Konzept, das Verteilungszustände für eine Gesellschaft nach dem - PARETO-Kriterium zu klassifizieren und somit Umverteilungsmaßnahmen zu begründen versucht. Unter speziellen Annahmen über interdependente Nutzenfunktionen wird gefolgert, dass Transfers nicht nur für die Empfänger, sondern auch für die Abgebenden Wohlfahrtssteigerungen bewirken. PARETO-optimale Verteilung wäre demnach erreicht, wenn keine für alle Beteiligten vorteilhaften (bzw. teils vorteilhaften, teils indifferenten) Umverteilungsmaßnahmen mehr möglich sind. Die Kritik an diesem Konzept (insbes. Edward J. MISHAN, 1972) ist gravierend: a) Angesichts der vielfältigen, empirisch (wahrscheinlich auch künftig) nicht ermittelbaren Nutzeninterdependenzen in einer Gesellschaft ist das Konzept inoperational. b) Selbst wenn die Interdependenzen zwischen individuellen Nutzenfunktionen meßbar sein sollten, ist das Verteilungsproblem wohlfahrtstheoretisch nicht gelöst, weil unendlich viele PARETO-optimale Verteilungszustände denkbar sind, die ein Verteilungsurteil erfordern. Man muss allerdings einräumen, dass »Verbesserungen« (ausgehend von einer bestimmten Verteilung) unter diesen Umständen aufgezeigt werden könnten. c) Unterstellt man empirisch meßbare Nutzeninterdependenzen, so könnten Umverteilungsforderungen aus dem PARETO-Verteilungskonzept resultieren, die ethisch »allgemein« abgelehnt würden: Etwa Transfers von Armen an Reiche, wenn erstere »wohlmeinend« sind, letztere jedoch nicht; die freiwilligen Transfers der mittleren Einkommensschichten an untere Einkommensgruppen könnten diejenigen der Oberschicht prozentual (gemessen am Einkommen) weit übersteigen und so etwa einen zunächst progressiven, aber dann nach oben abflachenden Einkommenstarif »begründen« etc. d) Das Konzept (bzw. das PARETO-Kriterium) ist schließlich unanwendbar, soweit die Wohlfahrt von Individuen von ihrer relativen Stellung in der Einkommenspyramide abhängt (relative Einkommehshypothese) derart, dass relative Einkommenssteigerungen anderer mißgünstig beurteilt werden. Das Konzept der PARETOoptimalen Verteilung kann somit insbes. als Versuch gewertet werden, eine Art »Robin-Hood-Ethik« der Verteilung (Transfers von Reichen zu Armen) zu bekräftigen, unter Berufung auf eine »schwache« Wertprämisse (PARETOKriterium) und »wohlwollende« faktische Annahmen über Nutzenfunktionen, die wenig Aussicht auf hinreichende empirische Spezifikationen haben (schon gar nicht, um etwa daraus ein dezidiertes Besteuerungs-Transfer-System abzuleiten). Gleichzeitig wird allerdings (im Gegensatz zu den Implikationen der überwiegenden wohlfahrtstheoretischen Literatur) verdeutlicht, dass Umverteilung nicht gleichbedeutend mit Konflikt zu sein braucht. Literatur: Sohmen, E. (1976). Zinn, K.G. (1974)
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