Das Steingeld ist noch heute auf der Südseeinsel Yap als Zahlungsmittel in Gebrauch. Dabei handelt es sich um große, tonnenschwere Steinscheiben mit einem Loch in der Mitte, die vor den Häusern abgestellt werden, da das Entwendungsrisiko äußerst gering ist. Den Besitzer wechseln die Geldscheiben, indem man eine Stange durch das Loch schiebt und sie dann zum neuen Besitzer trägt.
Das Steingeld dient nicht (mehr) dem Erwerb von Verbrauchs- und Gebrauchsgütern, sondern wird heutzutage vor allem eingesetzt, um Immobilienbesitz zu erwerben. Auf dem Markt, beispielsweise zum Kauf von Lebensmitteln, wird allerdings Muschelgeld benutzt, oder es werden Waren getauscht. Bis zum Jahre 1990 akzeptierte die Bank of Hawaii Steingeld von Yap als Kreditsicherheit. Vor allem wegen seines symbolischen Charakters (Ehre, Macht, Reichtum) war das Kreditrisiko minimal, denn der Kreditnehmer setzte alles daran, das Pfand auszulösen.
Bis 1871 wurden die schweren Steinscheiben von den Yap-Insulanern in Steinbrüchen im 400 Kilometer entfernten Palau geschlagen und dann auf Bambusflößen nach Yap gebracht. Nachdem der Amerikaner David Sean O’Keefe 1871 auf Yap Schiffbruch erlitten hatte, stellte er eine Dampfschiffverbindung nach Palau. Das Steingeld kam nun zwar schneller und in größerer Zahl auf die Insel, aber das hatte verheerende Folgen: eine Geldentwertung. Bisher war eine Inflation auf Yap unbekannt. 1931 wurde zum letzten Mal Steingeld in Palau geschlagen.
Vorhergehender Fachbegriff: Stein-Hardenbergsche Reformen | Nächster Fachbegriff: Steinkohlenwirtschaft
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|