Die Havanna-Charta ist ein Welthandelsabkommen, das 1948 von 53 Staaten unterzeichnet wurde. Es war als Grundlage für eine internationale Handelsorganisation (ITO-International Trade Organization) vorgesehen, die neben den Internationalen Währungsfonds treten sollte. Das Inkrafttreten des Abkommens scheiterte am Widerstand des US-Kongresses. Dennoch konnte das Ziel der Befreiung des Welthandels im Rahmen des GATT realisiert werden. Das GATT wurde damals zunächst als Provisorium und nur als Teil der Charta eingerichtet, wobei Belange der Entwicklungsländer entfielen (Kapitel V - Rohstoffmärkte-Regulierung), die diese heute in der Neuen Weltwirtschaftsordnung erneut verwirklichen wollen.
Es ist die offizielle Kurzbezeichnung für einen am 24.3.1948 auf der Konferenz von Havanna von 54 Staaten Unterzeichneten, aber nie in Kraft getretenen Vertrag zur Errichtung einer Internationalen Welthandelsorganisation. Mit der "Charter for an International Trade Organization", wie die Havanna- Charta offiziell heisst, sollte eine Internationale Handelsorganisation (die International Trade Organization, ITO) gegründet werden, durch die nach dem 2. Weltkrieg auf der Grundlage der Gleichbehandlung aller Handelspartner ein möglichst freies multilaterales Welthandelssystem wiederhergestellt werden sollte. In der Charta waren für den internationalen Handel folgende Prinzipien festgelegt worden: das Meistbegünstigungsprinzip, das Verbot von Diskriminierungen zwischen Mitgliedstaaten bei zugelassenen Handelsbeschränkungen, ein Abbau der mengenmässigen Handelsbeschränkungen sowie ein Verbot neuer Zollpräferenzsysteme mit Ausnahme von Zollunionen und Freihandelszonen. Allerdings enthielt die Charta auch zahlreiche Ausnahmeregelungen von diesen Prinzipien zugunsten unterentwickelter oder im Wiederaufbau befindlicher Staaten und für besondere Situationen; ausserdem erklärte sie "marktregelnde Abkommen" für land-, forst- und fischwirtschaftliche Produkte sowie für mineralische Rohstoffe und Grunderzeugnisse für zulässig. Der Vorschlag zur Errichtung einer Welthandelsorganisation kam von den USA, die im 2. Weltkrieg ihre Alliierten in verschiedenen Hilfsabkommen dazu verpflichteten, nach dem Krieg an einem gemeinsamen Aktionsprogramm zur Ausdehnung des internationalen Handelsaustausches und zur Beseitigung handelspolitischer Diskriminierungen, überhöhter Zölle und sonstiger Handelshindernisse mitzuarbeiten. Am 5. 3. 1946 setzte der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen auf amerikanischen Antrag einen Vorbereitenden Ausschuss aus Vertretern von 18 Staaten zur Ausarbeitung eines Vertragsentwurfs ein. Der Ausschuss arbeitete einen Vertragsentwurf aus und führte bereits erste Zollsenkungsverhandlungen, die am 30.10. 1947 zum Abschluss des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens führten, in dem nicht nur die vereinbarten Zollkonzessionen enthalten waren, sondern auch die im Vertragsentwurf für die Havanna-Charta enthaltenen handelspolitischen Bestimmungen, welche damit ebenfalls ab 1.1. 1948 vorläufig zur Anwendung gebracht wurden. Die Havanna-Charta trat nicht in Kraft, weil die Vereinigten Staaten das Abkommen nicht ratifizierten und die anderen Staaten daraufhin ebenfalls auf eine Ratifizierung des Abkommens verzichteten. Als Grund wird angeführt, dass das Abkommen für die USA zu viele Einschränkungen eines liberalen Handelsverkehrs enthielt und diese daher nach Inkrafttreten des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens, durch das der am liberalsten ausgestaltete Teil der Havanna-Charta vorzeitig in Kraft trat, kein Interesse mehr an einer Ratifizierung der Charta hatten.
Siehe Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (GATT)
Literatur: Jaenicke, G., Havanna-Charter, in: Strupp, Schlochauer, H.J., Wörterbuch des Völkerrechts, Bd. 1, Berlin 1960, S. 773 ff.
Kurzbez. f. die (engl.) Charta for an International Trade Organisation (ITO), die am 24.03.1949 auf einer UN-Konferenz in Havanna von 54 Staaten unterzeichnet wurde (als Ergänzung des Abkommens von Bretton-Woods). Ziel: Wiederaufbau und Integration der Weltwirtschaft auf handelspolitischem Gebiet nach dem Zweiten Weltkrieg. Es sollte - als Pendant zum Internationalen Währungsfonds (IWF) - eine Internationale Handelsorganisation (ITO) errichtet werden. Dazu kam es nicht, weil die USA die H. Ch. nicht ratifizierten. Der handelspolitische Teil führte aber 1948 zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT), dem bis Ende 1994 einzigen internationalen Abkommen zur Schaffung einer internationalen Welthandelsorganisation. Erst am 01.01.1995 wurde dann die Welthandelsorganisation (WHO/WTO) gegründet.
Welthandels-Charta, die nach mehreren vorbereitenden Konferenzen am 24.3.1948 in Havana von 53 Staaten unterzeichnet wurde. Sie war als Grundlage für eine Internationale Handelsorganisation (International Trade Organization; ITO) konzipiert und sollte im Bereich des Welthandels das Abkommen über den Internationalen Währungsfonds ergänzen. Bereits 1947 wurde jedoch ein Teil des Vertragswerkes (v.a. unter Aussparung der für die Entwicklungsländer relevanten Abschnitte) als Interim-Abkommen unter der Bezeichnung Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (GATT) unterzeichnet und am 1.4.1948 in Kraft gesetzt. Da die Errichtung der ITO 1950 endgültig an der Nichtratifizierung der Havana-Charta insbes. durch die USA scheiterte, bilden das GATT und die - Welthandelsorganisation (WTO) bis heute die Grundlage der Welthandelsordnung.
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