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Direktinvestitionen

In Deutschland stammen die Angaben zu den Direktinvestitionen aus drei verschiedenen Quellen:

• Die Deutsche Bundesbank liefert Ergebnisse aus der Zahlungsbilanz, die über die Zahlungsströme aufklären. Sie sind Teil der Kapitalbilanz und stellen die üblicherweise verwendeten Angaben zu den Direktinvestitionen dar.

• Die Daten zu den Direktinvestitionsbeständen werden dem Auslandsvermögensstatus entnommen. Sie stammen ebenfalls von der Deutschen Bundesbank.

• Das Bundeswirtschaftsministerium entnimmt seine Angaben auch der Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank, allerdings vermindert um die reinvestierten Gewinne. Nach der Definition des IWF versteht man unter Direktinvestitionen grenzüberschreitende Investitionen, die zu einer dauerhaften Beteiligung an einem Unternehmen im Ausland führen. Eine dauerhafte Beteiligung liegt vor, wenn
• eine langfristige Beziehung zwischen Investor und Investitionsobjekt und
• ein merklicher Einfluss des Investors auf die Leitung des Investitionsobjektes besteht.

In der deutschen Zahlungsbilanz werden aufgrund dieser Kriterien ganz unterschiedliche Sachverhalte als Direktinvestitionen erfasst. Direktinvestitionen können z.B. sein
Anlagen in Grundbesitz,
• Kauf bestehender Produktionsanlagen,
• Bau neuer Produktionsanlagen,
• Kauf von Vertriebsbüros,
• reinvestierte Gewinne,
• Finanz- und Handelskredite.

Früher wurde unter einer „langfristigen Beziehung zwischen Investor und Investitionsobjekt“ ein länger als ein Jahr dauerndes Engagement verstanden. Mittlerweile gehen auch kurzfristige Kreditbeziehungen in die Direktinvestitionenstatistik ein. In den letzten Jahren haben sich die Spezifikationen für die Erfassung von Direktinvestitionen in der deutschen Zahlungsbilanzstatistik mehrfach geändert (z.B. bei den Prozentanteilen von Finanzbeziehungen zu Unternehmen). Da die IWF-Richtlinien nicht bindend sind, kann es bei einzelnen Staaten zu Unterschieden bei der Definition und der methodischen Erfassung von Direktinvestitionen kommen. Dies wird deutlich, wenn die Direktinvestitionen „aus allen Ländern der Welt“ mit denen „in alle Länder der Welt“ verglichen werden. Wären die Erfassungskriterien der Empfänger- und Geberländer identisch, müssten sich die Daten entsprechen. Für die einzelnen Jahre ergeben sich jedoch zum Teil erhebliche Unterschiede. Dies ist auch als „Deficit to the Moon“ bekannt. Zu den methodischen Problemen bei der Erfassung von Direktinvestitionen kommen noch Schwierigkeiten bei der inhaltlichen Bewertung grenzüberschreitender Investitionen (Motiv der Direktinvestitionen).

Als Direktinvestitionen bezeichnet man Kapitalanlagen im Ausland, die vom Investor auf Grund alternativer Zielsetzungen vorgenommen werden (vgl. Deutsche Bank, 1998, S. 123):

- Gewinnung eines unmittelbaren Einflusses auf die Geschäftstätigkeit des kapitalnehmenden Unternehmens

- Erweiterung der Kapitalbasis eines bereits kontrollierten Unternehmens (auch Reinvestition von Gewinnen)

- Neugründung eines Unternehmens.

Wesentliches Kriterium einer Direktinvestition im Ausland ist neben dem Ertrags- das Kontrollmotiv sowie die Schaffung dauerhafter Wirtschaftsverbindungen. Abgesehen vom Kapitaltransfer findet demzufolge ein Transfer von Kontrollrechten, Know-how, Produktionsfaktoren, Managementleistungen usw. statt (vgl. Pfaffermayr, 1996, S. 2; Stehn, 1992, S. 4f.). Das Kriterium, nach dem entschieden wird, ob ein Kapitaltransfer statistisch als Direktinvestition oder als Portfolioinvestition eingeordnet wird, stellt die Beteiligungsquote dar. Von einer dauerhaften Wirtschaftsverbindung wird ausgegangen, wenn der inländische (deutsche) Investor 10% (bis Ende 1998 lag diese Grenze noch bei 20%) oder mehr der Anteile oder Stimmrechte am ausländischen Investitionsobjekt unmittelbar hält (vgl. Landeszentralbank im Freistaat Bayern, 2000, S. 18; Hucko/Wagner, 2001, S. 269). In der Mehrzahl der Industrieländer gelten ähnliche Bestimmungen.

Der Begriff der Direktinvestition bezeichnet eine Auslandsinvestition, bei der Kapital nicht zur reinen Vermögensanlage exportiert wird.
Ziel ist es vielmehr, im Ausland unternehmerisch tätig zu sein oder entscheidenden Einfluss auf unternehmerische Tätigkeit auszuüben.
Das kann durch Neugründung eines Unternehmens ("Greenfield Investment"), oder durch Akquisition, Fusion
bzw. Beteiligung an einem bestehenden Unternehmen erreicht werden. Offizielle Statistiken rechnen grenzüberschreitende Beteiligungen ab 10% des Kapitals oder der Stimmrechte zu den Direktinvestitionen. Käufe machten in den Jahren der weltweiten Fusionswelle den größten Teil der Direktinvestitionen aus. Deutsche Unternehmen investierten insgesamt in 2001 699 Mrd. Euro ins Ausland, während nur 301 Mrd. Euro von ausländischen Unternehmen nach Deutschland investiert wurde (Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft).

