eignen sich für Modellrechnungen zu den Auswirkungen alternativer politischer Massnahmen, insb. im Rahmen der Finanz- und Sozialpolitik, da hierbei mikroökonomische Bestimmungsfaktoren und individuelle Charakteristika von entscheidender Bedeutung sind. Mikrosimulationsmodelle wurden vor allem in den USA, Schweden und der Bundesrepublik Deutschland entwickelt und angewandt. In den USA werden statische Ansätze seit 1963 benutzt, so z.B. zum Vergleich alternativer Steuerszenarien oder für die Diskussion verschiedener Wohlfahrtsprogramme im Rahmen der Familien- und Gesundheitspolitik. Eine breite Anwendung in der praktischen Politik hat der TRIM-(Transfer Income Model) Ansatz z.B. für Politiksimulationen zu Problemen der Einkommensteuerreform, für Energie- und Wohngeldprogramme gefunden. Auch das MATH-(Micro Analysis of Transfers to Households) Modell wurde zur Abschätzung der Auswirkungen von Energie- und Wohlfahrtsprogrammen eingesetzt. Das erste dynamische Mikrosimulations- modell wurde bereits Ende der 50er Jahre von Guy H. Orcutt u.a. entwickelt. Zwischen der Veröffentlichung erster Ergebnisse 1961 und der ersten abgeschlossenen sozio-ökonomischen Simulationsstudie lagen jedoch 15 Jahre. Mit dem Mikrosimulationsmodell DYNASIM (Dynamic Simulation of Income Model) wurden Modellrechnungen z.B. für Probleme der Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und des Familienlastenaus- gleichs durchgeführt. In Schweden wurde zum ersten Mal ein mikroanalytisches Modell des Unternehmenssektors im Industrial Institute für Economic and Social Research (Stockholm) entwickelt und für Simulationen im Rahmen der Fiskalpolitik verwendet. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Entwicklung von Mikrosimulationsmo- dellen von der Sozialpolitischen Forschergruppe Frankfurt-Mannheim (SPES-Projekt) initiiert. Sie hat auch erste Versionen statischer Modelle vorgestellt, die z. B. zur Analyse von Vorschlägen zur Steuerreform oder zu Massnahmen im Bereich der Rentenversicherung herangezogen wurden. Das erste dynamische Mikrosimulationsmodell für die Bevölkerungsentwicklung entstand 1974 im SPES-Projekt. Die Arbeiten des SPES-Projekts wurden im Rahmen des Sonderforschungsbe- reichs 3 "Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik" fortgeführt, von dem ein komplexes dynamisches Querschnittsmodell sowie eine einfachere Längsschnittsvariante (Kohortensimulation) entwickelt wurden. Mit Hilfe dieser Modellversionen konnten detaillierte Modellrechnungen zu den Alternativen der Rentenreform durchgeführt werden. Literatur: Krupp, H.J. u.a. (Hrsg.), Alternativen der Rentenreform 84, Frankfurt a.M., New York 1981. Orcutt, G. u.a., Microanalysis of Socioeco- nomic System: A Simulation Study, New York 1961. Haveman, R./Hollenbeck (Hrsg.), Microeco- nomic Simulation Models of Public Policy Analysis, New York u.a. 1980. Merz, /., Microsimulation. A Survey of Principles, Developments and Applications, in: International Journal of Forecasting, Vol. 7 (1991), S. 77 ff.
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