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Aussenhandelsfinanzierung

(auch Exportfinanzierung) Die Außenhandelsfinanzierung umfasst sämtliche Maßnahmen zur Finanzierung von Außenhandelsgeschäften. Die enge Begriffsauslegung bezieht sich nur auf die Deckung des Kapitalbedarfs, der für die Finanzierung der Transportwege zwischen Exporteur und Importeur einschließlich eventueller Liefer- und Zahlungsrisiken aufzubringen ist. Bei der weiten Begriffsauslegung wird darüber hinaus auch die Finanzierung der Produktionszeiten und die von den Exporteuren gewährten Zahlungsziele mit in die Betrachtung einbezogen. Aufgrund der hohen Auftragswerte, die für das internationale Investitionsgütergeschäft kennzeichnend sind, überwiegt die Kreditfinanzierung, die den besonderen Risikostrukturen des Auslandsgeschäftes angepasst wurde (vgl. z.B. Bestellerfinanzierung).

Der Fristigkeit entsprechend, wird zwischen kurzfristiger (i. d. R. unter 12 Monaten) sowie mittel- und langfristiger Außenhandelsfinanzierung unterschieden:

* Die kurzfristige Außenhandelsfinanzierung hat einerseits reine Finanzierungsfunktion (Kreditierung eines Kapitalbedarfs, der durch unterschiedliche Zahlungsziele oder/und Vorauszahlungen induziert wird). Andererseits verknüpfen sich mit der kurzfristigen Außenhandelsfinanzierung, soweit sie durch Kreditinstitute erfolgt (Regelfall), zusätzliche Bankenleistungen. Diese sind in erster Linie: Zahlungsverkehrsabwicklung und Kurssicherung.

Neben der Finanzierung durch Banken stehen vor allem großen Unternehmen in wachsendem Umfang weitere Finanzierungsmöglichkeiten offen:
- kurzfristige Bankkredite (z. B. Kontokorrentkredit, Eurokredit); Dokumentenvorschuss);
- Kreditfinanzierung auf Wechselbasis (Diskontierung von Exportwechseln; Akzeptkredit, Rembourskredit, Privatdiskontkredit);
- Kreditfinanzierung im Zusammenhang mit einem Waren- oder Dokumenten-Akkreditiv (Akkreditiv, Akzept-Akkreditiv, Sicht-Akkreditiv, Negoziierungs-Akkreditiv, Deferred-Payment-Akkreditiv, Gegen-Akkreditiv);
- Export-Factoring ( Factoring).

* Die mittel- bis langfristige Außenhandelsfinanzierung dient i. d. R. entweder zur Refinanzierung mittel- bis langfristiger Lieferantenkredite, die den ausländischen Bestellern durch die inländischen Exporteure eingeräumt werden müssen. Oder den ausländischen Importeuren müssen durch inländische Banken Bestellerkredite eingeräumt werden.

Die Außenhandelsfinanzierung befasst sich mit der Aufbringung, der Sicherung und dem Einsatz finanzieller Mittel einer Unternehmung zur Durchführung außenwirtschaftlicher Transaktionen. Die aus dem Inlandsgeschäft bekannten Finanzierungsformen erfahren eine außenwirtschaftsbe-zogene Abwandlung, werden aber zugleich durch neue, im Inlandsgeschäft nicht gebräuchliche Finanzierungsarten ergänzt. Die Außenhandelsfinanzierung umfasst die Importfinanzierung und Exportfinanzierung. Grundsätzlich können kurzfristige Finanzierungsformen von eher mittel- und langfristigen Finanzierungsformen unterschieden werden. Ein erheblicher Unterschied zwischen beiden Finanzierungsformen betrifft vor allem die Art des Außenhandelsgeschäfts und die Kapitalquellen. So finden die verschiedenen Formen der mittel- und langfristigen Außenhandelsfinanzierung vor allem beim Export von Investitionsgütern und Industrieanlagen, aber auch im Dienstleistungsbereich sowie bei Infrastrukturinvestitionen Anwendung.