Motive für Direktinvestitionen können die Erschließung oder Erhaltung neuer Absatzmärkte, die Sicherung des Bezugs von Rohstoffen oder Vorprodukten, die Erzielung von Größenvorteilen, Unterschiede in den Faktorkosten und in den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen aber auch die Umgehung von Handelsschranken sein.

Mit Direktinvestitionen wird nicht nur Kapital in das Zielland transferiert, sondern auch Wissen z.B. in Form von Managementkenntnissen oder technischem Know How. Im Empfängerland
kann es je nachdem, ob die Direktinvestitionen additiven Charakter haben (zusätzliche neue Unternehmen entstehen) oder substitutiven (Unternehmen bestünden auch ohne ausländisches Engagement), zu positiven Beschäftigungseffekten oder zur Verdrängung einheimischer Produzenten kommen.

Das eigene Engagement in einem Auslandsmarkt. Bei der Erschließung von Auslandsmärkten über Geschäftspartner vor Ort reduziert sich die Einflussnahme und die Steuermöglichkeit. Direktinvestitionen in den Zielmärkten bringen einem Hersteller auch direkte Markterfahrungen. Er kann schnell und flexibel reagieren und unbeschränkt seine Interessen vertreten. Die Alternativen:
• Die kleinste Form einer Direktinvestition ist ein eigenes Verkaufsbüro vor Ort, das die Vertriebspartner steuert.
• Aufwändiger ist der Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes, bspw. in Form eines Franchise-Systems.
• Schließlich folgt das eigene Montagewerk, in dem die vom Mutterwerk zugelieferten Teile zusammengesetzt werden.
• Die letzte Alternative ist die Gründung einer Auslandstochter, die die gesamte Wertschöpfungskette übernimmt, bspw. um Einfuhrbeschränkungen und Markthürden des Gastlandes zu umgehen, seine Investitionsanreize in Anspruch nehmen zu können und unter Umständen Arbeitskosten zu sparen. Direktinvestitionen in Auslandsmärkten setzen allerdings hohe Kenntnisse und große Erfahrungen voraus. So gehen Unternehmen gerne in der Schrittfür-Schritt-Taktik vor und lassen ihr Engagement im Ziell and kontinuierlich wachsen.

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: >Auslandsinvestition

Auf Dauer angelegte Grenzen überschreitende Investitionen (Auslandsinvestitionen) mit dem Ziel der Schaffung dauerhafter, langfristiger wirtschaftlicher Projekte, Verbindungen usw., durch die ausländische Unternehmen erworben oder gegründet werden sollen oder auf die meist durch Mehrheitsbeteiligungen Einfluss auf die Unternehmenspolitik gewonnen werden soll. International werden nach Definitionen von OECD und IWF Unternehmensbeteiligungen dann als Direktinvestitionen verstanden, wenn sie mind. 10% des gezeichneten Kapitals oder der Stimmrechte ausmachen. Bei Beteiligung von unter 10% werden die entspr. Transaktionen dem Wertpapierverkehr zugeordnet. Ggs.: Portfolioinvestition.

wird im Sinne der Zahlungsbilanzstatistik dem langfristigen internationalen Kapitalverkehr zugeordnet. Zu den Direktinvestitionen zählen u.a. der Auf- und Ausbau von Betriebsstätten im Ausland, der Erwerb von Unternehmensbeteiligungen im Ausland mit der Absicht, einen massgeblichen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit zu erhalten sowie die Zuführung neuer Mittel (einschl. reinvestierter Gewinne) an solche Unternehmen. Die Gründe für Direktinvestitionen sind vielfältig. Die Sicherung der Rohstoffversorgung, die Ausnutzung eines niedrigeren Lohnkostenniveaus im Ausland, die Erschliessung und der Ausbau von Absatzmarktpositionen im Ausland spielen dabei eine wichtige Rolle. Vielfach sind auch steuerliche Überlegungen, administrative Beschränkungen des Warenaustauschs (Zollbarrieren und sonstige Handelshemmnisse) sowie weitere Einschränkungen der Handlungsfreiheit der Unternehmen (z.B. durch Umweltschutzauflagen) für das Ausmass und die vorherrschende Richtung von Direktinvestitionen ausschlaggebend (Auslandsinvestition). Das Volumen der Direktinvestitionen ist in den 80er Jahren stetig und stark angestiegen. Direktinvestition Bei der statistischen Erfassung der Direktinvestitionen bereitet vor allem die Grenzziehung zu den  Portfolioinvestitionen Schwierigkeiten (z.B. beim sukzessiven Aufkauf eines Unternehmens über die Börse). Literatur: Adebahr, H., Direktinvestitionen, Berlin 1981. Krägenau, H., Internationale Direktinvestitionen, Hamburg 1987. OECD, International Investment and the New Economic Environment, Paris 1989.

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