mit dem in einer Volkswirtschaft vorhandenen Bestand an Produktionsfaktoren bei Vollbeschäftigung erzielbares Produktionsergebnis. Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotentials werden als Konjunkturschwankungen bezeichnet, wobei die Auslastung nach einem Konzept des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am . Bruttoinlandsprodukt gemessen wird.
gibt an, wie hoch der Output einer Volkswirtschaft bei vollständiger Auslastung der vorhandenen Produktionsfaktoren und bei gegebenem Stand des technischen Wissens sein könnte. Bei der Definition dessen, was unter vollständiger Auslastung der Produktionsfaktoren zu verstehen ist, sind die Wirklichkeitsbedingungen, also auch strukturelle Marktunvollkommenheiten und gegebene Faktorpreisrelationen, zu berücksichtigen. Das Verhältnis von tatsächlicher Produktion zum Produktionspotential bestimmt die Höhe der Kapazitätsauslastung in der Wirtschaft. Das Produktionspotential soll im allg. nicht die technisch maximale Produktion erfassen; es ist ein ökonomisches Konzept, das auf die Erklärung der Angebots- und Nachfrageverhältnisse am Gütermarkt sowie daraus resultierender Konsequenzen etwa für das Preisniveau abzielt. a) Verwendungsmöglichkeiten: Das Produktionspotential hat große Bedeutung für die Konjunktur- und Wachstumsanalyse. Es ist ein Bewertungsmaßstab dafür, ob das Wachstum einer Volkswirtschaft angemessen ist. Die Kapazitätsauslastung, die mit Hilfe des Produktionspotentials berechnet wird, kann zur Abgrenzung von Konjunkturzyklen herangezogen werden. Steigt die tatsächliche Produktion schnel- ler als das Produktionspotential, dann spricht man von einem Konjunkturaufschwung. Bei sinkender Kapazitätsauslastung liegt dagegen ein Abschwung vor. Das Produktionspotential ist aber auch für eine mittelfristig angelegte Wirtschaftspolitik von Bedeutung. Es dient der Deutschen Bundesbank als Orientierungsgröße für die Geldpolitik, und es hilft bei der Analyse der Frage, inwieweit Haushaltsdefizite auf konjunkturelle oder strukturelle Ursachen zurückgehen. b) Berechnungsmethoden: Das Produktionspotential kann nicht direkt gemessen, sondern nur geschätzt werden.
1. Ein mögliches Schätzverfahren ist es, Unternehmensbefragungen (z.B. vom ifoInstitut) über die betriebliche Kapazitätsauslastung und Kapazitätsgrenzen gesamtwirtschaftlich zu aggregieren. Gebräuchlicher sind in Deutschland allerdings die analytischen Schätzverfahren. Besonders einfach ist dabei die peak-topeak-Methode, bei der angenommen wird, dass in Konjunkturhöhepunkten keine unausgelasteten Kapazitäten vorhanden sind, dass also die tatsächliche Produktion jeweils genau dem Produktionspotential entspricht. Die Höhe des Produktionspotentials zwischen zwei benachbarten konjunkturellen Höhepunkten kann dann durch einfache Interpolation ermittelt werden. Die Genauigkeit dieses Ansatzes hängt entscheidend davon ab, ob die Auslastung der Produktionskapazitäten in den Konjunkturspitzen in etwa gleich stark ist. Wenn das nicht der Fall ist und die Intensität konjunktureller Schwankungen stark variiert, dann wird dieser Ansatz zu verzerrten Ergebnissen führen.
