eine in der platonisch-aristotelischen Philosophie wurzelnde Auffassung, wonach die Aufgabe der Wissenschaft darin besteht, zum Wesen (Essenz) der Dinge vorzudringen bzw. deren wahre Natur zu erfassen und mittels entsprechender Aussagen zu beschreiben. Diese Aussagen sind dann nicht etwa Erklärungen, sondern Definitionen (genauer: Realdefinitionen). Während der Essentialismus in den Naturwissenschaften mittlerweile praktisch bedeutungslos geworden ist, wird daran in den Sozial- bzw. Kulturwissenschaften (einschl. Wirtschaftswissenschaften) unter dem Einfluss phänomenologisch-hermeneutischer Denkweisen z.T. noch immer festgehalten (Hermeneutik). Man glaubt sich dabei sogar im Besitz einer gegenüber den Naturwissenschaften weiterreichenden Methode des Verstehens, die angeblich das Vordringen zum inneren Wesen der Dinge (verstehende Methode) erlaubt. Faktisch handelt es sich um eine Überschätzung dessen, was Definitionen zu leisten vermögen.
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