—persönliche Befragung in nicht-standardisierter Form im Rahmen der Motivforschung. Es kann sowohl in strukturierter als auch in nichtstrukturierter Form konzipiert sein. Im ersten Fall bindet es den Interviewer an ein Befragungsschema, wobei Wortlaut und Reihenfolge der Fragen nicht fest vorgegeben sind, im zweiten Fall überhaupt nicht. Hier liegt nur das Befragungsthema fest. Der wesentliche Vorteil des Tiefeninterviews gegenüber dem standardisierten Interview besteht darin, dass die angesprochenen Themenkreise relativ tief ausgelotet werden können bzw. die Zusammenhänge nicht zerrissen werden müssen, so dass auch Gesichtspunkte bzw. Phänomene, die vorher nicht erfassbar waren, problematisiert werden können. Nachteile liegen in der schlechten Vergleichbarkeit empirischer Ergebnisse (jedes Interview ist für sich zu sehen und muss isoliert ausgewertet werden) sowie im Interviewereffekt (Gefahr der Gesprächslenkung durch den Interviewer und sich daraus ergebenden Verzerrungen im Befragungsprotokoll). Dieser Effekt ist im Gegensatz zum standardisierten Interview, in dem Kontrollfragen zur Überprüfung eingebaut sind, beim Tiefeninterview nicht zu isolieren. Ökonomisch bedeutsam ist das Tiefeninterview z. B. bei der Hypothesengewinnung durch Expertenbefragung (Delphi-Methode), der Erfassung des Image von neuen. Produkten bzw. im Rahmen der Produktpositionierung. Literatur: Salcher, E. F., Psychologische Marktforschung, Berlin, New York 1978, S. 37ff. Wiswede, G., Motivation und Verbraucherverhalten, München, Basel 1965, S. 317ff.
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