2. Ein in der Zielsetzung deutlich anspruchsvolleres Verfahren beruht auf der Schätzung einer gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion (z.B. angewendet von der Deutschen Bundesbank). Hierbei ist zunächst die gewünschte Funktionsform zu spezifizieren und mit den Daten eines ausgewählten Stützzeitraumes empirisch zu schätzen. Dann sind die potentiellen Einsatzmengen der Produktionsfaktoren bei Vollauslastung zu bestimmen und in die Produktionsfunktion einzusetzen. Bei dieser Berechnungsmethode kann die Substitutionalität der Produktionsfaktoren explizit berücksichtigt werden. Allerdings hängen die Schätzergebnisse erheblich davon ab, welche Produktionsfunktion ausgewählt wird. Die größte Schwierigkeit des produktionstheoretischen Ansatzes liegt aber darin, den potentiellen Einsatz der Produktionsfaktoren bei Vollauslastung zu bestimmen. Insbes. über die Höhe des potentiellen Arbeitsvolumens bei Vollbeschäftigung sind kaum empirisch gesicherte Aussagen möglich. Die ökonometrischen Ansätze zur Trennung der konjunkturellen und der nicht-konjunkturellen oder inflationsneutralen Komponenten der Arbeitslosigkeit haben sich als nicht sonderlich robust erwiesen. In der Praxis ist man daher bei der Bestimmung der Vollbeschäftigung auf grobe Ad-hoc-Annahmen angewiesen.
3. Beim kapitalorientierten Ansatz der Potentialschätzung, der z.B. vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verwendet wird, können mehr oder weniger willkürliche Annahmen über die Höhe der »Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt« vermieden werden. Bei diesem Schätzansatz wird das Produktionspotential Y*, als Produkt einer zu schätzenden potentiellen Kapitalproduktivität k*, und des Kapitalstocks K, ermittelt (Y*, = k*,K,). Die zahlreichen Bestimmungsfaktoren der Kapitalproduktivität (u.a. - Kapitalintensität, - technischer Fortschritt, Regelungen zur Arbeitszeit, Struktur der Investitionen) werden nicht explizit bei der Schätzung der potentiellen Kapitalproduktivität berücksichtigt, sondern es wird angenommen, dass sich ihre Entwicklung durch einen Zeittrend hinreichend genau beschreiben läßt. Bei der Schätzung des Trends wird versucht, möglichen Strukturbrüchen Rechnung zu tragen, und die Stützzeiträume so abzugrenzen, dass konjunkturelle Einflüsse auf die Kapitalproduktivität weitgehend ausgeschaltet werden. Um von der tatsächlichen Kapitalproduktivität zur potentiellen Kapitalproduktivität zu gelangen, wird der geschätzte Zeittrend durch denjenigen Wert nach oben verschoben, der am weitesten vom Trend abweicht. Bei der derzeitigen Berechnung ist dies das Jahr 1970, das somit als Basis für die Fortschreibung der potentiellen Kapitalproduktivität dient. Das kapitalorientierte Verfahren beruht auf der Annahmen, dass die vollständige Auslastung der Sachkapazitäten nicht durch Engpässe am Arbeitsmarkt behindert wird. Das mag zwar angesichts der seit vielen Jahren hohen Arbeitslosenzahlen in Westdeutschland durchaus plausibel erscheinen, es ist aber dennoch zu berücksichtigen, dass sich im - Strukturwandel und im Konjunkturverlauf immer wieder strukturelle Engpässe am Arbeitsmarkt bilden können, welche die Verfügbarkeit von Arbeitskräften zu einem produktionslimitierenden Faktor machen. c) Aussagefähigkeit der Potentialschätzungen: Welchem Ansatz der Potentialschätzung letztlich der Vorzug zu geben ist, hängt somit nicht nur von der Zielsetzung der Analyse, sondern auch von der gesamtwirtschaftlichen Lage, insbes. von der Lage auf dem Arbeitsmarkt ab. Bei allen Schätzansätzen ist jedoch in einer Hinsicht eine vorsichtige Interpretation anzuraten. Starre Produktionsgrenzen, bei deren Überschreitung automatisch inflationäre Entwicklungen eintreten, wird es in zunehmend offenen und dienstleistungsintensiven Volkswirtschaften nicht geben. Überschreitet die Expansion der Nachfrage das Wachstum des Produktionspotentials, so wird sich tendenziell ein Importsog ergeben. Bei freien Produktionskapazitäten im Ausland und intensiver internationaler Preiskonkurrenz muss somit auch ein kräftiger Nachfrageschub im Inland nicht automatisch inflationäre Folgen haben. Das weltwirtschaftliche Umfeld spielt bei der Interpretation des Produktionspotentials und der Kapazitätsauslastung eine wesentliche Rolle. Literatur: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Jahresgutachten)
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