Ausgaben zur Erhaltung und Erhöhung des Arbeitsvermögens (human capital). Diesem Konzept liegt die Einsicht zugrunde, dass jeder Mensch einer Ausbildung bedarf, um im Produktionsprozess sinnvoll mitzuwirken. Die Arbeitskraft wird insoweit zum produzierten Produktionsfaktor. Ausbildungsprozesse können in zweierlei Hinsicht die -) Produktivität fördern: a) Vermehrte und verbesserte Ausbildung ist Voraussetzung für den Einsatz neuer Technologien. Gleichzeitig ist die Produktion neuen technischen Wissens ihrerseits abhängig vom Ausbau und der Leistungsfähigkeit des Bildungssystems. b) Ausbildungsprozesse können die sozialen Bedingungen, unter denen der Wirtschaftsprozess abläuft, und die grundlegenden Verhaltensweisen der Menschen wesentlich beeinflussen. Dieser Aspekt der Ausbildung ist für das Wachstum insbes. der Entwicklungsländer oft von zumindest gleichrangigem Interesse wie die eigentliche berufliche Bildung. Seit die empirischen Ergebnisse der -5 Wachstumstheorie aufgezeigt haben, dass das Wirtschaftswachstum nur zu einem geringen Teil durch die mengenmäßige Zunahme der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital erklärt werden kann, hat sich die Bildungsökonomik intensiv mit dem Zusammenhang zwischen Wirtschaftswavhstum, Quutifikutivu dos Arbeitskräftepotentials und Bildungsinvestitionen befaßt. Die hierzu vorliegenden Untersuchungen kommen (freilich mit Hilfe von teilweise empirisch nicht kontrollierbaren Annahmen) einhellig zu dem Schluß, dass der unerklärte Rest des Wirtschaftswachstums zu einem großen Teil auf die über steigende Bildungsinvestitionen vermittelte Qualifikationssteigerung der Arbeitskräfte zurückführbar ist. Wie für Investitionen in Sachkapital lassen sich auch für Bildungsinvestitionen Renditen berechnen. Solche Berechnungen sind sowohl für Individuen wie für die gesamte Volkswirtschaft durchgeführt worden. Private Ertragsraten wurden etwa für die über die Pflichtschulzeit hinausgehenden Ausbildungsabschnitte berechnet. Zu beachten ist hierbei, dass bei den den Erträgen gegenüberzustellenden Kosten auch die opportunity costs in Form entgangener Einkommen während der zusätzlichen Ausbildungszeit zu berücksichtigen sind. Die bisherigen Untersuchungen haben ergeben, dass eine weiterführende Schulausbildung eine hohe Rendite abwirft. Freilich gilt dies nicht unbegrenzt: Starke Veränderungen in der Ausbildungsnachfrage werden über Angebotsveränderungen auf dem Arbeitsmarkt auch Veränderungen in der Lohnstruktur nach sich ziehen; mit der unterstellten Konstanz der Lohnstruktur kann in der Realität dann nicht mehr gerechnet werden. Problematisch bei solchen Schätzungen ist auch, ob die zusätzlichen Einkommen tatsächlich voll der zusätzlichen Ausbildung zugerechnet werden können oder ob sie nicht teilweise auf andere Einflußfaktoren (z.B. soziale Herkunft, Intelligenz, Geschlecht) zurückzuführen sind. Besonders interessant ist für die Bildungsökonomik die Berechnung der sozialen Ertragsraten von Bildungsinvestitionen, da aus dem Vergleich mit der Rendite von Sachkapitalinvestitionen Schlüsse gezogen werden sollen, welche Ausgaben der Gesellschaft größeren Nutzen bringen. Die Berechnung der sozialen Ertragsraten gestaltet sich allerdings wesentlich schwieriger, da bei Ausbildungsinvestitionen mit dem Auftreten bedeutsamer Extemalitäten zu rechnen ist. Die Auszubildenden zahlen i.d.R. weder alle Kosten der Aubsildung, noch fallen alle Erträge der Ausbildung nur bei den Ausgebildeten an. Es kommt hinzu, dass gerade auch den sozialen Erträgen der Ausbildungsinvestitionen besonderes Gewicht für die gesellschaftliche Entwicklung zugesprochen wird. Solche Effekte sind allerdings kaum zu erfassen und zu bewerten. Das ökonomische Investitionskalkül gelangt daher für die gesellschaftliche Beurteilung von Bildungsinvestitionen zu keinen eindeutigen Lösungen, sondern läßt in seinem Beitrag zu einer rationalen Bildungsplanung und -politik erhebliche Bewertungsspielräume offen. Literatur: Clement, W. (1981)
Gesamtheit der Aufwendungen für die Aus- und Weiterbildung eines Wirtschaftssubjekts oder einer Volkswirtschaft (Bildungsausgaben). Dem Konzept liegt die Vorstellung zugrunde, dass Investitionen in das Arbeitsvermögen nach ähnlichen Bestimmungsfaktoren und Gesetzmässigkeiten erfolgen wie solche in andere Produktionsfaktoren. Dementsprechend kann eine Beurteilung der Vorteil- haftigkeit einer Bildungsinvestition mit Hilfe einer Kosten-Nutzen-Analyse erfolgen. Probleme der Kosten-Nutzen-Analyse ergeben sich bei der Erfassung, Messung und Zuordnung des entsprechenden Nutzens, wobei insb. Opportunitätskosten und externe Effekte nur näherungsweise zu beziffern sind (Humankapitaltheorie). Höhe und Verteilung der Bildungsinvestitionen hängen in erster Linie von der demographischen Struktur der Bevölkerung, dem Entwicklungsstand und den wirtschaftlichen Verhältnissen eines Landes sowie den bildungspolitischen Zielen ab. Literatur: Freund, R., Bildungsplan - Bildungsinvestitionen - Bildungsertrag, Wien 1969. Wulf, Chr. (Hrsg.), Wörterbuch der Erziehung, 6. Aufl., München, Zürich 1984.
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