Bezeichnung des —Marxismus für die dialektische Einheit von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, auch ökonomische Gesellschaftsformation oder Wirtschaftssystem genannt. Mit Urgesellschaft, Sklavenhaltergesell schaft, Feudalgesellschaft, Kapitalismus und Sozialismus/ Kommunismus unterscheidet der —Marxismus fünf verschiedene Produktionsweisen. Sie sind nach marxistischer Auffassung nicht durch übergeordnete Wertvorstellungen und Ideen, sondern vorrangig durch materielle Bedingungen bestimmt und unterliegen der Zwangsläufigkeit des Geschichtsprozesses nach Massgabe des —historischen Materialismus. Diese zwangsläufige Abfolge der ökonomischen Gesellschaftsformationen ist jedoch inzwischen widerlegt. Sie trifft z. B. nicht auf asiatische und afrikanische Kulturen zu, für die sich die spezifisch europäische Erscheinung des Feudalismus nicht in gleicher oder verwandter Form nachweisen lässt. Auch die Ablösung des Kapitalismus durch den Sozialismus hat sich nicht nach den Marxschen Entwicklungsgestzen vollzogen: In Russland hat Lenin die Revolution ohne Rücksicht auf einen entsprechenden Reifestand der Produktionsverhältnisse und ohne revolutionäres Proletariat — nach Marx unerlässliche Vorbedingungen einer Revolution durchgeführt; in den osteuropäischen Ländern war der Aufbau des Sozialismus das Ergebnis der Sowjetisierungspolitik Stalins nach dem 2. Weltkrieg. Trotz wiederholter Reformen, die als Entwicklungsetappen der sozialistischen Gesellschaftsformation auf dem Weg zum —Kommunismus interpretiert wurden, gelang es in keinem dieser Länder, die für den Kommunismus erforderliche materiell-technische Basis zu schaffen. Vielmehr kam es Ende der 80er Jahre zum Zusammenbruch der sozialistischen Produktionsweise und zum Übergang bzw. zur Wiederherstellung von marktwirtschaftlichen Produktionsverhältnissen.
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