(Produktionsziele) angestrebte Zustände im oder für den Fertigungsbereich. Sie sind Teil des Zielsystems der Unternehmung bzw. aus ihm abgeleitet. An Fertigungszielen orientieren sich alle Planungen und (rationalen) Entscheidungen der Fertigung. Ziele sind vor allem hinsichtlich Inhalt, angestrebtem Ausmass sowie zeitlichem Bezug zu konkretisieren. Der zeitliche Bezug gibt an, in welchem Zeitraum oder zu welchem Termin der angestrebte Zustand eintreten soll. Das Zielausmass wird durch eine Zielvorschrift (ein Entscheidungskriterium) fixiert. In Frage kommen: • Extremierung (Minimierung oder Maximierung), • Fixierung, bei der ein gegebener Zielpunkt (genau) angestrebt wird, • Satisfizierung, bei der ein bestimmtes Zielniveau mindestens erreicht bzw. nicht überschritten werden soll. Nach dem Inhalt lassen sich allgemein formale (wirtschaftliche), materiale (sachliche) und soziale (personenbezogene) Ziele unterscheiden. Formale Ziele entstehen durch eine wohldefinierte Bewertung der betrachteten Real- und Nominalgüterströme, so z.B. Erfolgs-, Umsatz- und Liquiditätsziele. Materiale Ziele betreffen die Sachaufgabe der Unternehmung, d.h. die zu produzierenden Produkte sowie die Produktionspotentiale. Mit sozialen Zielen werden Zustände angestrebt, die sich an persönlichen Motiven von Einzelpersonen oder Personengruppen, z.B. der Arbeitnehmerschaft, orientieren. Das Schaubild vermittelt einen Überblick über mögliche Zielinhalte bei Fertigungszielen. Da im Fertigungsbereich besonders die materialen Zielarten von Bedeutung sind, wird hier weiter in quantitative, zeitliche und qualitative Inhalte untergliedert. Ferner sind die Fertigungsziele fast ausnahmslos entweder an Produkten bzw. Aufträgen oder an Arbeitsträgern orientiert. Konkrete Fertigungsziele entstehen, wenn die genannten Zielinhalte um eine Zielvorschrift und den Zeitbezug ergänzt werden. Typische Extremierungsziele sind z.B. die Durchlaufzeitenminimierung, Zykluszeitminimierung sowie Maximierung der Kapazitätsauslastung. Fixierungsziele sind etwa die Termineinhaltung und eine zu definierende Flexibilitätssicherung. Beispiel für ein Satisfizierungsziel ist das Anstreben einer geeignet definierten Mindest-Arbeitssicherheit oder einer Höchstlagermenge. Im allgemeinen werden mehrere Fertigungsziele gleichzeitig verfolgt, Daher sind die zwischen ihnen bestehenden Zielwirksamkeitsbeziehungen von Bedeutung. Zwischen je zwei Zielen kann die Situation • der Zielverträglichkeit (-kompatibilität) in den Formen der Identität, Komplementarität bzw. Neutralität oder • des Zielkonflikts in den Formen der Konkurrenz bzw. der Antinomie gegeben sein. Besondere Planungs- und Entscheidungsprobleme entstehen bei Zielkonflikten. Im einfachsten Fall konkurrieren zwei Fertigungsziele so miteinander, dass eine höhere Zielerreichung beim einen mit einer geringeren beim anderen verbunden ist. Im allgemeinen stehen jedoch mehrere Ziele in Konkurrenz, wobei die Zielwirksamkeitsbe- ziehung bereichsweise wechseln oder verschiedene Intensitäten annehmen kann. Als Dilemma der Ablaufplanung bezeichnet man nach Erich Gutenberg die Konkurrenz zwischen den beiden Zielen Durchlauf- zeitenminimierung und Maximierung der Kapazitätsauslastung. Danach führt die Verfolgung des einen Ziels zu einer anderen Optimallösung als die Verfolgung des anderen. Simulationsuntersuchungen haben indessen gezeigt, dass das beschriebene Dilemma, wenn überhaupt, nur bei bestimmten Auftragsstruk- turen eintritt, die allerdings bisher nicht allgemein gekennzeichnet werden konnten. Literatur: Küpper, H.-U., Ablauforganisation, Stuttgart, New York 1981. Szyperski, NJTilemann, Th., Ziele, produktionswirtschaftliche, in: Kern, W. (Hrsg.), HWProd, Stuttgart 1979, Sp. 2301 ff.
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