An der Hochschule von St. Gallen entstand Anfang der 1970er Jahre unter der Leitung von H. Ulrich ein Management-Modell, das durch eine Reihe von Seminaren und Kursen seit 1973 angeboten und geschult wird. Es handelt sich um ein systemorientiertes Management-Modell, das mehrere Komponenten in sich vereinigt. Besonderen Wert legt es auf die Erkenntnis, dass das Unternehmen ein “produktives soziotechnisches System” ist. Dementsprechend steht das Systemdenken in komplexen Zusammenhängen im Vordergrund des vermittelten Wissens. Das St. Gallener Management-Modell konzentriert sich auf vier Unternehmensbereiche:
· Unternehmung: Umwelt und Unternehmung, Märkte und Marktleistung, Funktionsbereiche, Gestaltungsebenen, repetitive und innovative Aufgaben.
· Unternehmensführung: Führungsstile, Führungsphasen, Führungsfunktionen.
· Unternehmensorganisation: Organisationsstrukturen, Organisationsanalyse, Verhaltensweisen von Vorgesetzten in komplexen Organisationen.
· Führungsbereich des Chefs: Entscheidungsmethoden und Grundlagen der Menschenführung.
Das Zusammenspiel dieser Unternehmensberei che erfordert eine Systemanalyse, die folgende Stufen umfaßt:
(1) Umweltanalyse und Systemanpassung.
(2) Untersuchung der Zwecke, Ziele und Randbedingungen des Systems.
(3) Analyse der systeminternen Beziehungen und Prozesse.
(4) Analyse der Systemelemente.
(5) Integrierte Betrachtung des Systemverhaltens.
Für das Systemdenken gelten im Rahmen des Modells folgende Hypothesen: Systemdenken bedeutet mehrdimensionales (ganzheitliches) Betrachten komplexer Phänomene. Systemdenken bedeutet dynamisches Analysieren der Prozesse. Zeit und Information spielen eine bedeutende Rolle. Aktions- und problembezogenes Wissen steht im Vordergrund. Das bedeutet, dass es nicht um den Aufbau und die Dominanz eines speziellen Fachbereichs-Wissens geht, sondern um eine methodische Ausrichtung für die Lösung von Problemen. Pragmatischen Lösungen wird dabei der Vorzug gegeben (pragmatisches Handeln trotz unvollkommener Information wird akzeptiert). Analytisches und synthetisches Denken wird von den Entscheidern verlangt: Keine isolierte Betrachtung von Aktionen und Problemen, sondern stets Bezugnahme auf das Gesamtsystem.
siehe Unternehmensführung, Grundlagen (Kapitel 3) sowie Fit-Denken.
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