Auf Grund des starken Wettbewerbs in diesen Produktbereichen und der Tatsache, dass die Importeure oftmals nicht in der Lage sind, die Güter und Leistungen sofort zu bezahlen, ist der auf dem Weltmarkt operierende Exporteur meist gezwungen, seinem ausländischen Kunden weitreichende Zahlungsziele zu gewähren. Da dies eine Kapitalbindung auf Seiten des Exporteurs über mehrere Jahre bedeutet, erfordert der mittel- und langfristige Lieferantenkredit im Außenhandel besondere (Re-)Finan-zierungsalternativen und Kapitalquellen. Dies ist um so bedeutender, da die Kaufentscheidung oftmals auf den finanziellen Bereich verlagert wird, d.h. dass der Exporteur den Auftrag nur bekommt, wenn er (auch) die besten Zahlungskonditionen einräumt. Aus diesen Gründen werden in den meisten Industriestaaten mittel- und langfristige Finanzierungsformen gefördert. Darüber hinaus stellen die Kreditinstitute eine Reihe mittel- und langfristiger Finanzierungsformen bereit.

Zu den kurzfristigen Finanzierungsformen des Außenhandels zählen alle Fremdfinanzierungen, die maximal eine Dauer von einem Jahr haben. Die einzelnen Formen knüpfen zum Teil an die im Inland üblichen Finanzierungsarten an, z.B. Kontokorrentkredit, Vorauszahlungen, Bankkredit (Zessionskredit), Diskontkredit, Akzeptkredit und Lombardkredit. Andererseits knüpfen sie an kommerzielle Abwicklungsinstrumente im Außenhandel an, wie Akkreditivfinanzierung (Dokumentenakkreditive), Wechselkredit, Bankgarantien, Factoring oder Devisentermingeschäfte (Swap-Geschäfte) (vgl. Jahrmann, 1998, S.405ft; Schroth, 2001, S. 85t).

Eine mittelfristige Außenhandelsfinanzierung liegt bei einer Kreditlaufzeit von mehr als zwölf Monaten, eine langfristige Finanzierung bei einer Laufzeit der Kredite von über vier bis fünf Jahren vor. Der Übergang ist fließend.

In Deutschland zählen zu den Haupt-trägem der mittel- und langfristigen Außenhandelsfinanzierung die Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH (AKA) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Beide Institute bieten im Exportgeschäft Bestellerkredite bzw. Finanzkredite und Lieferantenkredite an. Über die AKA engagieren sich auch einige deutsche Geschäftsbanken, die ansonsten aus bankpolitischen Risikoerwägungen ihre Aktivitäten auf kurzfristige Außenhandelsfinanzierungen beschränken.

Eine zunehmende Bedeutung in der Außenhandelsfinanzierung haben die Euromärkte; hervorzuheben ist insbesondere der Eurokapitalmarkt. Auf dem Kapitalmarkt besteht die Möglichkeit, mittel- und langfristige Darlehen aufzunehmen sowie in beschränktem Umfang auch Beteiligungen an nationalen und internationalen Unternehmen und Institutionen einzugehen. Die Darlehen werden i.d.R. durch fungible, börsengängige Euro-Bonds (Schuldverschreibungen mit Laufzeiten von 2 bis 15 Jahren) verbrieft.

Als weitere Kapitalquelle ist die Europäische Investitionsbank (EIB) hervorzuheben. Im Bereich umfangreicher Investitionsgüterlieferungen oder bei der Erstellung von Großanlagen stellen Leasing-Finanzierungen eine weitere Alternative dar (Leasing). Diese können sowohl für den Exporteur als auch für den Importeur eingeschaltet werden. Leasing-Finanzierungen können in Deutschland in die staatliche Exportförderung durch Gewährung von Hermes-Deckungen (HERMES) oder Refinanzierungen durch Spezialkreditinstitule einbezogen werden.

