ordnungspolitische Massnahme, bei der sämtliche konstitutiven Elemente einer Wirtschaftsordnung durch andere ersetzt werden und sich damit der Grundtyp der bestehenden Wirtschaftsordnung verändert. Beispiele für solche Systemtransformationen sind der Übergang von einer kapitalistischen Marktwirtschaft zu einer sozialistischen Planwirtschaft (Zentralverwaltungswirtschaft) in Russland nach 1917 und in China nach 1949 sowie der umgekehrte Übergang von einer Zentralverwaltungswirtschaft zu einer privatwirtschaftlichen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg und in der ehemaligen DDR nach der deutschen Vereinigung seit 1990. Aktuelle Bedeutung haben Fragen der Systemtransformation durch die jüngsten gesellschaftlichen Umwandlungen innerhalb der osteuropäischen Länder erhalten. Dort zielten in der Vergangenheit durchgeführte Wirtschaftsreformen z. B. im Rahmen des Prager Frühlings, der polnischen Wirtschaftsreformen und des ungarischen Wirtschaftssystems auf die Einführung einer dezentralen Planungsordnung unter Beibehaltung des staatlichen Eigentums und damit auf den Übergang zu einer sozialistischen Marktwirtschaft ab. Diese Reformen liessen die Eigentumsordnung als konstitutives Element der bestehenden Wirtschaftsordnung unangetastet, veränderten kaum die bestehenden Wirtschaftsabläufe und mussten letztlich scheitern. Die jüngsten Massnahmen beabsichtigen deshalb, neben der Planungsordnung auch die Eigentumsordnung und sämtliche anderen systemprägenden Elemente der alten Wirtschaftsordnung zu verändern und das Wirtschaftssystem in eine Spielart einer privatwirtschaftlichen Marktwirtschaft zu transformieren. Diese Transformation des Wirtschaftssystems ist wegen der —Interdependenz der Ordnungen auch mit einer Transformation der übrigen Bestandteile der Gesellschaftsordnung verbunden. Kontrovers wird derzeit innerhalb und ausserhalb der Transformationsländer die einzuschlagende Transformationsstrategie diskutiert, also die Frage, wie, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Reihenfolge (Sequenz) die erforderlichen Transformationsschritte durchgeführt werden sollen. Dieses Strategieproblem entsteht, sobald der einzuschlagende Weg als entscheidend für die Höhe der mit einem Übergang zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung unweigerlich verbundenen einzel- und gesamtwirtschaftlichen Kosten angesehen wird; als "optimal" gilt dabei jene Strategie, die diese Kosten möglichst gering hält und damit die politische Akzeptanz des Transformationsprozesses wenig beeinträchtigt. Obwohl solche Fragen von einiger theoretischer Bedeutung sind, verzögert eine breite Strategiediskussion in der politischen Praxis eine schnelle Inangriffnahme des Tansformationsprozesses und kann damit den Übergang zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung weitaus stärker gefährden, als dies bei einer zügigen, aber "suboptimalen" Strategie der Fall wäre. Literatur: Hartwig, K.-H./Thieme, H. J. (Hrsg.), Transformationsprozesse in sozialistischen Wirtschaftssystemen: Ursachen, Konzepte, Instrumente, Heidelberg 1991. Kloten, N., Zur Transformation von Wirtschaftsordnungen, in: ORDO, Bd. 40 (1989), S. 99 ff. Schüller, A./Barthel, A., Transformation von Wirtschaftssystemen, in: WiSt, 18. Jg. (1990), S. 68 ff.
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