neuerer Ansatz, der die Grundgedanken der allgemeinen Systemtheorie, die Kybernetik eingeschlossen, für die Betriebswirtschaftslehre fruchtbar zu machen sucht. Initiator im deutschsprachigen Raum ist Hans Ulrich. Das betriebswirtschaftliche Erkenntnisobjekt "Unternehmung" wird von ihm in programmatischer Absicht als ein "produktives soziales System" bezeichnet. Da Unternehmungen der Lenkung bzw. Steuerung bedürfen, liegt es nahe, von einem Regelsystem zu sprechen (vgl. Abb.). Solange es sich um "normales" betriebliches Geschehen handelt, genügt es, gewisse Korrekturentscheidungen zu treffen. Dies geschieht, indem die Ergebnisse des Betriebsprozesses (Output) erfasst und mit einem Sollwert, z. B. einer Mengen- oder einer Qualitätsvorgabe, verglichen werden. Die Entscheidungsinstanz nimmt ggf. Korrekturentscheidungen vor. Derartige Prozesse vollziehen sich unterhalb der Ebene der Unternehmensführung (1. Regelkreis). Kommt es allerdings zu dauerhaften, starken Störungen, dann sollte zweckmässigerweise eine Überprüfung des Sollwerts erfolgen. Dazu bedarf es gewisser Anpassungsentscheidungen durch das zielsetzende System (2. Regelkreis). Hier wird mithin die oberste Führungsebene der Unternehmung tätig. Die Veränderung des Sollwerts kann z. B. darin bestehen, dass das Produktionsprogramm an neue Marktsituationen angepasst wird. Eine derartige Betrachtungsweise lässt die Steuerungs-, Lenkungs- oder Führungsprobleme deutlich erkennen. Ferner wird dem Ganzheitscharakter des betriebswirtschaftlichen Erkenntnisobjekts sowie dem Tatbestand Rechnung getragen, dass es sich bei Unternehmungen um Gebilde handelt, die in eine grössere Umwelt eingebettet sind und mithin auf Umwelteinflüsse reagieren müssen. Andererseits darf die Leistungsfähigkeit der Systemtheorie (einschl. Kybernetik) nicht überschätzt werden. Sie hat sich bislang innerhalb der Betriebswirtschaftslehre lediglich als nützlicher didaktischer Zugang zu Fragestellungen der erwähnten Art bewährt. Literatur: Ulrich, H., Die Unternehmung als produktives soziales System, 2. Aufl., Bern, Stuttgart 1970.
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