Sammelbezeichnung für alle Arten und Formen der vor allem bankmässigen, aber auch sonstigen marktmässigen Finanzierungen in der Abwicklung von Aussenhandelsgeschäften. Aussenhandelsfinanzierung lässt sich in verschiedener Weise systematisieren: so nach Zweck (Vor-, Zwischen-, Export-, Import-, Transithandels-, Lohnveredelungsfinanzierung usw.), Anbietern von Finanzierungsmitteln (spezialisierte Finanzierungsinstitute wie AKA Ausfuhrkreditgesellschaft mbH, Kreditanstalt für Wiederaufbau, inländische, ausländische und internationale Banken, supranationale Finanzinstitutionen usw.), Nachfragern von Finanzierungsmitteln (Liefervertrags-, Lieferanten-, Bestellerkredite u. a.), Bindung an das Warengeschäft (gebundene, ungebundene Finanzierungen, Finanzkredite u. a.), Fristigkeit der Finanzierung (kurz-, mittel-, langfristig, Zwischenformen) oder Instrumenten der Finanzierung. Dabei erfahren die aus der inländischen Finanzierung bekannten Finanzierungsformen und -arten oft mehr oder weniger aussenwirtschafts-bezogene Abwandlung; teilw. haben sich aber völlig neue, im Inlandsgeschäft nicht gebräuchliche oder nicht einsetzbare Formen entwickelt.

Hauptträger der Aussenhandelsfinanzierung sind Banken, insb. auch die mit internationalen Verbindungen bzw. an internationalen Finanzplätzen ansässigen. Wichtigste Entscheidungskriterien, nach denen die Geschäftspartner im Aussenhandel die für sie günstigste Finanzierungsform wählen, sind Geldbeschaffungskosten, Risiken und Absicherungskosten einer Wechselkursänderung, Zinsdifferenzen und unterschiedliche Fristigkeiten bei den einzelnen Finanzierungsinstrumenten, Verfügbarkeit an jeweiligen Geld-, Kredit- und Kapitalmärkten, Flexibilität in Bezug auf Zeitdauer der Kreditzusage, Zeitpunkt der Kreditinanspruchnahme und Reversibilität der Entscheidung, Bilanzierungskonsequenzen unter steuerlichen, bonitätsmässigen und liquiditätsmässigen Gesichtspunkten, nach zusätzlichen Sicherheiten usw. Wie bei kurzfristiger Aussenhandelsfinanzierung sind auch bei langfristiger Zinsunterschiede für die Wahl der Kreditartenalternativen, des Finanzierungslandes und der Geschäftsabwicklungsart bedeutsam; bei der mittel- bis langfristigen Aussenhandelsfinanzierung tritt der Zinskostenfaktor jedoch noch stärker in den Vordergrund. Einerseits machen sich Zinsdifferenzen um so mehr bemerkbar, je länger eine Finanzierung läuft; andererseits wird oftmals eine um so längerfristige Finanzierung benötigt, je grösser und aufwendiger das zu finanzierende Projekt ist. Heute müssen angesichts der Wettbewerbsverhältnisse am Weltmarkt Exporteure bei der Ausfuhr von Investitionsgütern, kompletten Produktionsanlagen, Energieerzeugungsanlagen u.dgl. vielfach die Finanzierung »mitliefern«; dabei wird die Zinsbelastung, vor allem in Hochzinsphasen, zum wesentlichen Kalkulations- und Wettbewerbselement.

Die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen im grenzüberschreitenden Güterverkehr erfolgt entweder sofort oder sie ist mit der Inanspruchnahme von Kredit und damit auch mit dem Einsatz fremder Haftung (z.B. Banken) verbunden (AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft). Durch die Zunahme des Welthandels hat die Aussenhandelsfinanzierung in gleichem Masse an Bedeutung gewonnen. Die Finanzierung von Aussenhandelsgeschäften kann sowohl durch den Exporteur als auch durch den Importeur vorgenommen werden. Die Laufzeiten der Kredite richten sich nach der Art des Warengeschäfts (bei Konsumgütern im allgemeinen kurzfristig, bei Investitionsgütern häufig mittel- oder langfristig).

Formen der kurzfristigen Finanzierung sind vor allem Anzahlung, Handelswechsel (Warenwechsel), Akkreditiv, Zahlungsauftrag, Devisentermingeschäft (financial futures) und Factoring. Im Bereich mittel- und langfristiger Aussenhandelsfinanzierung haben Lieferantenkredit und Forfaitierung grosse Bedeutung.
Bei der Finanzierung von Exporten und Importen ist zwei Arten von Risiko Rechnung zu tragen:
•   Wirtschaftliche Risiken resultieren daraus, dass der Abnehmer in wirtschaftliche Schwierigkeiten (Liquiditätsengpässe, Konkurs etc.) geraten kann.
•   Politische Risiken sind in Unruhen oder kriegerischen Auseinandersetzungen, in Zahlungsverboten, Schulden-Moratorien sowie Import- bzw. Exportbeschränkungen begründet (Länderrisiko).

