Variante der Strukturpolitik, nach der die Strukturbestimmung mittels dezentraler marktwirtschaftlicher Planung und Lenkung durch wirtschaftsstrukturelle Ziele staatlicher Organe oder gesellschaftlicher Gruppen modifiziert oder ersetzt wird. Einheitliche Auffassungen über Umfang, Eingriffsintensität und Verbindlichkeit der Strukturplanung gibt es nicht; sie hängen von der — kontroversen Beurteilung der Leistungsfähigkeit des markt- wirtschaftlichen Entscheidungsverfahrens und seiner Ergebnisse ab. Die Strukturplanung soll \'jedoch über die Planung und Koordinierung öffentlicher Infrastrukturinvestitionen (—Bundesentwicklungsplan) hinausgehend auch den privatwirtschaftlichen Bereich einschliessen. Die am weitesten reichende Strategie ist die direkte bzw. imperative Strukturplanung, die eine ex ante fixierte Wirtschaftsstruktur als Zielgrösse vollzugsverbindlich festlegt. Dieser Strategie entsprach die in den 70er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland diskutierte Konzeption der gesellschaftlichen Investitionslenkung. An die Stelle der marktmässigen Allokation der Investitionen sollte eine Investitionskontrollbehörde treten, deren Entscheidungsgrundlage die anhand einer demokratisch ermittelten Bedarfsrangskala zu realisierende Wirtschaftsstruktur sein sollte. Die indirekte bzw. indikative Strukturplanung ist demgegenüber konzeptionell nicht auf Systemtransformation angelegt. Die staatlichen Strukturprojektionen, die die erwünschte und für realisierbar gehaltene Strukturentwicklung darstellen, sind für die privaten Unternehmen nicht verbindlich; durch die Verbindlichkeit für den öffentlichen Sektor und flankierende Massnahmen (insb. finanzielle Anreize) soll jedoch auf ein plankonformes Verhalten der privaten Investitionstätigkeit hingewirkt werden. Angesichts der bislang fehlenden informationellen Voraussetzungen und prognostischen Schwierigkeiten wird die indikative Strukturplanung von Kritikern wie Hans-Rudolf Peters als "bestenfalls überflüssig" bezeichnet. Literatur: Besters, H., Neue Wirtschaftspolitik durch Angebotslenkung, Baden-Baden 1979. Peters, H.-R., Sektorale Strukturpolitik, München, Wien 1988.
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