenüber Werkstattfertigung verringern. Im Fall der Fliessinselfertigung sind die zu einem Produktionsprozess gehörenden Arbeitsträger teilweise in Werkstätten zusammengefasst und teilweise als "Fliessinseln" in Fertigungslinien angeordnet. Beispielsweise werden Einzelteile des Produktes in Werkstätten gefertigt, während die darauffolgende Montage auf einer Fertigungslinie erfolgt. Eine spezielle Form der Fliessinselfertigung kann in der Gruppen- oder Inselfertigung gesehen werden. Die Fertigungsinseln stellen hier Arbeitsgruppen dar, die umfangreiche Teilkomplexe aus dem Fertigungsprozess selbständig ausführen und die Organisation innerhalb ihrer Gruppe weitgehend selbständig festlegen können. Man bezeichnet sie daher auch als —teilautonome oder selbststeuernde Gruppen. Spezielle Organisationstypen sind die Werkbank- und die —Baustellenfertigung. Die Werkbankfertigung ist in Handwerksbetrieben, jedoch kaum in arbeitsteiligen industriellen Prozessen anzutreffen. Bei ihr werden alle zur Erzeugung der Produkte notwendigen Arbeitsgänge an einem Arbeitsplatz durchgeführt. Deshalb treten keine Transportbeziehungen zwischen den Arbeitsgängen auf. Baustellenfertigung wird angewandt, wenn das zu bearbeitende Objekt nicht oder nur sehr schwer transportiert werden kann. Sie ist nicht nur bei der Erstellung von Gebäuden, sondern auch im Schiffs-, Lokomotiven- und Flugzeugbau. vorzufinden. Bei ihr müssen alle Arbeitsträger und Werkstoffe zum Bearbeitungsobjekt gebracht werden.
Organisationstypen der Fertigung sind die Formen räumlicher und zeitlicher Zusammenfassung von Arbeitskräften und Fertigungsmitteln zu organisatorischen Einheiten im Fertigungsprozeß. Sie werden durch die Übertragung bestimmter Organisationsprinzipien auf die Anordnung von Fertigungseinheiten gebildet. So entsteht unter Anwendung der Ver-richtungszentralisation (Zusammenfassung einzelner Tätigkeiten wie Bohren, Sägen, usw.) in Verbindung mit der gleichzeitigen Objektdezentralisation (ortsunabhängige Fertigung von Rohteilen, Baugruppen, usw.) die Werkstattfertigung. Im Gegensatz hierzu führt das Prinzip der Verrichtungsdezentralisation in Verbindung mit der gleichzeitigen Objektzentralisation je nach dem erreichten Grad zur Baustellen-, Werkstattfließ-, Fließinsel-, Gruppen- und Fließfertigung mit und ohne Zeitzwang.
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