auf Janos Kornai zurückgehender theoretischer Ansatz, der mit den Grundannahmen der traditionellen ökonomischen Theorie wie z.B. Nutzen- und Gewinnmaximierungs- postulaten bricht und im Gegensatz auch zur Ungleichgewichtstheorie, in der das Denken in Gleichgewichten grundsätzlich erhalten bleibt, mit völlig anderen Konzepten arbeitet, in denen die Interaktionen zwischen komplexen Institutionen und Organisationen besonders beachtet werden. Als Informationsträger werden nicht nur Preise und Mengen, sondern auch eine Vielzahl anderer Variablen betrachtet, die in komplexen Entscheidungsprozessen in der "Steuerungssphäre" verarbeitet werden müssen und dann zu Anweisungen an die "Realsphäre" führen. Das Wirtschaftsgeschehen wird als ein in historischer Zeit ablaufendes System betrachtet und mit den Mitteln der Systemtheorie (Systemdynamics) beschrieben und analysiert. Obwohl dieses theoretische System aufgrund seines komplexen Ansatzes erhebliche Probleme hat, zu generalisierenden Aussagen zu kommen, lassen sich doch gewisse wirtschaftspolitische Empfehlungen ableiten. So erscheint es Kornai im Interesse einer effizienten Ressourcennutzung vorteilhaft, wenn die Wirtschaftspolitik für einen "Druck" im Marktgeschehen sorgt, bei dem sich die "Verkaufsaspirationen" der Verkäufer überwiegend nicht realisieren lassen (den Gegensatz zu diesem "Käufermarkt" bildet der "Sog" eines Verkäufermarktes). Das Problem von Ansätzen di2ser Art liegt vor allem darin, ein geschlossenes, theoretisch konsistentes Modell zu finden, ihr Vorteil darin, in wesentlich stärkerem Umfang Komplexität wirtschaftlicher Entscheidungsprozesse auch im volkswirtschaftlichen Bereich zu berücksichtigen. Literatur: Kornai, /., Anti-Äquilibrium, Berlin 1975. Rothschild, K. W., Einführung in die Ungleichgewichtstheorie, Berlin u.a. 1981.
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