Der Absicherung gegenüber solchen Risiken dienen insb. spezielle Formen der Aussenhandelsfinanzierung (z.B. Begrenzung des Währungsrisikos durch Devisentermingeschäfte oder Fremdwährungskredite), die Bonitätsprüfung des Abnehmers, der Abschluss einer Versicherung bei einer privaten Versicherungsgesellschaft oder die Exportkredit- Versicherung des Bundes (Hermes-Deckung).

Es gilt die Überlegung der Gewinnplanung, die Zahlungsfähigkeit sowie die Minimie­rung der Finanzierungskosten auf Außen­handelsgeschäfte zu übertragen. Nach der Fristigkeit der verschiedenen Finanzie­rungsvarianten im Außenhandel wird zwischen kurz- und mittel- sowie langfristi­gen Finanzierungsmöglichkeiten unter­schieden. Die Finanzierung kann über die Hausbank oder etwaige Spezialinstitute (etwa bei Factoring) erfolgen.
Ein Auslandsgeschäft weist i. d. R. vier Pha­sen auf, welche für die Finanzierung relevant sein können:
- die Beschaffungsphase (Produktionsphase),
- die Transportdauer,
- das eingeräumte Zahlungsziel,
- der Zeitraum bis zum Erlöseingang.

So werden bei der Vertragsgestaltung das Ri­sikomanagement sowie Optionen der Zah­lungsabwicklung (Zahlungskonditionen) zu begleitenden Einflußfaktoren. Zahlungsbedingungen als Grundlage der kurzfristigen Refinanzierung im internatio­nalen Handel unterscheiden sich im wesent­lichen dadurch, dass die Zahlung unabhängig oder abhängig von der dokumentären Ab­wicklung, banklich abgesichert oder unabgesichert, erfolgt.

Die gebräuchlichsten kurzfristig wirksamen Zahlungsbedingungen sind:
a) bei offener Rechnung (clean payment)
- Zahlung vor Lieferung (Payment before delivery, advanced payment)
- Zahlung bei Lieferung (payment upon de­livery)
- Zahlung nach Lieferung (payment after delivery),
b) bei Dokumenten-Inkasso (documentary collection)
- Dokumente gegen Zahlung (documents against payment, d/p),
- Dokumente gegen Akzept (documents against acceptance, d/a),
c) beim Dokumenten-Akkreditiv (Ak­kreditiv, documentary letter of credit),
- Sicht-Akkreditiv (sight 1/c),
- Akkreditiv mit Wechselziehung (accep­tance credit),
- Akkreditiv mit aufgeschobener Zahlung (deferred payment).

Kurzfristig refinanzierte Lieferantenkredite sind:
- Kontokorrentkredit,
- Bevorschussung von Dokumenten,
- Factoring (Ankauf von Auslandsforde­rungen durch einen Factor)
- Euro-Kredite
- Refinanzierung auf Wechselbasis (Dis­kontierung, Privat-Diskontkredit, Akzept-Rembours-Kredit).

Mittel- und langfristige Zahlungsziele wer­den sich vorwiegend im Anlagengeschäft er­geben. Als mittel- und langfristige Finanzie­rungsoptionen stehen zur Verfügung:
- mittel- und langfristige Lieferantenkredite durch entsprechende Zahlungsziele,
- Refinanzierung über die AKA-Aus­fuhrkredit-Gesellschaft mbH.,
- Refinanzierung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau, Euro-Kredite,
- Forfaitierung.

Aussenhandelsfinanzierung ist der Oberbegriff für die kurz-, mittel- und langfristige Export- und Importfinanzierung sowie Finanzierung des Transitverkehrs.

Auf Grund der Wirtschaftsstruktur Deutschlands überwiegt hier die Bedeutung der Exportfinanzierung.

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